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Julia, who is from Summerset

6. Februar 2009 Keine Kommentare
Aus München schreibt mir Murmel Clausen:
Massenmorde sind nicht unbedingt der naheliegendste Sitcom-Stoff; nimmt sich jedoch Julia Davis des Genres an, hält man bald nichts mehr für unmöglich. In ihrer SitcomNighty Night(produziert von Steve Coogans Firma BabyCow) spielt Davis die monströs egomane Friseuse Jill, deren Ehemann Terry (Kevin Eldon) mit Krebs im Krankenhaus liegt. Überzeugt davon, daß Kevin sterben wird, unternimmt sie alles, um ihr Leben abzusichern: Sie gibt sich als trauernde Witwe aus und versucht, ihrer an MS erkrankten und viel zu gutherzigen Nachbarnin Cathy (Rebecca Front, „I’m Alan Partridge“) den Ehemann (Angus Deayton) auszuspannen. Zusätzlich lernt sie über eine Kontaktbörse den psychisch kranken Glen (Mark Gattis) kennen, den sie zu lieben vorgibt, als er ihr erzählt, daß er sehr reich ist.
Neben den großartigen schauspielerischen Leistungen besticht „Nighty Night“ vor allem durch Jills tabulose Perfidität. Julia Davis, das erkennt man schon in der ebenfalls glänzenden Britcom Human Remains, scheint eine Schwäche für durchtriebene weibliche Charaktere zu haben. In sechs Episoden werden dort sechs englische Paare pseudo-dokumentarisch durch ihren Alltag begleitet. Neben Davis (verheiratet übrigens mit dem „Mighty Boosh“-Star Julian Barratt) glänzt dabei Rob Brydon („Gavin And Stacey“) als Co-Star wie -Autor. Ob als spießige Betreiber eines Bed & Breakfasts, die in ihrem Haus einerseits ein sterbendes Familienmitglied, andererseits einen kleinen, privaten  Swingerclub beherbergen — genaugenommen sogar Wand an Wand –, oder als suburban white trash couple, das ein Kind erwartet und die Hochzeit plant: In keiner Folge sind dem menschlichen Elend Grenzen gesetzt. Die Essenz der Serie ist recht einfach: Frau belügt Mann, Mann belügt sich, Frau belügt sich und Mann belügt Frau. Wer in naher Zukunft heiraten möchte, sollte die Finger von „Human Remains“ lassen. Und sich für die gleichen schlappen fünf Pfund was anderes bei Amazon bestellen. Das Marriage Book zum Beispiel.