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Archiv für Oktober, 2010

Technik, die begeistert

31. Oktober 2010 4 Kommentare

Endlich scheint es einen bequemen Weg zu geben, die IP-Sperre zu umgehen, mit der die BBC ihren iPlayer vor Zugriff aus dem Ausland schützt: thenextweb berichtet. Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber wenn das so einfach ist, wie es aussieht, könnte es meine Sehgewohnheiten verändern.

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Das „Saxondale“-Rätsel

30. Oktober 2010 Keine Kommentare

Was macht eine schlechte Sitcom schlecht?

Erkennen kann man eine schlechte Sitcom ganz einfach: Man hält einen kleinen Handspiegel bereit und sieht, während eine Folge läuft, mehrmals hinein. Sieht man statt eines lachenden ein ernstes (trauriges/wütendes/verzweifeltes) Gesicht, ist die Sitcom schlecht (oder man hat versehentlich die ARD-Themenwoche „Essen ist Leben“ eingeschaltet).

Sehr viel schwieriger wird es, wenn man zu fragen beginnt: Warum ist diese Sitcom eigentlich schlecht?

Gestern habe ich in der Hoffnung, sie könnte ein bißchen besser sein als die erste, die zweite Staffel „Saxondale“ (BBC2, 2007) in einer Sitzung durchgehockt — und mußte zunächst feststellen: zumindest die erste Folge hatte ich schon irgendwann gesehen (und auch an die zweite konnte ich mich in Bruchstücken erinnern). Schon mal schlecht, denn das hieß, sie hatte mich nicht sehr beeindruckt. Und so war es dann auch nach dem zweiten Versuch: Schon heute kann ich mich kaum noch an etwas erinnern.

Aber warum eigentlich nicht? Saxondale ist wie Alan Partridge eine Comedy-Persona Steve Coogans. Wie Partridge ist er ein Verlierer:  früher Roadie für große britische Rockbands, heute Kammerjäger. Immer noch gegen das System, immer noch mit Zauselfrisur und Vollbart, während alle um ihn herum längst erfolgreich Irgendwasmitmedien machen. Er läßt alle an seinem reichen Wissensschatz teilhaben, auch wenn sich darin so manche Unze Falschgold findet. Er belegt einen Kurs in Anger Management, fährt privat einen Ford Mustang, auf den er sehr stolz ist, beruflich aber einen Renault Kangoo, und hat es sich mit seiner moppeligen Freundin (Ruth Jones, „Gavin & Stacey“), die systemkritische T-Shirts designt/historisch-pornographische Bilder malt, ganz bequem eingerichtet.

Da liegt womöglich schon die erste Schwachstelle: Saxondales zwei Welten sind für mich gleichermaßen uninteressant. Ich kann weder an das Klischee vom Roadie anschließen, der in den Siebzigern mit Jimmy Page und Brian May gesoffen hat, noch könnte ich behaupten, daß mich die Profession des Kammerjägers elektrisierte. Alan Partridge war in dieser Hinsicht viel universaler: ein unsympathischer TV-Moderator, der seine Show verliert und Radio-DJ in der Provinz wird.

Nun muß eine Sitcom, deren Setting auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet ist, nicht automatisch für alle anderen Zielgruppen uninteressant sein. Wer aber einen so großen Teil der Komik aus einem einzigen Umstand zieht wie „Saxondale“ aus dem „früherer Roadie“-Ding, könnte alle, die das nicht direkt anspricht, zum Beispiel durch einen weiteren Charakter gewinnen, der sich ebenfalls nicht für olle Rock’n’Roll-Kamellen interessiert. Hier etwa durch den Azubi Raymond (Rasmus Hardiker), der Saxondale überall hinbegleitet. Doch Raymond bleibt farblos, gelangweilt, indifferent (eine Paraphrase seiner Rolle in „Lead Balloon“). Reibungsfläche für Saxondale? Raymond ist das genaue Gegenteil.

Und er kriegt, wie auch sonst niemand, keine einzige Szene ohne Coogan. Das könnte der zweite Schwachpunkt sein: Die Serie konzentriert sich ausschließlich auf Saxondale. Selbst wenn ich kein Fan von Ruth Jones bin: ein bißchen mehr Tiefe hätte ihrer Figur hier nicht geschadet. Sie bleibt aber, weil auch sie keinen Moment alleine auf dem Bildschirm hat, immer Saxondales Anhängsel. Morwenna Banks als Rezeptionistin der Agentur, in der sich Saxondale seine Aufträge abholt, ist zwar sehr gut darin, Saxondale durch ihre passiv-aggressive Art, der er nicht gewachsen ist, auf die Palme zu bringen. Doch auch ihre Figur ist nur in der Serie, weil sie genau diese Funktion erfüllen soll — eigenes Leben wird ihr nicht zugestanden.

Die dritte Schwachstelle ist evtl., daß es eine solche Figur überhaupt braucht, die Saxondales Aggressionen befeuert. Aber während Alan Partridge verzweifelt (und immer kontraproduktiv) gegen seinen Abstieg kämpfte, während er sich also an immer dünnere Strohhalme klammerte, um nicht in ein tiefes Loch zu stürzen, ist Saxondale längst am Boden angekommen und hat im Grunde resigniert. Er hat keine Aussichten darauf, je wieder erfolgreich zu sein, es in irgendeiner Form wieder „zu schaffen“, also entfällt auch der Kampf darum. Genau der Kampf aber wäre es, der komisch sein könnte und der Menschen mit der Figur mitfühlen ließe. Nur dieser Kampf, oberflächlich der Kampf gegen praktisch alle, de facto aber der Kampf gegen sich selbst, war es, der Alan Partridge erträglich machte — ohne ihn wäre er tatsächlich nur der unsympathische Vollidiot gewesen, als der er häufig beschrieben wird. Saxondale ist viel sympathischer. Aber er kriegt nicht mein Mitgefühl.

Zuschlechterletzt erschien zumindest mir die zweite Staffel „Saxondale“ (die erste habe ich wirklich kaum noch im Kopf) zu formelhaft. Jede Folge beginnt mit einer Szene im Anger Management-Kurs (in dem jedesmal Matt Berry wieder unlustig sein darf — ich verstehe offenbar seinen Humor absolut nicht), in jeder Folge taucht der nervige Nachbar (Darren Boyd) auf (ich könnte mal eine Top-10 der nervigsten Sitcom-Nachbarn erstellen, beginnend natürlich mit Kramer), in jeder Folge der Disput mit Morwenna Banks als Rezeptionistin… Nichts gegen Running Gags und eine wiedererkennbare Struktur: Sie sind meistens sinnvoll, schließlich ist Wiedererkennbarkeit eines der wichtigsten Momente bei Comedy. Aber hier wirkt sie allzu korsetthaft: sie beengt eher, als daß sie zusammenhält.

Zuguterletzt: Ich bin mir absolut nicht sicher, ob es an all diesen Punkten liegt, einzeln oder in Kombination, daß ich „Saxondale“ nichts abgewinnen konnte. Möglicherweise liegt es auch an etwas anderem: zu hoher Erwartung zum Beispiel. Ich finde es immer schwierig, genau den Finger darauf zu legen, warum etwas nicht funktioniert. Nur DASS es nicht funktioniert, da bin ich mir ziemlich sicher.

Hier noch ein Trailer mit Ausschnitten aus den bald kommenden neuen Alan-Partridge-Online-Filmchen — allerdings ein etwas enttäuschender, weil statt der Dialoge nur Musik zu hören ist. Nicht so sehr vielversprechend, wie ich finde.

Empfehlung des Hauses

26. Oktober 2010 7 Kommentare

Es ist schon eine Weile her, daß Kochen der neue Rock’n’Roll und die englische Küche besser wurde, als ihr Ruf bis heute ist: Jamie Olivers erste Fernsehshow „The Naked Chef“ lief 1999 an; da gab es die neue britische Begeisterung für Haute Cuisine bereits eine ganze Weile. So lange sogar schon, daß bereits von 1993 bis ’96 drei Staffeln „Chef!“ auf BBC1 gelaufen waren, in denen Lenny Henry einen cholerischen Sternekoch in einem Gourmet-Restaurant auf dem Land spielte, bei dem sich Überheblichkeit und Talent die Waage hielten. Es ist also keine ganz fangfrische Idee, heute eine Sitcom zu machen, in der Alan Davies einen überheblichen, talentierten Chefkoch in einem Nobelrestaurant auf dem Land spielt.

Zum Glück haben Matt King und Oliver Lansley das berücksichtigt, als sie „Whites“ geschrieben haben (BBC2, dienstags). Ihr Chefkoch Roland White (dem eine gewisse Ähnlichkeit mit Bob Geldof nicht abzusprechen ist) hat sein Haltbarkeitsdatum erreicht, wo nicht überschritten. Ihm ist langweilig geworden über die Jahre, er spricht lieber seine Autobiographie (um die ihn niemand gebeten hat) ins Diktiergerät, als in der Küche zu arbeiten, und er kocht schon seit Jahren die gleichen Gerichte — meistens mit Fleisch. Mit sehr viel Fleisch. Seine Restaurant-Managerin Caroline hätte gerne, daß er auch mal ein, zwei vegetarische Gerichte in Angriff nimmt, und sein Souschef Bib hätte gerne, daß er überhaupt mal irgendwas in Angriff nimmt. Selbstredend wird aus Whites Buchvertrag nichts, denn die Verlegerin, Gast der Restaurant-Eigentümerin, ist: Vegetarierin. Und auch der Besuch des Sternekochs Shay Marshall in der zweiten Folge endet im Desaster, denn der hat, vor Urzeiten, mal als Lehrling bei Roland angefangen, seinen Chef aber längst einge- und überholt. Und nicht zuletzt hat Roland auch noch eine Rechnung mit ihm offen, die er nun auf hinterhältige Weise zu begleichen gedenkt.

Im Trailer: Kellnerin Kiki und Souschef Bib klären, was das Wort „Steak“ bedeutet.

https://www.youtube.com/watch?v=lN4V_tgXuNY?fs=1&hl=de_DE

„Whites“ (eine Kamera, kein Laugh Track) ist, ganz ähnlich wie „Rev.“, ein Slow Burner, der nicht auf schnelle Lacher und burleske Comedy setzt. Erst nach zwei, drei Folgen ist mir die Serie ans Herz gewachsen: Als klar wurde, daß die Charaktere lebendig sind und glaubwürdig, mit der gelegentlichen Ausnahme (etwa der naiv-geschwätzigen Kellnerin Kiki), die aber das Ensemble eher abrundet als herauszufallen. Alan Davies ist erstaunlich gut in seiner Rolle, obwohl er bislang noch nicht als Sitcom-Schauspieler in Erscheinung getreten ist (mir war er nur aus der Panel-Show „QI“, „Quite Interesting“, mit Stephen Fry bekannt).

Eine echte Überraschung aber ist Darren Boyd („Hippies“, zweite Staffel „Green Wing“, zweite Staffel „Saxondale“) als stellvertretender Chefkoch Bib, der immer überfordert und so schwach ist, daß er selbst gegen den Lehrling keinen Stich macht. Boyd spielt Davies, obwohl er dazu in der Lage wäre, zum Glück nicht an die Wand, sondern ergänzt ihn: Bib schätzt Roland als genialen Koch und ist ihm loyaler Freund, Roland weiß das und springt für den dauernd gestreßten Bib ein — auch wenn es ihm manchmal schwerfällt, seine Lethargie zu überwinden.

https://www.youtube.com/watch?v=3-m6EBVAcfg?fs=1&hl=de_DE

Es hilft der Serie, daß sie prominent besetzt ist: neben Boyd spielen Katherine Parkinson („The IT Crowd“) als Managerin und Isy Suttie (kann man in „Peep Show“ als Dobby schon gesehen haben), und es tauchen prominente Stargäste auf: etwa Kevin Bishop („The Kevin Bishop Show“, „Star Stories“) und Julia Deakin (Marsha in „Spaced“). Auch die Autorenduohälfte Matt King spielt selbst mit, und auch ihn kann man kennen: Als Superhans in „Peep Show“ und aus „Star Stories“.

„Whites“ erscheint am 22. November auf DVD.

Funny Money

21. Oktober 2010 1 Kommentar

The Sun hat die Top-40-Verdiener der britischen Comedy zusammengestellt und ihre Einkünfte aus dem laufenden Jahr geschätzt. Die geringste Überraschung sind natürlich die Spitzenreiter:

1. Sacha Baron Cohen: 8 Millionen Pfund (9 Mio. Euro) dank „Brüno“ und „Borat“

2. Ricky Gervais: 7 Mio. Pfund (7,9 Mio. Euro) dank der US-Lizenz für „The Office“, seiner UK-Tour „Science“ und zwei US-Live-Auftritten für geschätzte 500 000 Pfund.

2. Rowan Atkinson: dito 7 Mio. Pfund aus seiner „Mr Bean“-Rente, die ihm die permanente Ausstrahlung seiner Kultserie in Flugzeugen bringt: „Mr Bean“ ist die am häufigsten gezeigte Show auf Flügen.

2. Peter Kay: dito 7 Mio. für seine erste Stand Up-Tour seit sieben Jahren, die im nächsten Monat anläuft.

Auf Platz 6 folgt Steve Coogan, der sich mittlerweile auf dem US-Film- und -Fernsehmarkt etabliert hat, mit 5 Mio. Pfund (5,6 Mio. Euro); Platz 9 geht an Eddie Izzard (4 Mio. Pfund). Erst auf Platz 16 kommt Stephen Fry (2 Mio. Pfund), Plätze 21 resp. 24 gehen an die „Little Britain“-Stars David Walliams und Matt Lucas (1,8 bzw. 1 Mio. Pfund). John Cleese trudelt auf Rang 29 ein mit einer halben Million Pfund, dito Bill Bailey, und Mitchell & Webb haben 700 000 bzw. 400 000 Pfund eingefahren.

Was verdienen eigentlich deutsche Comedians? Ich habe mal eben schnell gegoogelt, aber offenbar sind deutsche Medien a) weniger an den Umsätzen der Comedy-Industrie interessiert oder b) ein wenig zurückhaltender mit so privaten Informationen wie Jahreseinkünften. Wer weiß was?

„Misfits“: Series 2 Trailer

19. Oktober 2010 3 Kommentare

Wer die erste Staffel „Misfits“ (E4, 2009) noch nicht gesehen hat: Finger weg, Spoiler! Wer aber bei diesem schön düsteren Superhelden-Comedydrama von Howard Overman auf dem Laufenden ist, kann sich über einen feinen Trailer freuen. Neue Staffel beginnt im November.

https://www.youtube.com/watch?v=n_LojU_rhIM?fs=1&hl=de_DE

Simon, Nick & Alien

18. Oktober 2010 Keine Kommentare

Simon Pegg und Nick Frost als Buddys, das habe ich doch schon irgendwo einmal gesehen. Oder zweimal oder dreimal. Komm jetzt nicht drauf. War aber gut. Diesmal fahren sie durch die amerikanische Wüste und treffen einen Alien.
https://www.youtube.com/watch?v=DybE_cNHJP8?fs=1&hl=de_DE

Der Alien wird gesprochen von Seth Rogen, dem Zögling von Judd Apatow. Deren beider Werk hat mich noch nie in Freudentaumel versetzt, aber nun, man kann nicht alles haben. Regie führt in diesem Falle allerdings Greg Mottola, der schon bei „Superbad“ mit Rogen zusammengearbeitet hat.

Kann das was werden? So richtig enttäuscht haben mich Pegg & Frost ja bisher noch nie, aber der animierte Alien sieht schon ein bißchen nach Kinderfilm aus…

„Paul“ kommt im Februar in die Kinos. Und nein, ich weiß auch nicht, warum der Trailer zweimal beginnt.