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Archiv für April, 2014

Yeah, cool, brilliant, what?

5. April 2014 9 Kommentare

Vielleicht heißen Fernsehanstalten ja nicht zufällig Anstalten. Vielleicht sind die, die dort zu arbeiten glauben, ja tatsächlich vornehmlich Insassen.

Ian Fletcher (Hugh Bonneville, „Downton Abbey“), dem frisch gekürten Head of Values der BBC, kommt es sicher oft so vor. Auch wenn er natürlich zu höflich ist, um das je zu äußern. Aber das ist das Set Up, und es funktioniert wunderbar: ein Gesunder inmitten eines Haufens Irrer.

„W1A“ (BBC2, seit März) ist ein Spin off von „Twenty Twelve“ (BBC4, 2011-12), aus dem wir Ian Fletcher schon kennen: damals war er der Leiter der (fiktionalen) „Olympic Deliverance Commission“, der hauptsächlich mit PR-Unfällen zu kämpfen hatte — und mit Siobhan Sharp (Jessica Hynes), einer PR-Managerin, die in erster Linie durch leere Phrasen und Ahnungslosigkeit glänzte.

Nun hat es Fletcher zu BBC geschafft: als Leiter einer Position, die sich, wie es in der Serie einmal gesagt wird, mit den Werten von Werten beschäftigt. Genauer geht es leider nicht. Das ist eines der Probleme Fletchers. Dass er weder sein Büro findet noch weiß, ob er überhaupt eines hat, ist ein anderes.

Ian weiß nur, dass er „big thoughts“ denken soll. Er kommt nur leider nicht dazu. Denn ein Meeting jagt das nächste, und auf jedem werden noch mehr Phrasen gedroschen, Verständnis simuliert und PR-Unfälle produziert — nicht zuletzt von Siobhan Sharp, denn mit seiner Nemesis aus „Twenty Twelve“ kriegt Fletcher es abermals zu tun. Sie ist immer noch in der PR, und die Versuche ihrer Agentur, das BBC-Logo neu zu gestalten, gehören zu den schönsten Momenten der Serie bislang.

„W1A“ (so benannt nach der Anschrift des neuen Hauptsitzes der BBC in London, W1A 1AA) ist im selben Mockumentary-Stil gehalten wie der Vorläufer der Serie und wird auf die gleiche Weise getragen von einer heiteren Freundlichkeit, die sich auch in der Stimme des Narrators aus dem Off widerspiegelt (abermals David Tennant). Die meisten Senderleute sind äußerst zuvorkommend und höflich — und genau das macht den absurden Quatsch, den sie reden, so lustig.

Vor allem die Chemie zwischen Bonneville und Hynes ist fantastisch, wie überhaupt die Figur der nervigen Siobhan (gesprochen wie Yvonne, nur mit einem Sch-Laut am Anfang) ein Geniestreich in der Parodie von PR-Knalltüten ist. „Let’s ride this train. Let’s nail the puppy to the floor.“

Tatsächlich gefällt mir „W1A“ besser als „Twenty Twelve“. Das mag daran liegen, dass ich mit Fernsehen und einer Satire auf die Abläufe und Charaktere hinter den Kulissen mehr anfangen kann als mit den Olympischen Spielen und ihrer Organisation. Vielleicht sind aber auch die Charaktere hier genauer gezeichnet, vielleicht bietet die BBC als Setting mehr Möglichkeiten als eine ominöse Olympiade-Taskforce, von der zumindest ich gar nicht genau wusste, wo sie angesiedelt sein sollte.

Hier ist allein der merkbefreite, aber nette Praktikant Will (Hugh Skinner) eine brillante Figur: in seinem permanent Zustimmungsbedürfnis sagt er zu allem ja — bzw. „all right, cool, ok, good idea, yeah, I see, say again?“, weil er es dann doch nicht verstanden hat. So dass Dialoge wie dieser im Aufzug mit Ian dann immer so verlaufen, dass man sich nie sicher sein kann, ob man gerade aneinander vorbeigeredet hat oder nicht (Erfahrungswert: meistens ja):

WILL
…yeah, cause, I’m actually, like, an intern.

IAN
Ah, all right. I see. What does that involve exactly?

WILL
Yeah. Say again?

IAN
You want to end up working in this area, eventually?

WILL
Wha-, you mean, as a job?

IAN
Well, yes.

WILL
Yeah, cool.

IAN
Yes.

Ein Prinzip, das aber nicht nur auf Prakikantenebene funktioniert, so dass Will eine große Karriere bei der BBC bevorstehen dürfte.

Leider hat John Morton („People Like Us“) nur vier Folgen dieser hübschen Satire machen dürfen; die letzte läuft am Mittwoch, und sie wird abermals erst haarsträubend lustig sein, und dann ein bisschen traurig machen, wenn man an die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten hierzulande denkt. Aber dazu steht an anderer Stelle ja schon genug Trauriges.

„Shaun the Sheep“-Trailer

5. April 2014 1 Kommentar

Ach, schön: Shaun kommt ins Kino. Über den ersten Trailer hab ich mich gerade gefreut wie ein Kind. Na ja, wie ein großes, dickes, verkatertes Kind jedenfalls.

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