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Unterwegs mit Rob und Steve

„Es ist 2010. Alles ist gemacht, man kann nur etwas nochmal machen, anders oder besser“, sagt Rob Brydon (Rob Brydon) in den ersten Minuten von „The Trip“ (BBC2) zu Steve Coogan (Steve Coogan). Vielleicht auch eine Absicherung gegen Kritiker, denn tatsächlich: Brydon als Brydon zusammen mit Coogan als Coogan unter der Regie von Michael Winterbottom, das gab es tatsächlich schon: In der Verfilmungs-Verfilmung von Laurence Sternes „Tristram Shandy“, „A Cock And Bull Story“ (2006).

Hier nun reisen die beiden durch den nordenglischen Lake District, und zwar unter der Fiktion, daß Coogan eine Gastro-Kolumne vom Observer bekommen hat, für die er Restaurants besprechen soll. Leider ist seine amerikanische Freundin Mischa im letzten Moment abgesprungen, Coogan will aber nicht alleine reisen, also telefoniert er herum und landet, sonst hat leider niemand Zeit, schließlich bei seinem alten Kumpel Brydon. Der kommt gerne mit, und es entspinnt sich ein Roadtrip, während dem die beiden Freunde (und Konkurrenten im Comedy-Geschäft) über Gott und die Welt parlieren und vor allem ihre Fähigkeit vergleichen, Stimmen zu imitieren: die von Anthony Hopkins, Ronnie Corbett oder, wie hier im Clip, Michael Caine:
https://www.youtube.com/watch?v=HFIQIpC5_wY?fs=1&hl=de_DE

Im Laufe der ersten Episode wird klar, wie die beiden ticken: Coogan ist mit seinen Rollen in großen US-Filmen der erfolgreichere von beiden, der gerne mit seinem Agenten telefoniert („I don’t want to do British TV!“), schnell ein bißchen arrogant wirkt und reichlich kurz angebunden wirkt, als sich herausstellt, daß im ersten Hotel in Erwartung eines Pärchens lediglich ein Doppelzimmer gebucht ist statt zwei Einzelzimmer — und daß es auch kein freies Zimmer mehr gibt. Brydon hingegen, seinerseits mit Auftritten in zahllosen Pannel-Shows in England derzeit viel präsenter als Coogan, hat kein Problem, mit Coogan in einem Doppelbett zu schlafen, gibt den sympathischen Familien-Typ und wird prompt für den Assistenten Coogans gehalten.

Noch ist es ein bißchen unentschieden, wohin die Reise mit „The Trip“ wirklich gehen soll. Während der ersten Folge hatte ich das Gefühl, ich möchte nicht endlos dabei zusehen müssen, wie Coogan und Brydon einen Schauspieler nach dem anderen imitieren. Wenn sie aber etwa darüber streiten, wie man einem Kellner nach dem Probe-Schluck zu verstehen gibt, daß man mit der Flasche Wein einverstanden ist, oder wie man am naturgetreusten das Geräusch einer Pistole mit Schalldämpfer nachmacht, das hatte etwas im besten Sinne „Seinfeld“-haftes, dem ich noch länger zusehen könnte.

Es steckt vielleicht noch ein wenig mehr in dem Gespann Brydon/Coogan, das ja tatsächlich im wahren Leben genauso befreundet ist wie hier vor der Kamera und die gleichen Konflikte hat: Coogan als der erfolgreichere, aber unzufriedenere, Brydon als der ausgeglichenere, der zu Beginn seiner Karriere vom frühen Erfolg Coogans angestachelt war, selbst nachzuziehen. Selbst daß Coogan die Nase voll hat vom ewigen Promi-Parodieren, dürfte der Wahrheit entsprechen: Seine Comedy-Laufbahn hat bei „Spitting Image“ begonnen, wo er nichts anderes gemacht hat, als den Promi-Puppen seine Stimme zu leihen; umso glücklicher dürfte er gewesen sein, endlich mit Alan Partridge eine Figur entwickelt zu haben, die vollständig ihm gehörte.

  1. Dashcroft
    3. November 2010, 16:31 | #1

    So langsam ist es aber auch mal gut mit Rob Brydons Stimmenimitationen. Wenn ich richtig aufgepaßt habe, fehlten jetzt nur noch Terry Wogan und „Small Man Trapped in a Box“, aber die kommen sicher auch noch. Immerhin hatte ich beim Schauen nicht einmal den Drang, um- oder abzuschalten. Aber selbstreferentielles Fernsehen ist doch so letztes Jahrzehnt.

  2. Kenny von Spenny
    3. November 2010, 18:59 | #2

    Das scheint ein englischer Jörg Knör zu sein.
    (bei wikipedia steht übrigens, daß Knörs Vater Vorsitzender der ‚Deutschen Tinnitus-Liga‘ ist. Das wusste ich bis jetzt noch gar nicht….)

  3. Jeun
    2. Februar 2011, 09:07 | #3

    Mir gefiel The Trip ausnehmend gut. Und zwar deshalb, weil es schön unaufgeregt und unangestrengt ist, gleichzeitig lustig und melancholisch, Landschaft, Essen schön. Aber nur in kleinen Dosen und nur nach Mitternacht. Anders als Curb hatte ich hier oft das Gefühl, dass die beiden näher an ihrer wirklichen Person sind und die Grenzen tatsächlich manchmal zu fließen scheinen. Was dann wiederum die spärlichen Gags um so witziger, bzw. in Coogans Fall tragischer machen.
    Würde gerne wissen, ob mir jemand etwas zu „Cruise of the Gods“ erzählen kann? Brydon & Coogan 2002, hört sich recht viel versprechend an und ist für ein Appel und n Ei bei amzon.co.uk zu haben.

  4. 2. Februar 2011, 12:01 | #4

    ja, cruise of the gods kann man gucken, das tut nicht weh, gehört aber auch nicht zu den unvergeßlichen filmerlebnissen. so sehr ich ansonsten diesen meta-humor mag, wo schauspieler schauspieler spielen, die irgendwie ähnlich gestrickt sind wie sie selbst – hier fühlte es sich einen ticken weniger originell an, als es hätte sein können, es fehlte irgendwie die große überraschung. andererseits, wie gesagt, ist der film keineswegs schlecht und für coogan-brydon-fans unterhaltsam. könnte ich mal wieder gucken, ist ja schon wieder eine ganze weile her…

  5. Jeun
    2. Februar 2011, 12:24 | #5

    sowas wollte ich hören. *indenwarenkorbleg*

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