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Archiv für Dezember, 2004

Team America

24. Dezember 2004 Keine Kommentare

Tim Robbins, Helen Hunt und George Clooney sterben blutige Tode, Kim Jong Il verfüttert Hans Blix an einen Hai, und natürlich werden auch die Themengebiete Schwanz, Möse und Arschficken wieder ausführlich diskutiert: Die beiden „Southpark“-Schuster Trey Parker und Matt Stone bleiben mit ihrem neuen Kinofilm „Team America: World Police“ (deutscher Start: 30.12. 2004) fraglos bei ihren Leisten. „Team America“ ist dabei gleich drei Filme auf einmal: Ein Actionfilm, in dem mutige Helden mit großkalibrigen Feuerwaffen für heroische Momente und gewaltige Explosionen sorgen, aber auch eine politische Satire, denn, so kommen wir zum dritten Film: die Helden sind alle Marionetten.

Augsburger Puppenkiste goes Terminator 3 – das klingt lustig. Ist es erstmal auch. Mit Puppen läßt sich ähnlich wie mit den Zeichentrickfiguren aus „Southpark“ sehr viel mehr Ekliges, Obszönes und Gewalttätiges in Szene setzen als im Realfilm, weil die Distanz zur Realität viel größer ist, darauf setzen Parker und Stone, und mehr als das: Sie nutzen das Format zu allerlei Seitenhieben. Die militärische Sondereinheit „Team America“ erhält Verstärkung durch den Broadway-Schauspieler Gary Johnston, der als Geheimagent in den Nahen Osten geschickt werden soll. Schnell stellt sich jedoch heraus, daß der wahre Top-Terrorist Kim Jong Il ist, der mit Hilfe der Bush-Gegner unter Hollywoods größten Schauspielern die Welt vernichten will. Und zum Entsetzen Garys ist sogar Alec Baldwin, Lieblingswitzfigur von Parker und Stone, unter den nützlichen Idioten der „F.A.G.“ (Film Actor’s Guild): „Alec Baldwin? Er ist mein Held, der größte Schauspieler der Welt!“ Das ist, wenn es eine Holzpuppe über die andere sagt, komisch.

Leider trägt, im Gegensatz zum „South Park“-Kinofilm, die Marionettenkonstruktion nicht über 90 Minuten. Das liegt bestimmt nicht an der technischen Umsetzung, die ist sehr gelungen, auch wenn die Figuren ein bißchen zu große, zu glänzende Augen haben, die ihre harmlose Erscheinung mit den kruden Sexszenen, den explodierenden Köpfen und Kotzexzessen kontrastieren sollen. Es ist vielleicht eher die Invarianz dieses Kontrastes: Irgendwann, nach einer Stunde längstens, hat man von dem immergleichen Witzschema einfach genug. Und möchte lieber noch einmal die Mutter aller Erwachsenen-Puppenfilme sehen: „Meet the Feebles“ vom nachmaligen „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson, der schon 1989 auslotete, wie weit man mit Plüschfiguren gehen kann, die Pornos drehen, Aids haben und sich gegenseitig plattwalzen. Sehr weit nämlich. Und man kann ein komischeres Resultat erzielen als Parker und Stone mit „Team America“.

zuerst erschienen in TITANIC 12/2004