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Comedy-Rezession in England

Schlechte Zeiten für Britcoms: Die BBC hat angekündigt, sie sei gezwungen, einige (erfolgreich laufende) Sitcom-Formate absetzen zu müssen — aus finanziellen Gründen. Nun müsse diskutiert werden, welche Shows es treffen werde. Wahrscheinlich ist aber, daß die Budgetkürzungen genau die Formate treffen werden, die in diesem Blog diskutiert werden: Nämlich Sitcoms, die viel teurer zu machen sind als Comedy-Panel-Shows oder Docutainment á la Charlie Brooker. Bereits nächste Woche werden in der BBC weniger als vier Stunden neue Comedy laufen, nämlich nur sieben Shows von je einer halben Stunde, darunter vier Sitcoms („Not Going Out“, „Episodes“, „Coming Of Age“ und „Lunch Monkeys“).

Das klingt nach Jammern auf hohem Niveau, vor allem, wenn man weiß, daß die BBC alleine 33 Slots für Comedy-Serien pro Jahr hat. Tatsächlich aber kann ich sogar aus der Ferne feststellen, daß immer weniger neue Comedy produziert wird, die mich interessiert. Heißt: Immer weniger Sitcoms (auf Panel-Shows kann ich gut verzichten), und darunter immer weniger Sitcoms, zu deren Zielgruppe ich mich zählen würde. Außer „Episodes“ läuft zur Zeit eigentlich gar nichts, was mich was angeht: „Not Going Out“ ist mir zu sehr Mainstream, „Coming Of Age“ und „Lunch Monkeys“ ähnlich wie die „Inbetweeners“ auf ein jüngeres Publikum gezielt, als ich es bin.

Oder, wie es James Cary formuliert:

BBC1 tonight showed no comedy at all. None. Or last night. On Sunday night, there was a repeat of Gavin and Stacey at 10.30 (how many repeats, now?). And repeat of My Family at 4.25pm. On Saturday night, Come Fly With Me – a repeat from Thursday. On Friday night, a panel game and a chat show. On Thursday, Not Going Out. That’s not a lot of comedy – and I wouldn’t be able to tell you when I could regularly tune in to a sitcom. It used to be Friday night at 8.30. Not now. So when?

Dabei zeigt der Erfolg von „Miranda“ und die endlosen Wiederholungen alter Sitcom-Hits: Sitcoms sind genau das, was das Publikum will, was das Publikum liebt, woran man sich Jahre später noch erinnern wird, wenn alle Panel-Shows und alles Docutainment längst vergessen sind. Sitcoms sind das, was man sich auf DVD kauft und wieder und wieder ansehen kann. Wer guckt denn Reality-Shows auf DVD?

Besonders BBC2 steht vor einem sehr traurigen Problem: Der Sender hatte im vergangenen Jahr mit Sitcoms wie „Grandma’s House“, „Miranda“, „Rev“, „The Trip“ und „Whites“ und Sketch-Shows wie „Harry & Paul“ viel erfolgreiche Comedy im Programm (und mit „Bellamy’s People“, „Roger And Val Have Just Got In“, „Popatron“, „Shelfstackers“, „The Persuasionists“ und „Vexed“ noch ein paar halbgute, aber z.T. wenigstens ambitionierte Formate). Nun aber werden vermutlich auch einige Shows ins Gras beißen müssen, die sonst mit einer zweiten (oder dritten) Staffel wieder auf dem Bildschirm erschienen wären. „Harry & Paul“ steht, so zumindest ein (allerdings rasch dementiertes) Gerücht, ganz oben auf der Liste.

Trübe Aussichten also für britische Sitcoms. Wie schade.

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