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Die Reise der Kindsköpfe

99 Gigs vor ingesamt 270 000 Zuschauern haben The Mighty Boosh während ihrer zweiten großen Tournee unter dem Titel „Future Sailors Tour“ absolviert; von September 2008 bis Januar 2009 waren sie durch England und Irland unterwegs. Darüber informiert uns Regisseur Oliver Ralfe zu Beginn seiner Tour-Doku „The Mighty Boosh Live: Journey of the Childmen“, die dieser Tage auf DVD erschienen ist (leider ohne UT).

https://www.youtube.com/watch?v=9HhmjJys49g?fs=1&hl=de_DE

Das sind aber auch schon die letzten Fakten, die uns der Regisseur zugesteht; wer von den Mighty Boosh-Leuten (Ralfe war selbst als Nebendarsteller zu sehen) eine irgendwie normale Dokumentation erwartet hätte, sieht sich getäuscht. Statt dessen sehen wir Backstage-Clips, gucken dabei zu, wie Rich Fulcher lustige Geräusche macht, Julian Barratt Noel Fielding mit dem Finger Kringel auf beschlagene Taxischeiben malt und Teenagermädchen hysterisch kreischen. Vor allem aber scheint Ralfe eine ausgeprägte Leidenschaft für Barratts Fieldings silberne Stiefel zu haben, er zeigt sie gerne und oft und baut am Ende sogar eine kleine Geschichte um sie herum, in der Barratt Fielding sie für irgendwelche Elfen oder Kobolde im Garten hinterlegt, die ihm im Tausch dafür einen Koffer mit Ideen überlassen. Oder so ähnlich. Kleine eingestreute Animationen im Boosh-Stil geben „Journey of the Childmen“ von Anfang an einen surrealen Touch, und Musik- wie Regie-Kniffe, Montagen und Fast-Forward-Szenen erzeugen durchaus poetische Effekte.

Auf die mittlere und lange Distanz aber fehlte dann zumindest mir doch etwas. Denn so gerne ich die drei Staffeln „Mighty Boosh“ mag (und auch die erste Live-DVD): so in der Wolle gefärbt bin ich nicht, daß mir solche Tour-Impressionen als abendfüllende Unterhaltung schon reichten. Irgendwann stellte sich bei mir das Gefühl ein, daß ich zwar The Mighty Boosh sehe, aber jemand den Dialog durch Musik ersetzt hat: Da fehlte die Geschichte, oder eben wenigstens ein paar Fakten, Hintergrund, irgendwas, das tiefer geht als die Oberfläche, die zwar schön glitzert, aber nach einer Weile nichts wirklich Neues mehr hergibt. Einer Lavalampe zuzusehen, erzielt das gleiche Ergebnis: erstmal hypnotisiert das psychedelische Wabern, aber nach einer Dreiviertelstunde kriegt man Hunger oder schläft ein oder guckt, ob es nicht doch noch was im Fernsehen gibt.

Und so hinterließ diese Große Fahrt der Kindsköpfe bei mir den Eindruck, ich hätte einem Feature aus dem Bonus-Material einer DVD zugesehen (wovon die diversen Ausgaben der letzten Live-DVD ohnehin schon reichlich mitbrachten): Ein Making of, ein Hinter-den-Kulissen oder gar irgendetwas Fangemachtes — nett, aber belanglos. Parerga und Paralipomena. Daß die DVD dann ihrerseits wiederum Extras mitbringt (u.a. Martin Freeman und Noel Fielding Julian Barratt in dem Kurzfilm „HIV — The Musical“) hat es dann auch nicht mehr herausgerissen.

Sorry, ich verwechsle permanent die Namen der beiden Hauptdarsteller. Mein Fehler!

  1. Nicola
    4. Dezember 2010, 02:04 | #1

    Das sind NICHT Barratts silberne Stiefel. Und der malt in dem Film auch keine Kringel ans Autofenster. Ein bisschen sorgfältiger könnte man schon sein, bei der Erörterung anderer Leute Arbeit. Sag‘ ich jetzt mal.

  2. 4. Dezember 2010, 02:32 | #2

    völlig richtig. habs korrigiert.

  3. Dashcroft
    4. Dezember 2010, 15:06 | #3

    klingt arg nach geldschneiderei, wann kommt wohl die dvd-box mit outtakes. hoffen wir mal, dass sie ihr pulver jetzt nicht schon verschossen haben. für das gleiche geld können boosh-fans sich übrigens „the mighty book of boosh“ zulegen. das ist wenigstens lustig.

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