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Keyword: ‘Fawlty Towers’

In the News (2)

1. September 2009 Keine Kommentare

Jimmy Mulville hat sich auf dem Edingburgh television festival über ein „Klima der Angst“ bei der BBC beklagt: Seit dem „Sachsgate“ hätten gewagtere Scherze größte Schwierigkeiten, es ins Fernsehen zu schaffen, so Mulville, einer der Mitbegründer von Hat Trick Productions, die unter anderem „Father Ted“ produziert haben. Er befürchte, die Boulevardpresse setze nun die Maßstäbe; verantwortlich sei dafür aber niemand im Einzelnen außer dem BBC-Chef Mark Thompson: „Der Fisch stinkt vom Kopf.“

Als Sachsgate gilt ein Telefonscherz von Russel Brand und Jonathan Ross, bei dem die beiden Andrew Sachs (bekannt als der spanische Kellner Manuel in „Fawlty Towers“) u.a. die Mitteilung auf dem Anfrufbeantworter hinterlassen hatten, Brand habe mit Sachs‘ Enkelin Sex gehabt. Obwohl Sachs sich nicht beleidigt fühlte (und Brand tatsächlich eine Affäre mit Georgina Baillie gehabt hatte), wuchs sich der Vorfall infolge großer Presseempörung zu einem Skandal aus, in dessen Verlauf Brand und Ross von Thompson für eine Woche von ihren Fernsehsendungen suspendiert wurden.

Stephen Fry wiederum bedauert im selben Zusammenhang den überbordenden Zwang zur Korrektheit („culture of compliance“) beim britischen Fernsehen, der so weit ginge, daß Fernsehredakteure Szenen verböten, in denen Kriminelle beim Autofahren telefonierten.

Die lange „The Office“-Nacht auf BBC 2 in der britischen Presse: Das Guardian-TV&Radio-Blog glaubt, „The Office“ sei zeitlos und werde in 30 Jahren frischer wirken als alle anderen modernen Britcoms, der Telegraph freut sich zwar, daß die Serie andere zeitgenössische Mockumentarys wie „Getting On“ und „The Thick of It“ inspiriert hat, warnt aber davor, sie schon vor dem 10. Geburtstag bis zum Überdruß zu feiern.

Rob Brydon wird schließlich von der Liverpool Daily Post interviewt und sagt aber leider nichts interessantes, außer daß er gerade die dritte Staffel „Gavin & Stacey“ abgefilmt hat, in der er eine größere Rolle als bisher spielen wird. Hoffentlich passiert auch insgesamt mal ein bißchen mehr als in der letzten Staffel und dem Weihnachts-Special, das allzu versöhnlich-harmlos war und zusammen mit Horne und Cordens letzten Fernseh- und Filmabenteuern die Luft aus der bis dahin eigentlich immerhin sympathischen Serie etwas rausgelassen hat.

Fett ≠ lustig

11. März 2009 2 Kommentare

Vor der Aufzeichnung der ersten Folge einer neuen Comedyshow hat das Produktionsteam häufig zwei Wünsche: Daß das Live-Publikum lacht, und daß es nicht zu sehr lacht. Denn so peinlich Totenstille ist, wo Gelächter sein soll, so unangenehm ist auch übertriebenes Gelächter, das die Zuschauer vor dem Fernseher mit der Frage zurückläßt, was da nun so wahnsinnig komisch gewesen sein soll. Insbesondere mit großer Erwartung aufgeladene Premieren fallen in letztere Kategorie; unter anderem John Cleese berichtete schon von seinen diesbezüglichen Befürchtungen beim Start von „Fawlty Towers“.

Daß das Livepublikum von Mathew Hornes und James Cordens erster gemeinsamer Sketchshow „Horne and Corden“ (BBC3, seit 10.3.) bereits frenetisch lacht, bevor ein einziger Scherz gemacht ist, liegt genau daran: die beiden genießen bei ihrem eher jungen Zusehern einen enormen Sympathievorschuß. Beide sind aus der über die Maßen erfolgreichen romantischen Sitcom „Gavin & Stacey“ bekannt. Dort ist Horne als Gavin in der Hauptrolle zu sehen, Corden als sein bester Kumpel Smithee; letzterer ist außerdem eine Hälfte des Autorenduos. In „Gavin & Stacey“ sind beide, eingebettet in die realistische Story einer Liebe zwischen Großstadt und Provinz, in ihrer jeweiligen Rolle gut: Horne als straight guy, der zwischen der frisch entflammten Liebe seines Lebens und seinem langjährigen Buddy vermitteln muß, Corden als tragikomischer Dicker, der zwischen Sonnyboy und Trauerkloß changieren darf.

„Horne and Corden“ aber enttäuscht, und zwar nicht nur, wenn man davon ausgeht, daß beide es, zwei Staffeln „Gavin & Stacey“ legen das nahe, besser können müßten. Ihr Material ist schwach, die Scherze auf Kosten von Schwulen und Übergewichtigen sind mau, und auch mit Obszönitäten wie einer Unterrichtsstunde im Pimmelzeichnen lockt man 2009 kaum noch einen Hund hinter dem Ofen hervor, selbst wenn er „Little Britain“ noch nicht gesehen haben sollte. Weder freut man sich als Zuschauer, bereits innerhalb der ersten Viertelstunde den adipösen Corden zweimal oben ohne und einmal völlig nackt gesehen zu haben, noch kitzelt einen die latente Homoerotik zwischen den beiden. Die war bei „Gavin & Stacey“ immer ein schön unwägbares Element, aus dem komische Funken geschlagen werden konnten, wird hier aber zur Masche, wenn sich etwa Superman und Spiderman in der Hallenbad-Umkleide zieren, sich voreinander auszuziehen.

Erste Folgen zu verreißen ist immer ein bißchen unfair, aber mit so viel Erfahrung, wie beide haben — Horne war z.B. auch in Sketchen der „Catherine Tate Show“ zu sehen — darf man hier wohl eine Ausnahme machen und konstatieren: „Horne and Corden“, obwohl mit fantastischen Einschaltquoten gesegnet, ist nicht und sind nicht lustig. Schade eigentlich.

Brieffreundinnen müßte man sein!

12. Februar 2009 2 Kommentare

Nur selten werden heute noch Briefroman geschrieben: Kein Wunder, schließlich gewinnt die Handlung eines Romans viel langsamer an Fahrt, wenn man statt heutiger Cut-Up-Techniken die antiquierte, sehr reflexive Form eines Briefwechsels nimmt, in die Langatmigkeit und Umständlichkeit schon eingeschrieben sind. Beim Stichwort Briefroman denke zumindest ich sofort an berittene Postboten, die wochenlang durch russische Steppen des 18. Jahrhunderts reiten, um einen fünfzigseitigen Brief zuzustellen, auf den dann drei Wochen später eine ebensolange Antwort nochmal vier Wochen unterwegs ist — eine eher abschreckende Form jedenfalls im Zeitalter von Email und Twitter.

Nichtsdestoweniger wagt ITV3 nun mit Ladies Of Letters ein Experiment, das ich wenn schon nicht in voller Länge besichtigen, dann doch für seine Chuzpe wenigstens hier im Blog bewundern muß: Die Übertragung dieses Briefwechselformats — ins Fernsehen! Wie um Himmels Willen das funktionieren soll? Indem die beiden Hauptdarstellerinnen, zwei alleinstehende englische Ladies der oberen Mittelschicht, die es sich längst jenseits des Klimakteriums häuslich eingerichtet haben, ihre, ja: Briefe tatsächlich in die Kamera hineindeklamieren. Das ist für den Zuschauer genauso anstrengend, wie es sich anhört, und entbehrt dennoch nicht eines gewissen Reizes: Denn die Ladies lesen und, äh, schreiben bzw. rezitieren ihre Briefe oft innerhalb eben der Szenen, die sie beschreiben, Flashbacks illustrieren oder konterkarieren dabei ihre Monologe, Auslassungen, Beschönigungen, kleine und große Lügen tragen zu ein wenig Spannung bei, und auf diese Weise kommt doch noch Leben in die eigentlich für’s Fernsehen denkbar ungeeignete Form. Und obwohl ich weder der Generation noch dem Geschlecht der von ITV3 angepeilten Zielgruppe angehöre, freue ich mich doch, daß so eine schöne und innovative Form in England ohne weiteres ausprobiert wird und offenbar ihr Publikum findet; vielleicht nicht zuletzt, weil die gleichnamigen Bücher und eine entsprechende Radioserie (mit Prunella „Sybil Fawlty“ Scales aus „Fawlty Towers“ in einer der Hauptrollen) in Großbritannien seit langem äußerst beliebt und erfolgreich sind.

Glossar

8. Januar 2009 1 Kommentar
  • Alternative Comedy gibt es in Großbritannien seit Anfang der achtziger Jahre, als Ben Elton „The Young Ones“ auf den Bildschirm brachte. Sie war alternativ insofern, als sie politisch deutlich linksgerichtet war und sich gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Thatcher-Regierung wendete. Sie war aber auch alternativ gegenüber einer Comedy-Szene, in der rassistische oder latent frauenfeindliche Töne (wie sie etwa Benny Hill pflegte) nicht sanktioniert wurden. Ihren Ursprung fand die A.C. auf den Stand Up-Bühnen des „Comic Strip“-Clubs und des „Comedy Store“, zu ihren Vertretern zählen neben den „Young Ones“ Rik Mayall, Adrian „Ade“ Edmondson, Nigel Planer und Christopher Ryan auch Robbie Coltrane, Stephen Frost, Dawn French und Jennifer Saunders, Stephen Fry und Hugh Laurie sowie Lenny Henry.
  • Bafta Award ist der britische Oscar, den die British Academy of Film and Television Arts jährlich an herausragende Film- und Fernsehproduktionen (sowie für Kinderunterhaltung und interaktive Medien) vergibt.
  • Body Comedy ist eine Unterform der Physical Comedy und des Slapstick. Sie erfordert, wie der Name bereits intendiert, Körpereinsatz, ist allerdings nicht zwangsläufig gewalttätig wie Slapstick. Man denke nur an das unbeholfene Tänzchen des Bürochefs David Brent in „The Office“ oder an John Cleeses hochkomische Silly Walks, die einen schon zum Lachen bringen, wenn man nur dran denkt; jetzt gerade zum Beispiel schon wieder.
  • Britcom ist die britische Variante der Sitcom. Sie ist nicht nur generell düsterer, sozialkritischer und von schwärzerem Humor als die tendenziell leichtere oder gar Good Value-Comedy aus den USA, sondern auch formell anders: Sie hat weniger Episoden als die amerikanischen Sitcoms, meistens nur sechs, und oft auch nur zwei Series. Zur Einführung in das Wesen der Britcom sei der Artikel „Die wunderbare Welt der Britcom“ (TITANIC 6 und 7/2005) empfohlen.
  • Canned Laughter siehe Laugh Tracks.
  • CareerComs spielen, der Name zeigt es schon an, am Arbeitsplatz. Eine exakte Trennung von DomComs, die innerhalb der Familie spielen, ist weder möglich noch sinnvoll, denn die Beziehungsstrukturen am Arbeitsplatz sind (zumindest im Falle der Sitcom) mit denen der Familie sehr ähnlich und hin und wieder völlig deckungsgleich, so etwa bei „Father Ted“: Sind die drei Priester, die zusammen in einem Haus wohnen und von denen jeder einer anderen Generation angehört, nun an ihrem Arbeitsplatz? Oder bilden sie eine Familie ab, zumal wenn man die Haushälterin addiert? Oder „Fawlty Towers“: Ein Hotel ist ein Arbeitsplatz, aber Basil und Sybil wohnen auch da. Also…? – Sophistische Fragen. Gleichwohl: Klassiker der CareerCom sind „I’m Alan Partridge“ und „The Office“.
  • Catch Phrase nennt man die immer wiederkehrenden Worte eines Sitcom-Charakters, die sozusagen sein Markenzeichen sind: Das „D’oh!“ Homer Simpsons, das auf deutsch mit „Nein!!“ nur unzureichend wiedergegeben ist, das „I don’t think so, Tim“ von Al Borland in „Home Improvement“ („Hör mal, wer da hämmert“), Frasier Cranes „I’m listening“ in seiner Radiosendung. Catch Phrases gehen in den Volkswortschatz ein, ungezählte Beispiele dafür lieferten die Monty Pythons: Von John Cleese’ „And now for something completely different“ über Michael Palins „It’s…“ bis zu „Nobody expects the Spanish Inquisition!“ können noch heute Heerscharen von Fünfzehnjährigen die C.P.s der Pythons hersagen. Ähnlich viele C.P.s dürften nur noch „The Fast Show“ und die „Simpsons“ produziert haben („D’oh!!“, „Eat my shorts“, „Don’t have a cow“, „Aye carumba“, „Ha-ha!“, „Excelent!“, „Hi diddeley-ho!“, „Hey hey hey!“). Zu den bekanntesten britischen C.P.s zählen Basil Fawltys „Don’t mention the war“ – was aber genaugenommen keine Catch Phrase ist, weil sie nur in einer einzigen Folge von „Fawlty Towers“ vorkommt, „I don’t believe it!“ von Victor Meldrew in „One Foot in the Grave“, Alan Partridges „A-haa!“, das auf die Zeilen „Knowing Me, Knowing You“ im gleichnamigen Abba-Song folgt und „Hi, I’m Ed Winchester“ von Ed Winchester in der „Fast Show“.
    Nicht zu verwechseln mit der Punch Line.
  • Character kann beides sein: Persönlichkeit und Figur. Die Figuren einer Sitcom sind zumeist statisch angelegt und verändern sich nicht; die Verläßlichkeit, mit der sie vorhersehbar auf Situationen reagieren, ist eine der zentralen Säulen jeder Sitcom. Während die Charaktere in us-amerikanischen Sitcoms häufig zweidimensional angelegt sind („Friends“), gehen sie in britischen Produktionen eher in die Tiefe und offenbaren innere Widersprüche. Father Ted in der gleichnamigen Sitcom etwa oszilliert zwischen festen moralisch-religiösen Standards und einem eigentümlichen Faible für Las Vegas und dessen weltliche Vergnügen. Britische Comedy schlägt ihre komischen Funken insgesamt mehr aus Attitude denn aus One Linern, verläßt sich mehr auf komplexe Individuen als auf ein gag-strotzendes Drehbuch. Das macht es schwierig, aus britischen Comedys zu zitieren.
    Wie wichtig ein glaubwürdiger Charakter ist, zeigt sich etwa an „How Do You Want Me?“: Ein junger Dubliner Comedyclubbesitzer folgt seiner Frau nach der Hochzeit in das Dorf ihrer Eltern, um dort als Fotograf ein neues Leben zu beginnen – was ihm nach allen Regeln der Kunst von der provinziell-bornierten und gelegentlich gewalttätigen Dorfgemeinschaft schwer gemacht wird. So gut die einzelnen Geschichten sind, so unerklärlich bleibt die Motivation, die Ian zu einem freiwilligen Verharren in der Hölle bewegt, und vor allem auch die Motivation seiner Frau, die ihr eigenes Glück über ihr gemeinsames zu stellen scheint.
  • Christmas Specials sind eine extrem sympathische Tradition britischer Sitcoms und allen zu empfehlen, die Weihnachten gerne mit der Familie verbringen, solange es nicht die eigene ist. Ch.S.s werden Jahr für Jahr von vielen noch laufenden wie bereits eingestellten Britcoms produziert und ermöglichen ein Wiedersehen mit den beliebtesten Comedyfiguren außerhalb des Serien-Korsetts. Denn diese Specials haben die Freiheit, das Konzept einer Sitcom zu variieren und nicht nur längere Geschichten zu erzählen, sondern auch andere Orte aufzusuchen, mehr Figuren einzuführen und/oder prominente Gäste zu laden. Die beiden Ch.S.s von „The Office“ etwa führten die Fiktion der Büro-Dokumentation fort, erzählten, was aus den Angestellten von Wernham Hogg zwei Jahre später geworden war, und nutzten die Gelegenheit, einige narrative Stränge zuende zu erzählen – und zwar zu einem durchaus anrührenden Ende.
  • Comedy Drama unterscheidet sich von Sitcom schon rein formal: Es ist in der Regel eine Stunde lang (netto 44 — 50 Minuten), also doppelt so lang wie eine Sitcom. Diese Zeit will gefüllt sein, nämlich mit komplexeren Erzählungen, vielschichtigeren Figuren und Problemen, die nicht nur als Farce erzählt werden, sondern ernst genommen werden. Comedy Dramas (auch „Dramedys“ genannt) können in allen Genres spielen: Krimi, Science Fiction, Soaps usw. Britische Comedy Dramas zeichnen sich häufig durch einen drastischen sozialen Realismus aus, der in der Folge der kitchen sink realism-Bewegung entstanden ist. Vor allem im armen Norden Großbritanniens, in und um Manchester, spielen häufig erschütternde C.D.s wie „Shameless“, in denen unverblümt Gewalt, die Folgen des Alkohols, Kriminalität, unerträgliche Wohnverhältnisse, Rassismus, Drogengebrauch, das Leben in Banden und zerrütteten Familienverhältnisse abgebildet werden.
  • Comedy Routine nennt sich der Monolog des Live-Comedians, der auf einer Bühne vor Publikum Stand Up Comedy vorträgt, seien es fünf Minuten Häschenwitze (n.b.: kein Comedian wird sich je auf der Bühne beim Erzählen von Witzen erwischen lassen) oder ein mehrere Stunden langes Programm, in dem der Comedian in zehn verschiedene Rollen schlüpft.
  • Comic Relief heißt die Wohltätigkeitsorganisation, die in Großbritannien den Red Nose Day veranstaltet. Mit dieser Charity-Veranstaltung werden Spenden gesammelt, die ursprünglich Afrika zugute kamen, mittlerweile aber für verschiedenste Projekte verwendet werden. Man kennt den Red Nose Day mittlerweile auch bei uns, in Großbritannien allerdings hat die Comedy für einen guten Zweck eine lange Tradition: Bereits 1976 schlossen sich das Teams von „Beyond the Fringe“ und die Monty Pythons zusammen, um für Amnesty International mittels eines Comedy-Events Spendengelder zu sammeln („The Secret Policeman’s Ball“). Seit 1986 und in direkter Nachfolge zu Bob Geldoffs Band Aid-Single und den Live Aid-Konzerten bieten die Comic Relief-Veranstaltungen Comedians, in den Anfängen vornehmlich denen aus der Szene der Alternative Comedy, die Möglichkeit, sich zwar im Fernsehen, aber außerhalb ihrer Sitcoms zu profilieren, sei es durch Sketche, kurze Stand Ups, komische Interviews oder Songs. Wie in den Christmas Specials geben sich, schließlich ist ja alles Charity, hier die Stars die Klinke in die Hand, so daß die „Young Ones“ mit Cliff Richard ein Duett singen dürfen („Baby Doll“) und Steve Coogan eines mit Björk („Short Time Affaire“), so daß Ali G. David und Victoria Beckham aufs Gröbste beleidigen darf („Do you give head?“), ohne daß sie ihm deswegen böse sein könnten, und natürlich machen die Spice Girls auch selbst mit, wenn sie von French and Saunders parodiert werden. Im Vorstand sitzen einige Prominente der britischen Comedy-Welt, etwa Richard Curtis, der Autor von „Black Adder“ und „Four Weddings and a Funeral“.
  • CornCom als Begriff spielt auf das ländliche Leben in den zentralen USA an, das seit den Sechzigern Gegenstand vieler US-Sitcoms war, die in Europa aber nie angekommen sind. Das Provinz-Bashing ist aber auch in Großbritannien immer mal wieder en vogue. CornComs erschließen sich oft erst auf den zweiten Blick oder gar nicht, und das nicht nur, weil man die Dialoge wegen des gesprochenen Dialekts oft nur halb versteht. Die komische Wucht, die sich in der Inszenierung höllischer Parallelwelten entlädt, wo Inzest und Kannibalismus an der Tagesordnung sind wie in „The League of Gentlemen“ oder wo man demütigendste Rituale durchlaufen muß, um in die dörfliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden wie in „How Do You Want Me“, teilt sich dem deutschen Zuschauer nicht unmittelbar mit. Möglicherweise, weil es entsprechende Klischees und Vorurteile hierzulande nicht gibt. Dennoch sieht man etwa die in der Provinz spielenden Episoden von „Human Remains“ gerne. Äußerst peinlich-komisch ist es zum Beispiel, wenn sich in einem der sechs Porträts ein Ehepaar erst als harmlose Hotelbesitzer vorstellt, sich dann aber herausstellt, daß sie in ihrem Hotel nicht nur die komatöse Schwester der Frau verwahren, sondern im Raum nebenan einen Erotik-Hobbykeller für Swingerpartys eingerichtet haben.
  • Cringe Comedy sucht dort nach Komik, wo peinliches Verhalten schon beim Zuschauen körperliche Schmerzen bereitet. Sie hatte ihre besten Zeiten zu Beginn des neuen Jahrtausends, als „The Office“ Maßstäbe setzte. Doch auch bei aktuellen Comedyproduktionen noch kringelt sich so mancher noch mehr vor Pein als vor Lachen.
  • DomCom leitet sich ab von Domestic Sitcom und dürfte die ursprünglichste Form der Sitcom sein. Sie ist in den vier Wänden des Eigenheims bzw. der Wohnung angesiedelt und spielt dementsprechend hauptsächlich innerhalb einer Familie. Die Familie dürfte als Struktur sogar allen Sitcoms zugrundeliegen, geht es doch stets um ein System von Beziehungen, innerhalb dessen sich alle stets vorhersehbar verhalten und aus dem niemand ausbrechen kann (jedenfalls nicht ohne daß ein Zusammenbruch des Systems die Folge wäre). Man kann sogar in den dekonstruktivistischsten Sitcoms noch familiäre Elemente entdecken: In Ben Eltons revolutionär anarchistischer Sitcom „The Young Ones“, die versucht, alle traditionellen Strukturen der Sitcom hinter sich zu lassen, führen die vier studentischen flatmates Rik, Vyvyan, Neil und Mike im Grunde eine familiäre Existenz mit einer Vaterfigur (Mike) und einer Tochter (Rik): „Ich hatte sogar Zöpfchen“, erinnert sich Rik Mayall – und das, obwohl er einen waschechten Mod spielte.
  • Episode Eine Episode hat in der Regel die Laufzeit einer halben Stunde. Läuft sie im kommerziellen Fernsehen und hat dementsprechende Werbeunterbrechungen, beträgt die Netto-Spielzeit meist um die 20 bis 22 Minuten. In vielen traditionellen Sitcoms herrscht die eiserne Regel, daß zum Ende einer Episode die anfänglichen Bedingungen wieder hergestellt sein müssen, um das Gleichgewicht der Beziehungen zwischen den Figuren nicht zu stören. Wenn also jemand in einer Episode zu Beginn eine Million im Lotto gewinnt, kann man sich sicher sein, daß er diesen Gewinn zum Ende der Folge wieder verloren hat. Sitcoms jüngeren Datums dagegen können auch durchgehende Geschichten erzählen, deren einzelne Episoden zwar abgeschlossen sind, aber einen Handlungsbogen von der ersten bis zur letzten Folge tragen.
  • Fallhöhe kommt als Begriff aus dem Drama: Es ist spannender, einen König zu sehen, der alles verliert, als einen armen Schlucker. Komik funktioniert allerdings auch so: Je prätentiöser die Figur, desto lustiger, wenn sie auf die Nase fällt.
  • Fourth Wall Sitcom meint die altmodische, nämlich auf der Bühne gedrehte Sitcom, bei der das Publikum die fehlende vierte Wand darstellt. Diese Situation rührt weniger vom Theater als vom Radio her, wo Shows wegen der besseren Atmosphäre oft live vor Publikum produziert wurden. Fourth Wall Sitcoms werden in der Regel mit fünf Kameras gefilmt; außerhalb des Bühnen-Sets spielende Szenen werden für das Publikum auf Leinwänden gezeigt. Moderne One Camera Sitcoms haben diese Form weitgehend verdrängt, auch auf Laugh Tracks verzichten die meisten Sitcoms mittlerweile.
  • Funny Man siehe Straight Man.
  • Good Value Comedy nennt man die familientaugliche Variante der Sitcom, wie sie von der Disney Company gepflegt wird. Sie hält sich von Gewaltexzessen ebenso fern wie von Drogen, Homosexualität, Kirchen- und Religionskritik. Minderheiten kommen in ihr so gut wie gar nicht vor. Treten ihre durch die Bank positiv gezeichneten Protagonisten doch einmal fehl, lernen sie am Ende jeder Episode aus ihren Fehlern. Das muß nicht unbedingt langweilig sein (Tim Allens „Home Improvement“ ist trotz seiner Harmlosigkeit höchst komisch) – ist es aber eben doch meistens. Britische Bespiele: „The Vicar of Dibley“ und „Last of The Summer Wine“.
  • Laugh Track oder Canned Laughter heißt das Gelächter aus der Konserve, das seit den frühesten Radio- Sitcoms den Comedians ein genaueres Timing ihrer Gags ermöglichen soll – und tatsächlich meßbare Auswirkungen auf den Zuschauer bzw. -hörer hat. Offenbar empfindet man Scherze als komischer, wenn man Leute lachen hört.
    Als die Radio-Networks in den USA begannen, Comedy einsetzen, um Zuhörer an sich zu binden, verzichteten sie zunächst auf ein Publikum bei der Aufzeichnung. Es stellte sich aber schnell heraus, daß so ein genaues Pointen-Timing sehr schwierig wurde, weil der Comedian auf Verdacht Lücken für Gelächter lassen mußte. So ging man dazu über, Studiopublikum einzuladen bzw. Gelächter einfach vom Band einzublenden. Es gibt noch immer Sitcoms, die mit L.T.s arbeiten, aber viele große Sitcoms sind live on tape.
    Mitte der Achtziger verzichtete Ben Elton bei seiner Serie „Happy Families“ auf L.T.s und mußte erleben, daß die Öffentlichkeit den Flop der im Grunde guten Serie auf das fehlende Gelächter vom Band zurückführte. Danach waren L.T.s bis weit in die Neunzigerjahre hinein obligatorisch. Heute verzichten die meisten Sitcoms auf Canned Laughter.
  • Mockumentaries oder Mock Documentaries nennt man Comedies, die die Form einer Dokumentation haben, um so näher an einer Wirklichkeit zu sein, die parodiert werden kann. Äußerst beliebt sind M.s (von to mock, sich über etwas lustig machen) über fiktive Bands: „The Ruttles“, „This Is Spinal Tap“ oder die beiden Folgen „Bad News on Tour“ und „More Bad News“ der „The Comic Strip Presents“-Reihe. In M.D.s ist das Film-Team zumindest implizit anwesend, und sei es dadurch, daß es strikt vermeiden will, Präsenz zu zeigen. In „The Office“ etwa läuft David Brent erst zu Höchstform auf, weil er dem Filmteam sein komisches Talent zeigen will oder seine Unvoreingenommenheit gegen Frauen, Behinderte und Farbige. M.D.s funktionieren häufig über Identifikation und Wiedererkennung alltäglicher Situationen und haben daher meist ein schier endloses Potential für Peinlichkeiten. Weitere M.D.s: „Human Remains“ und „The Thick Of It“.
  • Observational Comedy wird gerne bei Stand Up-Auftritten angewendet: Sie bezieht ihren Stoff aus der Beobachtung alltäglicher Phänomene. Oft erzählen Comedians aus ihrem persönlichen Alltag („Auf dem Weg hierher ist mir was Lustiges passiert…“). Diese Form der Comedy kommt sogar ganz ohne Pointen aus und beruht eher auf den individuellen Charakterzügen des Comedian. Zu einer Meisterschaft hat diesen pointenlosen Erzählstil Jerry Seinfeld gebracht, der in „Seinfeld“ seine Comedy Routines einsetzt, um den Plot der Episode zu straffen, zu kommentieren und zu ergänzen. Entwickelt hat er diese sehr eigene Attitütde der Fama nach zusammen mit einem der Produzenten der Serie, Larry David, der diesen Stil in „Curb Your Enthusiasm“ selbst glänzend einsetzt.
  • One Camera Sitcoms kommen ohne Publikum aus und werden wie Kinofilme mit nur einer Kamera und on location gedreht. Die meisten aktuellen Sitcoms sind One Camera Sitcoms. Wurden sie früher noch einem Publikum gezeigt, dessen Gelächter anschließend der fertigen Serie hinzugefügt wurde, wird seit Mitte der Neunzigerjahre doch weitgehend darauf verzichtet. Die zweite Staffel von „I’m Alan Partridge“ etwa wurde 2002 zum Ärger des Publikums mit Laugh Track ausgestrahlt, auf der DVD jedoch gibt es alle Folgen optional ohne Gelächter, was einen erstaunlichen Unterschied macht.
  • Oneliner heißen Gags, die eine Vorlage auf der Stelle verwandeln und in der Regel funktionieren, ohne daß der Zuschauer die handelnden Figuren kennen müßte. Ein Ehepaar: „Der Arzt hat gesagt, er braucht eine Urin-, eine Stuhl- und eine Spermaprobe.“ – „Dann zieh doch das nächste Mal deine alte Cordhose an.“
    Angeblich sind amerikanische Drehbuchautoren gehalten, auf einer Maunuskriptseite drei Onliner unterzubringen, und die Meisterschaft, mit der die Autoren von Sitcoms wie „Married … With Children“ („Eine schrecklich nette Familie“) es verstehen, sogar die Handlung beinahe nur mittels Onelinern voranzutreiben, verdient größte Bewunderung.
  • Physical Comedy liegt immer dann vor, wenn kleinen Hunden, wehrlosen älteren Damen, wertvollen Kunstgegenständen, Kindern oder Autos physischer Schaden zugefügt wird, es aber trotzdem bzw. gerade deswegen komisch ist. Insofern hat die Ph.C. Ähnlichkeit mit Slapstick, doch Physical Comedy umfaßt auch Fratzenziehen.
  • Political Comedy hat häufig eine Tendenz zur Satire. Bevorzugt von linken Comedians ( Alternative Comedy) entlarvt sie politische Zustände mit den Mitteln der Sitcom ( „The New Statesman“, „Yes Minister“, „The Thick of It“).
  • Punchline ist der Satz, der einen Witz abschließt und folgt meistens einer Feed Line.
    Setup Line: „Ich nenne ihn [den Hund] Eddie Spaghetti.“
    Feed Line: „Oh, mag er Pasta?“
    Punchline: „Nein, er hat Würmer.“
    Auf die Punchline kann noch ein Topper folgen, der den Witz nochmal aufgreift und verstärkt.
  • Reality Comedy schlägt ihre komischen Funken aus (scheinbaren oder tatsächlichen) Kontakten von Comedians mit der Wirklichkeit: Seien es doppelbödige Interviews mit Stars und Politikern, wie sie Ali G. perfektioniert hat, oder surreale oder aggressive Irritationen der Öffentlichkeit, mit denen Dom Joly “Trigger Happy TV” unvergeßlich gemacht hat, seien es Nachrichtenparodien wie “The Day Today” und “Brass Eye” von Chris Morris oder Mockumentarys wie “People Like Us”.
  • Red Nose Day siehe Comic Relief.
  • SciFiCom, eine Subspezies der Sitcom, ist eine der ältesten Formen der Sitcom. Seit den Sechzigerjahren erschien eine wahre Flut von SciFiComs, die allerdings meist fließend von Science Fiction zu Fantasy übergehen. Klassiker des Genres sind „Bewitched“ („Verliebt in eine Hexe“) und „I Dream of Jeannie“ („Bezaubernde Jeannie“); die Katastrophen „Mork and Mindy“ („Mork vom Ork“) und „Alf“ sind allerdings Paradebeispiele dafür, von wie begrenzter Haltbarkeit dieses Format sein kann. Nichtsdestotrotz werden immer neue SciFiComs gedreht, in Deutschland zuletzt „Nicht von dieser Welt“ mit Jochen Busse. Britische Beispiele: „My Hero“, „Red Dwarf“, „The Strangerers“ und natürlich „The Hitch-Hiker’s Guide to the Galaxy“.
  • Season siehe Series.
  • Series heißt im britischen Fernsehen in der Regel eine Staffel einer Serie. Der Begriff Series ist weitgehend gleichbedeutend mit dem amerikanischen der Season. Eine britische Sitcom-Staffel hat in der Regel nur sechs Episoden, also weitaus weniger als eine amerikanische, die oft über zwanzig Folgen umfaßt. Die meisten britischen Serien haben außerdem weniger Staffeln als amerikanische, nämlich meist nur zwei. Das liegt unter anderem daran, daß viele britische Sitcoms von nur einem oder zwei Autoren geschrieben werden, die nicht selten auch noch die Hauptdarsteller sind, während US-Serien ganze Teams von Autoren beschäftigen. Die (werbefreie) BBC hat schlicht weniger Geld als die kommerziellen amerikanischen Networks. Dafür läßt sie ihren Autoren mehr Freiheiten und hat am Ende die besseren Serien.
  • Sight Gags/Visual Gags produzieren Lacher, ohne Worte dafür zu brauchen. Sight Gags können en passant auftauchen, z.B. in Form von komischen Schlagzeilen auf zufällig im Bild sichtbaren Zeitungen oder Autokennzeichen. Sie können aus Slapstick und Physical Comedy entstehen. S.G.s können aber auch absurd-komische visuelle Scherze sein wie der fahrradfahrende Hamster in „Father Ted“ oder die hysterische Body Comedy eines Basil Fawlty in „Fawlty Towers“. Nicht zuletzt zählen auch Parodien auf Filme oder Genres, also eine charakteristische Kamera- und Regiesprache wie etwa in „Spaced“, zu S.G.s. Und da S.G.s auch ohne Fremdsprachenkenntnisse zu verstehen sind, machen Comedys mit hohem Anteil an optischen Witzen häufig mehr Spaß als dialoglastige Sitcoms, deren Mengen von Anspielungen ein großes Wissen erforderlich machen. Zum Glück ist die Tradition des S.G. in britischen Comedys sehr ausgeprägt.
  • Sitcom (Situation Comedy) ist eine amerikanische Erfindung. Ihre Ursprünge liegen im kommerziellen Radio, namentlich bei NBC, CBS und ABC, die in den zwanziger Jahren ihren Auftrag hauptsächlich in leichter Unterhaltung sahen und auf Entertainer zurückgriffen, die mit Stand Up Comedy in Varietés auftraten. Nach den ersten Radioshows erkannten die Produzenten rasch, daß im Sinne genaueren Gag-Timings und einer belebteren Atmosphäre ein Live-Publikum im Studio unerläßlich war; wenig später war das Lachen vom Band (Laugh Track) erfunden, das bis heute vielen Sitcoms einen lebendigeren Charakter verleihen soll, nicht selten aber auch gewaltig nervt.
    Um das Publikum an den Sender und sein Programm zu binden, verliehen die Autoren ihren Comedy Routines Kontinuität: Sie führten feste Figuren ein und entwickelten eine Handlung, die auf wiederkehrenden Konstellationen und Situationen beruhte; ein Muster, das man zu diesem Zeitpunkt bereits aus den Comic Strips großer Zeitungen kannte, die mit ihren Bildergeschichten ähnliches versuchten wie die Radiostationen mit Comedysendungen. Schon damals schrieb häufig ein ganzes Autoren-Team an einer Sendung und versuchte, so viele Oneliner wie möglich unterzubringen.
    In den späten Vierzigern entwickelten sich die ersten Fernsehsender aus den Radio Networks und adaptierten etliche eingeführte Radio-Comedyformate für den Bildschirm. Wesentliche Strukturen blieben unverändert und haben sich bis heute erhalten: Das generell halbstündige Format, zwei- oder dreimal unterbrochen von Werbung, die zyklische Natur der Episoden, in denen sich stets das am Anfang erschütterte Gleichgewicht am Ende wieder einstellt, und die Dominanz der Charaktere über die Situation. Die Qualität einer Sitcom hängt noch heute mehr von der Glaub- und Liebenswürdigkeit der Figuren ab als von den Komik evozierenden Umständen, in die sie geraten.
    Unterschiedliche (freilich von Überschneidungen geprägte) Formen der Sitcom sind die CoupleCom, die CareerCom, die CornCom, die das provinzielle Leben auf dem Land thematisiert („The League of Gentlemen“), die DomCom, die EthniCom („Goodnes Gracious Me“), die KidCom, SciFiCom und SingleCom („Frasier“, „Seinfeld“) – und hier ganz besonders natürlich die Britcom, die ihrerseits in unterschiedlichsten Erscheinungsformen auftreten kann.
  • Sketch heißt die szenische Form der Comedy, wie sie von Comedy-Gruppen auf der Bühne oder auf einem Medium produziert wird. In den meisten Fällen sind die Darsteller auch die Autoren. Sketche können improvisiert sein oder einem exakten Drehbuch folgen, separat nebeneinander stehen oder thematisch miteinander verbunden sein. Die Kunst der Überleitung wurde von den Pythons perfektioniert, deren „and now for something different“ zum geflügelten Wort wurde. Nach den Pythons schien das Genre der Sketchshows tot, und das war es auch – zumindest eine ganze Weile.
  • Slapstick hieß ursprünglich im Kasperletheater die Pritsche des Kaspers, mit der er dem Krokodil, dem Räuber, dem Polizisten und gelegentlich der Gretel auf den Kopf schlägt – sehr zur Erheiterung des Publikums, das es anscheinend immer zum Lachen findet, wenn sich jemand wehtut. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob das nun die berühmte Torte im Gesicht ist, die noch berühmtere Bananenschale oder ob jemand schlicht und ergreifend gegen eine Wand läuft. Heute bezeichnet man die ihrem Wesen nach unsubtile, meistens gewalttätige Komik als Slapstick, wie sie in den zwanziger und dreißiger Jahren von Laurel & Hardy, Buster Keaton und später von den Three Stooges kultiviert wurde und heute in vielen Zeichentrickserien vorkommt. In Deutschland ist Slapstick-Comedy u.a. vom frühen Didi Hallervorden bekannt, in England von Rowan Atkinson in „Mr. Bean“ oder dem trottelig-sympathischen Verlierer Frank Spencer in „Some Mothers Do Ave Em“.
    Siehe auch Physical Comedy und Body Comedy.
  • Spoof ist die Bezeichnung für Comedy, die die Form einer etablierten Fernsehsendung annimmt, um sie zu parodieren und mit formfremden Inhalten komisch zu brechen. In vielen Fällen fehlt dem Spoof allerdings das kritische Element der Parodie, es handelt sich also eher um Pastiches und Travestien, die ihrem Gegenstand Respekt erweisen, genaue Kenntnis und sogar Zuneigung zur Schau stellen („Look Around You“). Beliebt ist die Vorlage der Fernsehnachrichten ( „The Day Today“), der Talkshow ( „Knowing Me, Knowing You with Alan Partridge“) und der Dokumentation (Mock Documentary).
  • Stand Up Comedy passiert live auf einer Clubbühne, beruht zu einem nicht unerheblichen Teil auf Observational Comedy und ist in Deutschland durch Thomas Hermanns und noch mehr durch das „Quatsch Comedy Club“-Format vollkommen zerstört worden. Wenn man sie vernünftig betreibt, kann sie durchaus komisch sein, und bekanntlich haben viele späteren Komödienstars wie Woody Allen als Stand Up Comedians begonnen. Man unterscheidet zwischen beobachtender Komik und Slapstick.
    Es gibt ungezählte großartige britische Stand Up Comedians, allerdings setzen ihre Shows mitunter enorme Kenntnisse voraus, sei es über Politiker und ihre Vita, politische und gesellschaftliche Figuren und Ereignisse oder einfach nur Fußball. Leichter zugänglich ist beispielsweise die skurril-sympathische Welt Ardal O’Hanlons, dessen Comedy Routine von Heckaufklebern für Schiffe („My other ship is the Q.E. II“) handelt und die Frage beantwortet, welches Buch man mit auf eine einsame Insel nehmen sollte: Natürlich ein großes aufblasbares. Die meisten Comedians touren mit ihren Programmen regelmäßig durchs Königreich und bringen hin und wieder auch Shows auf DVD heraus, etwa Steve Coogan, der während seiner Auftritte nicht selten sechs verschiedene Figuren spielt (unter ihnen selbstverständlich immer Alan Partridge), Bill Bailey, der eine ganz eigene Form der Musik-Comedy geprägt hat, und Ricky Gervais, der auch live beeindruckend peinlich-komisch ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Comedians, die auf der Bühne vom Fernsehen entdeckt und dann für Sitcoms verpflichtet werden, hatte Gervais seine ersten Bühnenerfahrungen nach „The Office“ gemacht.
  • Straight Man ist innerhalb eines Comedy-Duos derjenige, der dem Funny Man oder „Comic“ die Bälle zuwirft, mit denen dieser dann jongliert. Der Kontrast zwischen dem bis zur Humorlosigkeit ernsten Stichwortgeber und dem verrückten, einfältigen oder gewitzten, jedenfalls komischen Part produziert oft erst die Fallhöhe, die für Lacher sorgt. Prominente Paarungen dieser Kategorie sind Ernie und Bert, in abgeschwächter Form auch Laurel und Hardy.
  • Visual Gag siehe Sight Gag.

Dieses kleine Glossar zur Sitcom im Allgemeinen und Britcom im Besonderen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – wer etwas zu ergänzen hat oder kommentieren möchte, tut dies am Besten in den Kommentaren.

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It’s Shaun the Sheep

1. November 2007 Keine Kommentare

Kinderfernsehen fällt selten in meinen Zuständigkeitsbereich; zu viel Lautes und Grellbuntes wird dem jungen Zuschauer von ­Öffentlich-Rechtlichen wie Privaten zugemutet. Daher ist auch »Shaun, das Schaf« lange an mir vorbeigegangen – ziemlich zu Unrecht, wie ich nun zerknischt feststellen muß.

Denn »Shaun the Sheep«, so der Originaltitel, hat mein Herz in wenigen Minuten erobert. Shaun stammt aus der Zucht des Trickfilmers Nick Park und ist wie seine berühmten Kollegen Wallace und Gromit ebenfalls ein mittels Stop-Motion animiertes Knetgeschöpf. (Wer »Wallace & Gromit« aufmerksam verfolgt hat, kennt Shaun bereits aus der Episode »A Close Shave«, deutsch: »Unter Schafen«.) Shaun, von dem man nicht weiß, ob er jünger oder einfach nur kleiner ist als die anderen Schafe, lebt mit seiner Herde, dem Hütehund Bitzer, drei mißgünstigen Schweinen und einigen anderen Tieren auf einer Farm und durfte bislang in 40 Episoden à sieben Minuten Alltagsabenteuer erleben: Die Schafe sollen gebadet werden, aber das Wasser ist viel zu kalt – also muß Shaun warmes Wasser organisieren. Die Herde vergnügt sich mit dem Wäscheständer des Farmers und ruiniert dabei das ganze Trockengut, das anschließend in einer Rettungsaktion geflickt werden muß. Die Schafe sollen geschoren werden, möchten aber nicht nackt herumlaufen, weshalb sie flugs einen Fluchttunnel graben – zum nächstgelegenen Friseur, der ihnen einen anständigen Schnitt verpaßt. Versteht sich, daß der Farmer von den Aktionen seiner Schafe nie etwas bemerken darf und – auch nie etwas spitzkriegt.

Sahnehäubchen vieler Episoden aber sind die augenzwinkernden Anspielungen, die die Produzenten von Aardman ­Animations eingebaut haben: Mal drischt der ­Farmer mit einem Bäumchen auf seinen Traktor ein wie Basil Fawlty in »Fawlty Towers« auf sein liegengebliebenes Auto, mal geht ein Gitarren­verstärker bis elf wie sein berühmtes Vorbild bei »Spinal Tap«, außerdem sind die ganzen Hitchcock-, »E.T.«- und »Rocky«-Zitate in Knetgummi und von Schafen nachgespielt natürlich noch mal so lustig wie das Original.

»Shaun das Schaf« lief in Deutschland schon in der »Sendung mit der Maus« und im KiKa; für alle, die ihn da aber noch nicht gesehen haben, besteht noch Hoffnung: Mitte November erscheint die umfassende DVD »Shaun The Sheep – Off The Baa« als UK-Import, wird aber auch Kindern ohne Englischkenntnisse verständlich sein, denn »Shaun« kommt völlig ohne Dialoge aus.

Zuerst erschienen in der Humorkritik in TITANIC 11/2007

Aber ’allo!

1. November 2003 1 Kommentar

Zu den ungelösten Fragen der Fernsehgeschichte gehört die, warum wechselnde Sender uns alle paar Jahre wieder mit der totgenudelten  WWII-Comedy-Serie „Hogan’s Heroes“ („Ein Käfig voller Helden“) abfüttert, während weitaus komischere Produkte ähnlichen Zuschnitts ungesendet in den Archiven verstauben. Zum Glück gibt es seit geraumer Zeit immerhin die Möglichkeit, via Internet ohne lange Wege in den Besitz ausländischer TV-Erzeugnisse etwa auf DVD zu gelangen – so wie ich kürzlich in den der ersten beiden Staffeln „’allo ’allo!“.

„’allo ’allo!“, eine BBC-Produktion der achtziger und frühen neunziger Jahre, spielt im deutsch besetzten Frankreich, Hauptfigur ist der Bistro-Wirt René Artois, der eine Menge zu tun hat: Er muß seine deutschen Gäste zuvorkommend bedienen, ohne deshalb als Collaborateur zu gelten, im Auftrag der Resistance abgeschossene englische Piloten verstecken, gleichzeitig aber auch Kunstwerke, die korrupte Wehrmachtsoffiziere für sich behalten wollen – und er muß seine diversen Affären mit dem Personal vor seiner Frau verheimlichen. Eine Konstellation also, die reichlich Anlaß für burleske Episoden gibt; 92 sind es im Laufe von zehn Jahren und ebensovielen Staffeln geworden, denn „’allo ’allo!“ lief nicht nur in Großbritannien, sondern auch im (nichtdeutschen) europäischen Ausland sowie z.T. sogar in den USA überaus erfolgreich. Dabei ist die ganze Serie sehr britisch, beginnend bei der charmant sparsamen Ausstattung, die man aus vielen BBC-Serien kennt – hier sei nur das geistig nicht völlig anders geartete „Fawlty Towers“ genannt, wo John Cleese einen der Figur des René sehr verwandten Typus Gastwirt gibt. Das typisch britische setzt sich fort in der Vorliebe für anzüglich-erotomanische Witze über diverse Perversionen – ein Gestapo-Offizier trägt Mieder und Strümpfe, der Wehrmachtsoffizier bevorzugt Sexpraktiken, die Staubwedel und Rührfix einschließen – und die unausweichlichen Franzosenscherze: Die typisch französische Verkleidung ist ein grotesker Bund Zwiebeln, den jeder „Franzose“ um den Hals hängen hat, während die Resistance nur aus gutausehenden Französinnen besteht. Die unterbelichtetsten Figuren der Serie aber sind mit Abstand die englischen Kampfpiloten, die grundsätzlich weder Deutsch noch Französisch können, daher alles mißverstehen und sich darüber wundern, daß ihre Verkleidung auffliegt, selbst wenn sie nur mit dem Fahrrad über Land fahren – kein Wunder, sie fahren auf der linken Straßenseite. Das ist einer der sympathischsten Züge an „’allo ’allo!“: Die britische Selbstironie, mit der die Serie sich nicht auf die einmal eingeführte moralische und technische Überlegenheit der Alliierten gegenüber den zwar vorübergehend mächtigeren, aber doch tumben Nazis verläßt, wie es in „Hogan’s Heroes“ ausschließlich geschieht, sondern den armen René im Widerspiel der Kräfte immer neuen, hochkomischen Situationen aussetzt. Dafür nimmt man als Zuschauer auch Szenen in Kauf, die aus heutiger Perspektive sehr an den Hallervordenschen Klamauk aus „Nonstop Nonsens“ erinnern.

(zuerst erschienen in der Humorkritik in TITANIC 11/2003)