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Die traurigste Show der Woche

Es gibt nur wenige Fernsehshows, die bei mir dieses Zen-Gefühl auslösen wie „Wheeler Dealers“ (Discovery Channel, seit 2003): Ein Autohändler (Mike Brewer) und ein Autoschrauber (Edd China) kaufen Autos, überwiegend Oldtimer, setzen sie wieder instand und verkaufen sie — und ihnen dabei zuzusehen, ist so entspannend wie nur was. (Gerade fällt mir auf, dass es ja auch ZEN gibt, „Zuschauen — Entspannen — Nachdenken“, und das kommt eigentlich hin, bis auf’s Nachdenken jedenfalls.) Genau die Sorte Popcorn-Fernsehen, wie ich sie neulich im Zusammenhang mit Alex Polizzi schon mal besprochen habe, genau das, wofür ich auch „Top Gear“ schätze.

Ursprünglich als Anleitung zum Do-It-Yourself gedacht, folgt „Wheeler Dealers“ einem strengen Format: Mike stellt das Modell der Folge vor, kauft einen Oldtimer plus, falls nötig, Ersatzteile (in der ersten Folge für ein Budget von 1000.- Pfund, in der zweiten von 2000.- Pfund usw.), Edd repariert und renoviert ihn, anschließend wird er profitabel verkauft. Vor allem wie Edd China im Verlauf der Show Motoren überholt, Verschleißteile ersetzt, Unfallschäden unsichtbar macht, Interieurs wiederherstellt und überhaupt alles tut, um den Wagen möglichst fabrikneu erstrahlen zu lassen, wie er dabei jeden Arbeitsschritt erklärt und kommentiert und wie am Schluss ein (meist) bildschöner Klassiker der Automobilgeschichte in neuem Glanz erstrahlt: Das hat etwas zutiefst Befriedigendes. Na ja, zumindest für mich als Freund von Autos der siebziger Jahre, der selbst eines besitzt und auch schon, äh, daneben gestanden und Hiwi-Arbeiten erledigt hat, während der Fachmann Bremsleitungen erneuert, das Getriebe gewechselt und den Vergaser eingestellt hat.

Genau deshalb aber, weil ich ein Freund gepflegter alter Autos bin (im Gegensatz zu verbastelten, „gepimpten“ Oldtimern), ist „Wheeler Dealers“ gleichzeitig eine zutiefst traurige Show. Denn in praktisch jeder Folge wird klar: Das grundlegende Prinzip, auf dem „Wheeler Dealers“ zu beruhen vorgibt, funktioniert nicht, die beiden machen niemals Profit mit ihrer höchst ehrenhaften Arbeit. Zumindest nicht, wenn man die Arbeitsstunden zählt, die Edd (und auch Mike) investieren. Manchmal aber machen sie nicht einmal Profit, wenn man gar keine Arbeitszeit berechnet.

So im Falle der aktuellen Folge, wo Mike und Edd einen Renault Alpine 330 in Frankreich kaufen, die leckende Wasserpumpe austauschen, unter Zuhilfenahme abenteurlicher selbstgebauter Werkzeuge Radlager tauschen, den Motor (ausnahmsweise) ein wenig aufmotzen und einige optische Korrekturen vornehmen — und dann auf den Cent das dafür bekommen, was sie für Fahrzeug und Teile ausgegeben haben, so dass vermutlich -zig Arbeitstage sich einfach in Luft auflösten. Das tut ein bisschen weh, und ich glaube, um das zu spüren, muss man gar kein Liebhaber sein.

Hier ist die aktuelle Folge mit dem Alpine, und YouTube hat einige mehr: die mit dem Fiat Dino Coupe (aus der aktuellen, der 10. Staffel), mit dem Ford Capri (1. Staffel), mit dem Porsche 928 (3. Staffel), dem Fiat 500 (5. Staffel) oder dem VW „Bulli“ T2 (7. Staffel, den allerdings fast kaputtgepimpt).

leider offline

  1. Frank
    16. April 2012, 13:23 | #1

    Jaa, das denk ich mir auch immer. Das lohnt sich doch gar nicht was die da machen. 😀 Läuft ja auch in blöder Synchro auf DMAX. Ich lach mich immer kaputt über die gefärbten Haare von dem Einkäufer. Schöne Autos, die gar nicht sooo toll sind wie man immer dachte, weil untenrum alles verrottet ist. Der Aufwand und der finanzielle EInsatz rechnen sich bestimmt nur, weil vom Fernsehen noch Geld rüber kommt.

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