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Archiv für September, 2010

Zu Unrecht vergessene Sitcoms (1): „Happiness“

20. September 2010 Keine Kommentare

Er ist keineswegs gescheitert im Leben: Danny Spencer (Paul Whitehouse) ist der Mann hinter einer beliebten Kinderfernsehsendung, in der ein Bär aus Knetgummi, eine Mischung aus Kung-Fu-Kämpfer und Krankenschwester in einer riesigen Herrenunterhose, die Hauptrolle spielt. Danny schreibt die Texte und spricht den Bär mit Namen Dexter, und hat es so zu einer C-Prominenz gebracht, die ihm einen komfortablen Lebensstandard erlaubt. Doch Danny ist nicht glücklich: Er feiert gerade seinen vierzigsten Geburtstag (sieht aber aus wie fünfzig), niemand erkennt ihn als Promi (es sei denn, er spricht mit der albernen Stimme Dexters), seine Freunde sind langweilig oder Alkoholiker (oder beides), und noch bevor die erste Episode beginnt, wird seine Frau auf dem Zebrastreifen von einem Eisverkaufswagen überfahren und stirbt. Ein erschütterndes Ereignis, aber was Danny mehr zu schaffen macht als der Tod seiner Frau selbst, ist die Tatsache, daß er gar nicht angemessen traurig deswegen ist.

„Happiness“ (BBC2, 2001 – 03) ist, in diametraler Entgegensetzung zum Titel, eine veritable Sadcom, denn Danny ist eine traurige Figur. Seine große Liebe Rachel (Fiona Allen) hat längst mit seinem besten Freund Terry (Mark Heap) zusammen Kinder, obwohl sie vom bürgerlichen Leben an der Seite eines Angestellten der London Library nicht immer begeistert ist. Die beiden Flatmates Charlie (Johnny Vegas) und Sid (Pearce Quigley), weitere Stammgäste in Dannys Pub, sind immer schmuddelig und meistens breit, obwohl sie für diese Art von studentischem Hänger-Leben längst zu alt sind. Angus (Clive Russell) ist über fünfzig und geschieden, benimmt sich aber konsequent, als wäre er zwanzig, fährt Motorrad und hüpft mit Betthasen in die Falle, die seine Töchter sein könnten. Und die beiden Tobys, die im Tonstudio arbeiten, wo Danny seine Texte einspricht, sind genau so hip und jung, wie Danny nicht ist: Während er (in der zweiten Staffel) etwa eine Szene aus „Fawlty Towers“ (schlecht) nachspielt, stehen die beiden Tobys ratlos daneben („Wer spielt denn da mit bei ‚Fawlty Towers‘?“), kommen dann aber auf ihre Lieblingsserie „Spaced“ zu sprechen und machen prompt die Shootout-Pantomime nach, die wiederum Danny konsterniert zurückläßt. (Doppelt komisch, dieser Moment, weil mit Heap und Russell gleich zwei Schauspieler aus „Spaced“ auch in „Happiness“ mitspielen.)

Überhaupt: Fernsehreferenzen! In beinahe jeder Folge tauchen in Dannys Studio Stargäste auf, und meistens führt das zu peinlichen Momenten. Sei es, weil sie Danny sagen, wie gerne sie auch mal auf der Straße nicht erkannt würden, oder weil sie einem Date mit ihm zustimmen — schließlich haben sie es sich ja nur zur Regel gemacht, niemals andere Promis zu daten. Oft erkennen sie ihn nicht einmal. Oder wollen sofort wieder weg, wie etwa Ricky Gervais, über den Danny sich kaputtlacht, weil er glaubt, der spreche mit ihm in der rechthaberischen David-Brent-Rolle. Tut er aber gar nicht.

Möglicherweise war „Happiness“ ein wenig zu düster, um ein größerer Erfolg zu werden. Möglich, daß es auch deswegen heute so in Vergessenheit geraten ist: An die erste Staffel ist auf DVD praktisch nicht mehr heranzukommen (die zweite ist aber ohnehin die stärkere und deshalb eine doppelte Empfehlung meinerseits). Der Aufwand lohnt aber, denn „Happiness“ hat Stil: die Figuren sind komplexer, als man es erwartet, es gibt die eine oder andere lustige Slapstick-Einlagen, die meistens auf das Konto des brillanten Johnny Vegas gehen, und die Storys sind zwar minimalistisch, aber bis ins Detail durchgeschrieben. Die zweite Staffel baute zusätzlich auf einen Handlungsbogen, was ein wenig zu Lasten der ersten Folge geht, die dadurch mehr Exposition als eigenständige Episode ist, aber der ganzen Serie sehr zuträglich ist. Insgesamt ist „Happiness“ ein weiterer Höhepunkt im an Höhepunkten nicht armen Leben Paul Whitehouses („The Fast Show“, „Help“, „Harry And Paul“) — wenn auch eben ein etwas vergessener.

Geschichten über Y.

18. September 2010 4 Kommentare

Er kommt in Christian Y. Schmidts neuem Anekdotenbuch „Zum ersten Mal tot: Achtzehn Premieren“ vor (verrät aber noch nicht, hinter welchem Decknamen er sich in welcher Anekdote versteckt), nun spielt er den Ball zurück und revanchiert sich mit einer mehrteiligen kleinen Anekdote über Schmidt: Murmel Clausen in seinem Blog. Weitere Anekdoten über Christian Y., gerne auch von anderen Autoren, werden ab sofort hier verlinkt!

Die Rückkehr des Nichts

16. September 2010 1 Kommentar

„Shows about nothing“ sind sooo Neunziger! Gut, „Seinfeld“ behauptete nur, „about nothing“ zu sein. In Wahrheit hatte aber natürlich jede Episode eine nacherzählbare Story, und oft sogar ein Thema, das Jerry in den ersten Staffeln meist im Anfangsmonolog umriß. Zeitgleich mit dem Ende von „Seinfeld“ aber lief in England eine Show an, die der Idee des „about nothing“ viel eher entsprach: „The Royle Family“ (1998 – 2000, BBC2/BBC1). Da sah man Woche für Woche einer Manchester Arbeiterklassen-Familie dabei zu, wie sie im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß und sich unterhielt — und allenfalls ab und zu Besuch empfing. Das ganze in Realtime, mit nur einer Kamera und auf 16-mm-Material gefilmt statt wie die meisten Sitcoms mit mindestens drei Kameras auf Video. Und mit „Storys“, die man kaum als solche bezeichnen konnte: Es ging zwar schon immer um irgendwas — aber es passierte doch so gut wie nichts.

Ein minimalistisches Konzept also, mit dem Caroline Aherne und ihre Mitautoren Craig Cash und Henry Normal anfänglich auf wenig Gegenliebe stießen. Und zwar zuallererst beim legendären Comedy-Produzenten Geoffrey Perkins, der in seiner damaligen Funktion als Head of Comedy der BBC schon in der Entwicklungsphase vehement Einwände hatte. Zum Glück konnte sich Aherne durchsetzen — und so eine der erfolgreichsten und landesweit beliebtesten Sitcoms der späten Neunziger kreieren.

Offenbar ist die „Royle Family“ nun so lange her, daß man keine Bauchschmerzen mehr haben muß, sich das Konzept einfach anzueignen. Gleich zwei Sitcoms versuchen sich derzeit in dieser Art Kammerspiel: „Roger And Val Have Just Got In“ (BBC2) in der Rentner-Version mit Dawn French und Alfred Molina. Und nun „Him & Her“ (BBC3, bislang zwei Folgen) mit Sarah Solemani und Russell Tovey („Being Human“) in der Mittzwanziger-Version der storyfreien Realtime-Sitcom.

„Him & Her“ sind Steve und Becky: arbeitslos und sexbesessen, dabei aber auch faul, schlampig und eklig. Sieht man in der ersten Folge Becky bei offener Scheißhaustür defäkieren (und anschließend nicht runterspülen), puhlt sie ihm in der zweiten Folge einen schönen dicken Popel aus der Nase und schmiert ihn ans Bettlaken. Im Bett liegen die beiden eigentlich die ganze Zeit, dort essen sie (auch wenn Kontrollfreak Steve, in dessen Wohnung wir uns befinden, das wegen der Krümel nicht so gerne hat), dort sehen sie fern (und zwar mit einer Vorliebe den spießig-langweiligen „Inspector Morse“ auf DVD), und dort empfangen sie auch Besuch: den unvermeidlichen Weirdo-Nachbarn Dan (Joe Wilkinson, der tatsächlich einige Lacher verbuchen kann), die Schwester von Becky und ihren Freund, der gleichzeitig ein Kumpel von Steve ist, und Steves Mutter, die ihm zum Geburtstag einen Dachs-Kalender schenkt und eine Flasche Ouzo („Den gab’s günstig in der Zwei-für-eins-Packung!“ — „Und wo ist deine Flasche?“). Das erinnert, wenn man nach der „Royle Family“ noch einen zweiten Vergleich braucht, sehr an „Ideal“, wo Moz in einer ebenfalls, sagen wir: leicht unhygienischen Kifferhöhle haust und Besuch kriegt. Nur daß die beiden Spießer nicht mal kiffen.

Das Publikum schien sich schon nach der ersten Episode in zwei Lager geteilt zu haben: in begeisterte Fans, die von den brillanten Skripts von Stefan Golaszewski („Cowards“) sprechen, und in eine Fraktion, die „Him & Her“ nicht begreift. Oder höchstens als Zeitverschwendung. So wie, leider mal wieder, ich. Denn auch wenn ein paar gute Gags dabei sind pro Episode: Lange Strecken der ersten beiden Folgen kamen ohne jeden Witzversuch aus. Dafür mag ich weder sie noch ihn. Sie hat, so gut sie aussieht, leider zu viele abstoßende Angewohnheiten, und er neigt zu sehr zu Hysterie und Selbstverliebtheit („You are very good at blow jobs, and I am very good at receiving them“). Und daß er ihr aus reiner Gehässigkeit das Brot unterjubelt, das eben noch mit der Butterseite nach unten auf dem gewöll-übersäten Schlafzimmerteppichboden lag: igitt. Benehmen sich Mittzwanzigjährige wirklich so? Und wenn ja: Was hält sie zusammen? Denn Hinweise auf Affekte zwischen ihm und ihr fehlen einfach, da ist kein Moment von Zuneigung oder gar Liebe — nur dauerndes Gerede über Sex, Sex und noch mal Sex.

„Ehrlich und akurat beobachtet“ nennt der Comedy-Guide das. Ich will mal hoffen, daß das nicht stimmt. Und daß BBC3 („Two Pints Of Lager And a Packet Of Crisps“, „Horne & Corden“) bald auch für etwas anspruchsvollere Mittzwanziger gute Comedy produziert.

Mutterwitz und -sprache

15. September 2010 6 Kommentare

Witze von einer Sprache in eine andere zu übersetzen, ist so eine Sache: Wortspiele gehen verloren, das Timing stimmt nicht mehr, weil vielleicht das entscheidende Verb an einer anderen Stelle im Satz steht, und möglicherweise sind die Ansichten zu bestimmten Sachverhalten im einen Kulturkreis ganz andere als im nächsten. Wie also kommt es, daß so viele internationale Comedians in England erfolgreich sind — unter ihnen etwa der Deutsche Henning Wehn?

Diese Frage stellt sich Brian Logan im Guardian unter der Überschrift „Translating Jokes into English leads comics to new punch lines“, was schon mal einen kleinen Fingerzeig liefert: denn viele comedy routines von Nicht-Engländern, wie etwa die des Niederländers Hans Teeuwen, wären kaum noch komisch, würde man sie in die Muttersprache des Comedians zurückübersetzen. Sie funktionieren nur auf Englisch. Was natürlich insbesondere dann gilt, wenn die Komik, wie im Falle Wehns, darauf beruht, daß sich ein Ausländer über die Klischees lustig macht, die sein Publikum über ihn im Kopf hat. Was nichts anderes bedeutet, als daß Comedians, sobald sie sich die englische Sprache angeeignet haben, auf Englisch völlig neue Gags, neue Comedy entwickeln. Das Handwerk ist das gleiche, die Witze aber, genau wie die Sprache, neu. Comedy scheint mithin so stark an die Muttersprache gebunden, daß es annähernd unmöglich ist, sie schlicht zu übersetzen.

Bedauerlich ist diese Erkenntnis vor allem in Hinsicht auf, jaja, keiner kann’s mehr hören, die Synchronisation englischer Comedy für das deutsche Fernsehen: Sie wird dem Original einfach niemals hundertprozentig gerecht werden können — vermutlich nicht mal siebzigprozentig. Oder wie es ein Kommentar beim Guardian beschreibt:

Seen so many bad subtitles of comedy shows here in Sweden, it’s really bad how much you lose in the translation sometimes. I must say though that I do have a theory that American comedy translates better and it is (partly) therefore it seems to have a greater reach than better British comedy. Although I cannot substanciate this claim with anything.

Switch, Switch, hurra!

10. September 2010 18 Kommentare

Eigentlich ist es erst am Dienstag so weit, aber ich kann einfach nicht mehr warten: Die neue, fünfte Staffel „Switch Reloaded“ beginnt um 22.15 Uhr auf Pro7 — und zwar mit einigen der besten Sketche, die ich je geschrieben habe! Gut, genaugenommen sind es die ersten Sketche, die ich überhaupt je geschrieben habe. Aber dafür sind sie recht lustig geworden, finde ich!

Gesehen habe ich noch nichts von der neuen Staffel, weiß aber, daß es einen Neuzugang im Ensemble gibt: Martin Klempnow („Schillerstraße“) wird u.a. Menowin Fröhlich spielen. Martina Hill wird Daniela Katzenberger, Cindy aus Marzahn und Lena Meyer-Landrut geben, Peter Nottmeier und Mike Müller werden als Q und Christian Schuller an der Seite von Max „Jorge“ Giermann in „Germany’s Next Top Model“-Parodien auftauchen, und es wird einige neue Parodien u.a. auf „Um Himmels Willen“ geben.

Falls sich übrigens jemand gewundert hat, daß es in den letzten Folgen „Switch Reloaded“ um das „neue“ virtuelle Studio der ZDF-„heute“-Nachrichten ging, bei „Wetten, dass…?“-Parodien keine Spur von Michelle Hunziker zu sehen war und Markus Lanz in seinem alten, längst ausgetauschten Studio parodiert wurde: das liegt daran, daß die Herren von Pro7 in ihrer unendlichen Weisheit entschieden hatten, die zweite Hälfte der letzten, vierten Staffel „Switch Reloaded“ erstmal ein knappes Jahr lang gut abhängen zu lassen, um sie nun vor den neuen 15 Folgen der fünften Staffel zu zeigen. Klar, Parodien werden mit dem Alter immer besser…

Es hat sensationell viel Spaß gemacht (und war natürlich eine große Ehre), für „Switch Reloaded“ schreiben zu dürfen. Ich habe auf diesem Weg, um es parodieren zu können, viel Schlimmes, aber auch Überraschendes gesehen, was ich dem deutschen Fernsehen gar nicht zugetraut hätte. Man denkt ja immer, man weiß ungefähr, was so alles versendet wird. Stimmt aber nicht. Zum Beispiel hätte ich nie gedacht, mal eine ganze Staffel „Um Himmels Willen“ zu sehen. Aber als ich erstmal vier, fünf Folgen gesehen hatte, hat’s schon fast nicht mehr weh getan. Im Gegenteil, die Serie um eine Lesbenkommune Handvoll Klosternonnen in der bayerischen Provinz entwickelt sogar einen ganz eigenen Charme, der irgendwie nicht ganz von dieser Welt ist. Wie Fritze Wepper da herumchargiert, zum Beispiel, ist schon ziemlich lustig. Bzw.: Schleift ganz schön die Kanten ab, das Zeug…

Ich bin jedenfalls schon mächtig gespannt, zum ersten Mal dieses brillante Ensemble mit den üblich tollen Masken in den hervorragend getroffenen Sets Zeug spielen zu sehen, das ich geschrieben habe! Quiiiiek!

Zum ersten Mal tot

9. September 2010 Keine Kommentare

"Zum ersten Mal tot": Erschienen bei Tiamat

Lange bevor der Bielefelder Autor Christian Schmidt das „Y.“ in seinem Namen adoptierte, wohnte er zusammen mit etlichen anderen Titanic-Redakteuren in einem großen Mehrparteienhaus im Frankfurter Nordend. Weil Christian gerade von einer seiner vielen ausgedehnten Reisen durch die ganze Welt zurückgekommen war, lud er etliche seiner Nachbarn zu sich ein, um sie mit alkoholischen Getränken zu bewirten und ihnen Fotos seiner jüngsten Abenteuer zu zeigen. Das war zu einer Zeit, als man selbst geschossene Fotos noch zu „Dias“ entwickeln lassen und sie anschließend mit einem „Projektor“ an die Wand werfen konnte.

Als der Diaabend begann, standen ungefähr fünf Kästen mit Dias bereit, und kaum war es Mitternacht, war auch schon der erste Kasten „durch“. Das lag daran, daß Christian für sein Leben gerne von den zahlreichen Eindrücken erzählte, die er auf seinen Reisen gewonnen hatte, und jedes einzelne Dia ausführlich und nicht unter fünf Minuten kommentierte und oft auch beschrieb — obwohl ja jeder sehen konnte, was das Bild zeigte. Berichte über Eisenbahnfahrten durch die Wüste Gobi, dieses Gefühl konnte einen als Zuhörer jedenfalls beschleichen, dauerten bisweilen nur unwesentlich kürzer als die Fahrt selbst. Und so fielen dem einen oder anderen Gast schon mal die Augen zu, bis Christian ihn wieder weckte, um auch den zweiten Tag seiner Reise zu schildern. Auf Gejammer und vorsichtige Hinweise, man müsse am nächsten Tag arbeiten oder wolle einfach ins Bett, reagierte Christian kurz angebunden: „Gleich! Gleich! Ich muß dir nur noch eins zeigen…“ Und, husch! war er zur Tür hinaus und kam mit einem Armvoll weiterer Diakästen zurück.

Das ging so lange, bis den Gästen, die es noch nicht geschafft hatten, unauffällig zu verschwinden, nichts mehr übrig blieb, als offen zu revoltieren: „Ich gehe jetzt heim“, verkündete der damalige Titanic-Layouter Heribert Lenz gegen halb drei Uhr nachts und stand auf. „Heribert! Nein, Heribert! Gleich, ja? Nur einen Moment!“ schrie Christian, sprang auf und zur Wohnzimmertür, drehte schnell den Schlüssel um und steckte ihn ein. Und fuhr dann fort, seinen derart eingesperrten Geiseln Dias zu zeigen, bis der Morgen graute.

Seine Zuhörer solcherart in Haft nehmen kann Christian heute leider nicht mehr, schließlich lebt er inzwischen in Peking, und er fotografiert auch gar nicht mehr mit Diafilmen. Dafür hat er nun ein Buch geschrieben, in dem er zwar nicht (wie in den letzten beiden) über seine Reisen und Erlebnisse in fremden Ländern erzählt, aber weiterhin über seinen liebsten Menschen: sich selbst. „Zum ersten Mal tot: Achtzehn Premieren“ heißt es und faßt alles zusammen, was man über Christian Y. Schmidt wissen muß: Wie er zum ersten Mal dagegen war, die erste Tracht Prügel kassierte, zum ersten Mal auf Droge war, zum ersten Mal arbeiten mußte, ratlos war, prominent oder Comedy-Söldner. Speziell diese Episode finde ich äußert lustig — vielleicht weil ich die handelnden Personen ganz gut kenne. Und die andere Episode rund um eine CD-Präsentation, die ein gewisser Frankfurter Impresario und Swami veranstaltete und die sensationell schief ging, gehört natürlich längst zum reichen Anekdotenschatz der Neuen Frankfurter Schule.

Ich bin übrigens bei der Diashow damals freiwillig geblieben, hätte also gar nicht eingesperrt werden müssen, und höre Christian noch heute gerne zu (die ersten fünf Stunden jedenfalls). Deswegen habe ich auch das Buch in einem Rutsch gelesen und dabei viel gelacht. Ob das bei anderen Menschen, die Christian nicht kennen, auch so ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ich könnte es mir gut vorstellen. Mein Tip: Einfach ausprobieren.