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Schlecht unterrichtet

Es ist weder selten noch außergewöhnlich, daß Fernsehserien über Staffeln hinweg in ihrer Qualität schwanken. Selten sind dritte und vierte Staffeln besser als erste und zweite, aber manchmal kommt natürlich auch das vor. Daß eine Serie aber so gut anfängt und dermaßen ins Bodenlose abfällt wie „Teachers“ (Channel 4, 2001 – 04), ist mir noch nicht so häufig untergekommen.

Nun ist es allerdings einfacher, gleichbleibende Qualität zu liefern, wenn das britische Sitcom-Prinzip greift: Ein oder zwei Macher, die als Autoren und Hauptdarsteller verantwortlich zeichnen, wenige Episoden pro Staffel, sitcom-kurze Folgen von 22 oder 30 Minuten. „Teachers“ ist das genaue Gegenteil davon: ComedyDrama mit knapp 50 Minuten langen Folgen, acht bis 13 Episoden pro Staffeln, einem halben Dutzend Autoren und Regisseuren und ebensovielen annähernd gleichberechtigten Figuren — mehr Kreuzfahrtschiff als Schnellboot.

„Teachers“ folgt einer Gruppe von Secondary-School-Lehrern in Bristol, die zum größeren Teil unreifer sind als ihre Schüler. Allen voran kämpft Simon (Andrew Lincoln, „Love Actually“) mit dem Erwachsenwerden, lebt er doch noch bei seinem Vater und dessen neuer Freundin, die eher in Simons Alter ist, und gerät regelmäßig in Konflikt mit Autoritäten wie seinem Vorgesetzten Bob, der Direktorin Clare oder seiner eiskalten, aber sehr attraktiven Kollegin Jenny (Nina Sosanya, „Nathan Barley“, „FM“). Rat und Hilfe sucht er bei seiner Kollegin Susan (Raquel Cassidy, „Lead Balloon“), trinken und alberne Pub-Spielchen spielen kann er mit seinen besten Kumpels Kurt und Brian. Jede Episode beschreibt eine Woche, jede Staffel ein Schuljahr.

Nicht über die Maßen originell, aber herzlich genug und dank glaubwürdiger Konflikte leidlich spannend, sind mir die erste und zweite Staffel schnell zu einem festen Bestandteil des Abendprogramms geworden: Ich habe es gerne gesehen, auch wenn (oder gerade weil) die Folgen nach einem schnell durchschaubaren Strickmuster gebaut sind und viele wiederkehrende Elemente haben. Jede Folge beginnt mit dem Weg zur Schule, der Wochentag taucht sehr hübsch auf Requisiten oder Kulisse geschrieben auf, wie überhaupt zahlreiche Sight Gags die Serie pimpen: etwa das maßlose Bullying auf Pausenhof und in Korridoren, das ebenso konsequent ignoriert wird wie die Esel, Schafe und anderen Tiere, die oft irgendwo im Hintergrund zu sehen sind. Auch daß praktisch jede Folge im Pub endet und mit den immer gleichen Sottisen (bevorzugt zu sexuellen Vorzügen und Defiziten des Kollegiums), ist eher anheimelnd als langweilig. Der vorzügliche Britpop-Soundtrack schließlich wertet die Serie zusätzlich auf.

Leider verlassen mit Simon, Susan und Jenny drei der wichtigsten Figuren nach zwei Staffeln die Serie; ein Verlust, den „Teachers“ nicht  wettmachen kann — weder durch den neuen Englischlehrer Matt (James Lance, „Moving Wallpaper“, „The Book Group“), noch durch andere neu eingeführte Figuren. Daß zu Beginn der vierten Staffel auch noch die unterbelichteten, aber lustigen Brian und Kurt ebenso wie Matt fehlen und auch noch der Schauplatz der ersten drei Staffeln gewechselt wird, versetzt „Teachers“ den Todesstoß. Allerdings zu einem Zeitpunkt, wo die Serie ohnehin schon komatös war, denn dank fehlender Konflikte war schon dem dritten Durchgang ziemlich die Luft ausgegangen.

Interessant zu erfahren wäre, was „Teachers“ so ruiniert hat: Warum so viele tragende Charaktere ausgestiegen sind, warum die Autoren in immer seichtere Gewässer abgedriftet sind, warum schließlich die anfänglich unterhaltsam surrealen Elemente (die der „Green Wing“-Ästhetik den Boden bereitet haben dürften) zu nur noch unglaubwürdigem Quatsch verkommen sind. Mir ist es jedenfalls völlig rätselhaft.

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