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Archiv für Oktober, 2009

Die berühmtesten Fotos der Welt…

23. Oktober 2009 Keine Kommentare

…nachgestellt von britischen Comedians finden sich dort drüben beim Guardian (gut, genaugenommen sind es Outtakes aus dieser Fotoserie). Bitte klicken Sie sich so lange durch, bis es hier weiteren Premium-Content gibt!

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Die Top-10-Britcoms der 00er-Jahre: Platz 8

21. Oktober 2009 10 Kommentare

Platz acht festigt einen Trend, der sich durch die weiteren Plazierungen in meinen höchst persönlichen Britcom-Charts fortsetzen wird: Den zur cringe comedy. Peinliche Momente, in denen der Zuschauer kaum anders kann, als vor Fremdscham im Sofa zu versinken oder sich in distanzierendes und insofern rettendes Gelächter zu flüchten — das war DER Comedy-Trend der nuller Jahre. Vielleicht war die britische Sitcom der letzten Dekade auch deshalb nicht mehr so mehrheitsfähig wie (und damit leider auch ein bißchen weniger relevant als) früher: Weil sie alle ausschloß, die nicht bereit waren, sich solchermaßen unangenehmen Situationen auszusetzen. Andererseits war britische Fernsehkomik dadurch auch englischer denn je und das genaue Gegenteil deutscher Comedy, die immer noch weitgehend integrativ ist und möchte, daß alle zusammen lachen und es möglichst gemütlich haben.

Auf Platz acht findet sich die zweite Serie des Großmeisters der cringe comedy, Ricky Gervais, die nicht ganz so böse ist wie seine erste, es aber nichtsdestoweniger unter die besten zehn geschafft hat:

Platz 8: „Extras“ (2005 – 2007, BBC2/HBO)topten08a

Fatale Selbstüberschätzung ist einer der schnellsten Wege zu Demütigung, und Andy Millman (Gervais) mangelt es daran niemals: Der Film- und Fernsehstatist hängt fest an seinem Glauben, ein verkanntes Schauspieltalent zu sein, und bringt sich durch diese Fehlwahrnehmung permanent in Verlegenheit, vor wie hinter den Kulissen. Umso mehr, als er neben Größen des Fachs wie Ben Stiller, Kate Winslet und Samuel L. Jackson spielen muß und keine Gelegenheit ausläßt, von einem ins nächste Fettnäpfchen zu treten: Er versucht, aus seiner Komparsenrolle in einem Balkankriegsdrama eine kleine Sprechrolle zu machen, und belästigt damit den schwer traumatisierten Autor, der im Kosovo Frau und Kind verloren hat, auf dem Set. Er gratuliert Jackson für seine Rolle in „The Matrix“ und gibt sich, weil er ihn mit Laurence Fishburne verwechselt, indirekt als Rassist zu erkennen, der einen Schwarzen nicht vom anderen unterscheiden kann (Edit: genaugenommen war es Maggie, die Jackson mit Fishburne verwechselt hat, siehe Kommentare). Er versucht sich an David Bowie ranzuwanzen, was damit endet, daß der ihn mit einem improvisierten Schmäh-Lied öffentlich bloßstellt.

Zur Seite stehen Andy sein törichter Agent Darren (Stephen Merchant) und Maggie Jacobs (Ashley Jensen), ebenfalls Komparsin und ein Quentchen einfältiger als Andy; zusammen ergeben Andy und Maggie einen double act, der von ferne an Stan Laurel und Oliver Hardy erinnert: Maggie in der Rolle des naiven Stan, Andy in der des genervten Olli. Die Ähnlichkeit der Mimik ist stellenweise verblüffend.

In der zweiten Staffel hat Andy es zu einer eigenen BBC-Sitcom gebracht („When The Whistle Blows“), doch schnell ist klar, daß die Herabwürdigungen damit längst kein Ende haben: Andy wird so lange gezwungen, Kompromisse zu machen, bis sein ehrgeiziges Comedy-Projekt zur Doofi-Sitcom mit der schlichten catchphrase „Are you having a laugh?“ samt „funny wigs and glasses“, lustigen Perücken und dicken Brillen, verkommen ist (ein Schelm, wer an deutsche Sitcoms á la Atze Schröder dabei denkt). Peinlicher noch als seine schlimm schlechte Sitcom, für die sich Andy bald sehr schämt, ist nur: ihr phänomenaler Erfolg, der dazu führt, daß Andy bald von Kritikern beschimpft wird und von bescheuerten Fans verfolgt, die nichts anderes von ihm wollen, als daß er seine Cathphrase aufsagt — wieder und wieder und wieder… Im Weihnachts-Special schließlich hat Andy es geschafft, ein Fernsehstar zu werden, während Maggie ihre Karriere zugunsten eines Putzjobs aufgegeben hat.

In „Extras“ konnte man Ricky Gervais auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Comedylaufbahn sehen: „The Office“ hatte ihm, der zuvor völlig unbekannt gewesen war, alle Türen geöffnet. Britische Prominenz von Patric Stewart bis Orlando Bloom standen Schlange, um in seinen Produktionen mitspielen zu dürfen, selbst Hollywood-Stars wie Robert DeNiro wollten dabeisein. Gervais nutzte die Gelegenheit, um die Film- und Fernsehwelt zu karikieren, griff dafür aber zu konventionelleren Methoden als zuvor bei „The Office“: Statt dessen Mockumentary-Stil (und damit sich selbst) zu kopieren, entwarf Gervais „Extras“ als traditionellerer Sitcom (eine Kamera, kein laugh track) — was ihm Fans prompt übel nahmen, die etwas ähnlich abgründig-bitteres wie „The Office“ erwartet hatten. Diesen Erwartungen zu entsprechen, wäre allerdings schwerlich möglich gewesen. „Extras“ aber war bei genauerer Betrachtung immer noch böse und brillant genug, um als würdiger Zweitling in die Geschichte einzugehen.

Ali was so 1983

18. Oktober 2009 5 Kommentare

Ich fasse es einfach nicht…

bruno_wallraff

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In the News (7)

17. Oktober 2009 3 Kommentare

Monty Pythons überlebende Mitglieder (plus ein cardboard cut-out von Graham Chapman) haben sich wiedervereinigt: in New York, um einen Spezial-Bafta entgegenzunehmen. Die London Times berichtet von der Feier, ebenso der Guardian, der auch noch einen Clip hat, auf dem Eric Idle wie ein Gebrauchtwagenhändler aussieht. In der Times wiederum darf „Top Gear“-Petrolhead Jeremy Clarkson in seiner Kolumne berichten, wie sein Vater ihn mit neun aus dem Bett geholt hat, um ihm Monty Python zu zeigen, und entpuppt sich als inoffizielles Mitglied der „Dead Parrots“ (dem Pub Quiz-Team aus „The Office“).

Ricky Gervais darf, apropos „The Office“, den Fragebogen im Guardian ausfüllen („The most significant event of the decade? The war on terror. Or writing an episode of The Simpsons. It’s hard to choose, isn’t it?“).

Peter Capaldi, der ewig fluchende Spin Doctor Malcolm Tucker in Armando Iannuccis genialem Film „In the Loop“ und der vorangegangenen Serie „The Thick of It“, darf sich zur kommenden Staffel eben dieser Serie im Guardian äußern (gibts eigentlich auch andere Zeitungen auf dieser komischen Insel?).

Curb Your Enthusiasm gewidmet ist schließlich eine Eloge in der Times, die sich mit den speziell jüdischen Aspekten der Serie befaßt, und

ich gehe jetzt wieder ins Bett, Herrschaften, das Buchmessenfest gestern war sagenhaft, und dementsprechend aufgequollen fühlt sich mein Kopf jetzt auch an innendrin, aber das ist angesichts der sensationellen Feier nur angemessen und nicht weiter schlimm. Nur meine goldene Uhr, die ich zum Abschluß meiner beinah zehn Dienstjahre bei TITANIC gestern abend ja wohl bekommen haben muß, kann ich irgendwie nirgends finden. Dafür hat Gärtner jetzt vermutlich zwei. Sei’s, wie es sei. Gute Nacht!

Die Top-10-Britcoms der 00er-Jahre: Platz 9

14. Oktober 2009 8 Kommentare

Eines meiner Hauptkriterien dieser Britcom-Top 10 des ausgehenden Jahrzehnts ist, das erwähnte ich schon bei Platz 10 („Black Books“), die leichte Zugänglichkeit von Serien. Das bedeutet: Das Verhältnis von Dialogwitz und visual gags muß stimmen, die Geschichte muß ein gewisses Tempo haben und sollte in einem Setting stattfinden, das uns Kontinentbewohnern auch ohne intime Kenntnisse der britischen Kultur zugänglich ist.

Platz 9 meiner Charts entspricht allen diesen Kriterien auf das Hervorragendste und erschien deshalb offenbar auch hiesigen Fernsehschaffenden so anschlußfähig, daß sie eine deutsche Version davon drehten. Die war nicht wirklich gut, hielt sich aber immerhin weitgehend an die Vorlage und war deshalb auch nicht ganz schlecht. Die Rede ist von

Platz 9: „The Worst Week of My Life“ (2004 – 06, BBC1)topten09

Die letzten sieben Tage vor der Hochzeit von Mel (Sarah Alexander) und Howard (Ben Miller) entwickeln sich zur reinen Katastrophe: Was schiefgehen kann, geht schief. Das beginnt bei kleineren Mißgeschicken — dem Ehering, der ins Waschbecken fällt — und endet damit, daß der Hund der Schwiegereltern tot ist, ihr Auto kaputt, die Oma im Krankenhaus und das Haus mit Haßparolen beschmiert. Howard, Sohn eines Klempners, hat von Anfang an bei den snobistischen Eltern seiner Zukünftigen keinen leichten Stand. Aber dadurch, daß er immer verzweifelter versucht, doch noch alles ins Lot zu bringen, indem er lügt, hinhält, vertuscht, was nur geht, macht er Zug um Zug alles immer noch schlimmer: Mit jeder Folge, die je einen Tag der Woche erzählt und meist mit einem hübschen Cliffhanger endet, wird das Chaos größer, liegen die Nerven blanker. Howards einziges und großes Glück ist, daß seine Frau ihn wirklich liebt und zu ihm hält. Doch auch ihre Leidensfähigkeit hat Grenzen.

„The Worst Week of My Life“ hat alle Zutaten einer klassischen Farce: Unwahrscheinliche Zufälle, sprachlichen Witz und ein rasantes Tempo, das sich immer noch steigert. Die Slapstickmomente sind erfrischen gewalttätig, werden aber durch den betont klassischen Sitcom-Rahmen (eine Kamera, kein laugh track) aufgehoben. Infolgedessen gibt es zwar höchst peinliche cringe comedy-Momente, sie sind aber nie so schmerzhaft, so schneidend böse sind wie etwa bei „The Office“, sondern immer burlesk-komisch. „The Worst Week“ ist also familienkompatibel, einerseits, schafft es aber andererseits, innerhalb dieser Harmlosigkeit erschütternd komische Übertreibungen einzubauen, die mich hin und wieder zum Japsen gebracht haben vor Vergnügen.

Auch diese Britcom, wie schon „Black Books“, ist für britische Verhältnisse eher warm, weil zumindest die unverbrüchliche Liebe zwischen Mel und Howard für emotionale Akzente sorgt, die in schwärzeren Britcoms generell fehlen. Unter anderem deswegen dürfte es auch für den amerikanischen Markt adaptiert worden sein. Der bevorzugt ja, ähnlich wie der deutsche, Sitcoms, die unter aller Komik einen Boden der Freundschaft/Familie einziehen, der Sicherheit gibt und gewährleistet, daß niemand alleine bleibt — friends will be there for you. So verlogen ich das finde, und so sehr ich die kalten Britcoms bevorzuge, in denen die Figuren wissen, daß alles Arsch ist und keine Familienbande stark genug sind, einen in einer kalten Welt voller Arschlöcher zu trösten: Für „The Worst Week of My Life“ mache ich eine Ausnahme.

Auf zwei Staffeln hat es „Worst Week“ gebracht, in der zweiten geht es um die letzte Woche vor Mels Niederkunft, plus ein mehrteiliges Weihnachts-Special („The Worst Christmas…“); da das Rezept aber je das gleiche war, ist die erste Staffel die bessere, weil überraschendere, ohne daß die Fortsetzungen aber wirklich schlechter wären. Dafür sorgt neben den Drehbüchern von Mark Bussell und Justin Sbresni in erster Linie der hochkarätige Cast, neben Miller („Moving Wallpaper“) und Alexander („Coupling“, „Green Wing“) vor allem die liebenswürdige Alison Steadman („Gavin & Stacey“) und Geoffrey Whitehead als Howards Schwiegereltern.

Wenn die eigene Frau schon mal ein Buch schreibt…

12. Oktober 2009 4 Kommentare

…dann muß man es ja wohl in seinem Blog verlinken, auch wenn es gar nichts mit Britcom, nicht mal was mit Komik zu tun hat, sondern die neue „Bibel der Anti-LOHAS“ werden wird. Wer jetzt eins bestellt, kann später sagen, er sei einer der ersten gewesen! Also jetzt bestellen: Ende der Märchenstunde: Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt von Kathrin Hartmann. Heute erschienen, in diesen Minuten ausgeliefert und ab morgen in allen gutsortierten Buchläden.

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