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Weihnachtsbilanz 2009

Gesehen:

  • „Benidorm“ (2007 — 09, ITV1)
    Die zweite Staffel ist tatsächlich schon um einiges lustiger als die erste; das Special geht ebenfalls klar, obwohl es einer Filmparodie bei weitem zu viel Raum gibt. Die dritte Staffel schafft etwas erstaunliches: Sie macht die Sitcom zum Comedy-Drama, verlängert jede Folge auf 45 Minuten, gibt den Figuren mehr Tiefe und mehr Handlung, schießt aber gleichzeitig in jeder Folge ca. zweimal mit irgendwelchen aberwitzigen Gag-Gimmicks über’s Ziel hinaus — und kriegt doch noch die Kurve. In der letzten Folge war einer der lustigsten Gags, die ich dieses Jahr gesehen habe. Wer auch immer mir hier in den Kommentaren empfohlen hat, nach der ersten Staffel dranzubleiben: Herzlichen Dank.
  • „The Armstrong And Miller Show“ (2007 — 09, BBC1)
    Moderne Sketch-Comedy mit einem double act, der überrascht, weil Alexander Armstrong und Ben Miller sich in ihrem trockenen Understatement sehr ähnlich sind. Dementsprechend gibt es keine klassische Rollenverteilung zwischen straight man und funny man, stattdessen setzen die beiden auf ihre schauspielerischen Talente. Wiederkehrende Figuren sind u.a. zwei Royal Air Force-Piloten während des Zweiten Weltkriegs, die sich im respektlosen Slang heutiger Teenager unterhalten, Steinzeitmenschen, die zum ersten mal modernen Themen wie Smalltalk, Kunst oder Vorstellungsgespräche begegnen, und der geschiedene Vater, der seinem Sohn (Tyger Drew-Honey, „Outnumbered“) in fürsorglichen Tonfall brutal ehrliche Antworten auf unschuldige Fragen wie „warum habt ihr euch scheiden lassen?“ gibt: „Um ehrlich zu sein: daran bist du schuld, mein Sohn…“

  • „Christmas at the Riviera“ (1997, ITV)
    Ein Weihnachtsfilm von den Autoren von „Worst Week of My Life“ Mark Bussell und Justin Sbresni mit prominentem Cast (Alexander Armstrong, Rasmus Hardiker, Katherine Parkinson, Reece Shearsmith, Geoffrey Whitehead), aber ohne den letzten zündenden Funken, der die Geschichte um den tolpatschigen zweiten Hotelmanager (Shearsmith) und die Katastrophen, die sich in seinem Hotel (dem „Riviera“) anbahnen, zum Brennen gebracht hätte. Trotzdem solide Unterhaltung.
  • „The Thick of It“ (2005 — 09, BBC4/BBC2)
    Es ist beinahe ein Wunder, wie Armando Iannucci und seine Leute es geschafft haben, diese Serie ohne ihren Hauptdarsteller nicht nur am Leben zu erhalten, sondern auf gleichem, wenn nicht noch höherem Niveau fortzuführen. Aber Rebecca Front („Alan Partridge“, „Nighty Night“) ist ein adäquater Ersatz für Chris Langham, und Peter Capaldi als cholerischer Spin Doctor, der die Minister der britischen Regierung als Schießhund des Premiers auf Trab hält, ist ohnehin das eigentliche Rückgrat dieser aktualisierten Version von „Yes, Minister“.
  • „Beautiful People“ (2008 — 09, BBC2)
    Erst zwei Folgen dieser ziemlich schwulen Sitcom um zwei Teenager in Reading, die ihre Idee von „Camp“ gegen alle Welt, aber mit Rückhalt ihrer Eltern durchsetzen, habe ich besichtigt — werde mich aber nach der ersten Staffel noch einmal dazu auslassen.
  • „Charlie Brooker’s Screenwipe — Review of the year 2009“
    war so gut wie Charlie Brooker immer ist, und

nicht gesehen

habe ich bislang das „Outnumbered“-oder überhaupt irgendein Weihnachtsspecial. Kommt aber noch.

  1. Ralf
    29. Dezember 2009, 19:10 | #1

    Als ich heute morgen die Süddeutsche Zeitung aufgeschlagen habe, musste ich fast kotzen. Nicht wegen dem Gesicht Ralf Husmanns, das mir da auf Seite drei entgegengrinste, sondern wegen dem sehr umfangreichen dazugehörigen Bericht. Man kann „Stromberg“ ja meinetwegen toll finden und auch über den grünen Klee loben, aber dass ein gestandener Journalist wie Holger Gertz so einen einseitigen Unsinn zusammenschwadroniert, das ist schon erschütternd.
    Zwar wird in einem winzigen Absatz immerhin darauf hingewiesen, dass „Stromberg […] eine Adaption von ‚The Office‘ von der BBC“ sei, darüberhinaus erfährt man aber lediglich, dass „auch The Office […] eine vorgetäuschte Langzeitdokumentation“ ist. Man kann hier natürlich kaum erwarten, dass ernsthaft ein qualitativer Vergleich dieser beiden Serien stattfindet, dass aber kein einziges Wort über den wegweisenden und weltumspannenden Erfolg von „The Office“ verloren wird und auch konsequent die Tatsache verschwiegen wird, dass Husmann und Pro7 eine ganze Staffel lang – bis zur Intervention der BBC – so getan haben, als sei „Stromberg“ ein originäres Format, das grenzt schon an Vorenthaltung von Informationen. Offensichtlich sollte nichts die Leistung dieses Humorgiganten schmälern.
    Der Gipfel ist aber folgender Satz: „Ricky Gervais ist ein brillanter britischer Stromberg“. Dankeschön für diese Entdeckung, Holger Gertz.

  2. 29. Dezember 2009, 19:46 | #2

    ja, ich fand es heute morgen auch verblüffend, was ohne erkennbaren anlaß zum seite-drei-thema in der süddeutschen werden kann. aber hey, das ist eine meinungsseite, und wenn gertz der meinung ist: das ist spitze! – dann paßt er vermutlich gut in die sz, deren humorverständnis man ja regelmäßig im „wochenende“ nachlesen kann…

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