Home > Sitcom > I didn’t get where I am today by doing remakes!

I didn’t get where I am today by doing remakes!

„The Fall and Rise of Reginald Perrin“ ist eine dieser 70er-Jahre-Sitcoms, die für Briten meiner Generation kindheitsprägend waren; die Catchphrase I didn’t get where I am today by (hier irgend etwas Abseitiges einsetzen) kennt in England noch heute so ziemlich jeder. Perrin, gespielt vom hervorragenden Leonard Rossiter (außer in der ebenfalls epochalen Sitcom „Rising Damp“ auch in Kubricks „2001“ und „Barry Lyndon“ zu sehen), Reginal Perrin also war eine klassische Sitcom-Figur: Ein höherer Angestellter mit Vorstadthäuschen, glücklichem Familienleben und einer ausgewachsenen Midlife Crisis, die ihm seine sinnlose Tätigkeit, die einfältige Sekretärin, den selbstgefälligen „I didn’t get where I am today“-Boß und seine speichelleckenden Kollegen völlig unerträglich macht. Perrin beginnt in der ersten Staffel, sich zunehmend in Tagträume zu flüchten und merkwürdig zu benehmen und täuscht schließlich Selbstmord vor, um der Stupidität seines Alltags zu entkommen; als er (in der zweiten Staffel) ein kleines Geschäft für Quatsch eröffnet, um damit vorsätzlich zu scheitern, beginnt jedoch ein ungeahntes Comeback.

Ein solches nationales Heiligtum neu zu verfilmen, ist natürlich heikel. Wenn man aber, wie ich, das Original kaum gucken konnte, weil es für heutige Verhältnisse doch allzu behäbig inszeniert und mir die britische Gentleman-Attitüde auch zu fremd ist, die kein Klagen über persönliche Malaise zuläßt und Perrins Verhalten umso tabubrechender macht — dann kann man, glaube ich, über die in England gerade ausgestrahlte Sitcom „Reggie Perrin“ (freitags um 21.30 Uhr, BBC1) einigermaßen unvoreingenommen urteilen. Und so urteile ich: Gähn. Puh. Na ja.

Daß „Reggie Perrin“ so schwach ist, liegt eher nicht an Martin Clunes („Men Behaving Badly“) als Perrin, schon eher an Autor Simon Nye (ebenfalls „Men Behaving Badly“ sowie „Hardware“), der den Autor der Ur-Serie David Nobbs hier als Co-Autor zur Seite hatte, und mit Sicherheit an den schwachen Witzen, die von umso furioserem Gelächter begleitet werden (das aus einer abgelaufenen Konserve zu kommen scheint). Der heutige Reggie sitzt im Vorortzug umgeben von Leuten mit Ohrstöpsel-Kopfhörern und Laptops und leidet daran, daß die Menschen es verlernt haben, miteinander zu reden — ach je ach je. Und daß er seine Aktentasche jeden Morgen einfach unachtsam in sein Büro feuert, statt damit wie der alte Reginald wenigstens nach dem Kleiderständer zu zielen (und auch oft zu treffen), ist schon symptomatisch, auch wenn ich gerade nicht weiß wofür. So muß ich also auf einen Schlußakkord in Moll enden: „Reggie Perrin“ muß man nicht sehen, und „The Fall and Rise of Reginald Perrin“ auch nur, wenn man vorher schon alles aus den Achtzigern, den Neunzigern und dem Besten von heute gesehen hat. I’m very sorry.

  1. Dashcroft
    6. Mai 2009, 11:22 | #1

    30 Jahre nach Ausstrahlung der letzten Staffel einer Serie (und knapp 25 Jahre nach dem Tod des Hauptdarstellers) ein Sequel zu drehen ist eben generell keine gute Idee. Als nächstes dann hoffentlich nicht: Remakes von It Ain’t Half Hot Mum, Are You Being Served?, Two’s Company und — oho! — Happy Ever After/Terry & June.

  2. 6. Mai 2009, 11:46 | #2

    wobei mich ein remake von sowas schön protorassistischem wie „it ain’t half hot mum“ ja mehr interessieren würde als die von reginald perrin…!

  3. 19. Mai 2009, 18:32 | #3

    Oliver, ich stimme Deiner Einschätzung so nicht zu. Nach den ersten 4 Folgen finde ich die Serie nämlich gar nicht so übel, man sieht sich irgendwie hinein. (Das ging mir neulich mit den „The Old Guys“ ähnlich.)
    Das Gelächter ist am Anfang wirklich etwas penetrant, das Ensemble muss sich auch erst noch etwas einspielen, aber aus den in den Figuren vorhandenen Grundkonflikten kann man mit etwas mehr Mut (jaja, gut, es ist eben BBC1) sowie Feintuning in einer 2. Staffel durchaus etwas machen.

    Denn wenn wir mal ehrlich sind – die erste Staffel von „Men Behaving Badly“ war in meinen Augen auch nicht die große Wucht.

  1. Bisher keine Trackbacks