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Alex Polizzi

26. Februar 2012 3 Kommentare

Es gibt Fernsehshows, die sind wie Popcorn: Man wird nicht richtig satt davon, aber sie machen Spaß. Sie setzen auf schlichte Effekte, aber die können sie dafür perfekt. Makeover-Shows gehören in diese Kategorie. Damit man sich nicht allzu schnell daran den Magen verdirbt, müssen sie gut gemacht sein. Meine Lieblings-Show dieser Art im englischen TV ist „The Hotel Inspector“ (Channel 5).

Der „Hotel Inspector“ ist Alex Polizzi, Anfang 40, eigentlich Alessandra Maria-Luigia O Polizzi Di Sorrentino, selbst aus einer Dynastie erfolgreicher Hoteliers stammend und eine Mischung aus Domina und Ehetherapeutin — man weiß nie, ob sie einen gleich übers Knie legt oder einem den Kopf streichelt. Was schon einen nicht unbeträchtlichen Teil des Appeals ihrer Show ausmacht: Sie ist streng, aber charmant, resolut, aber mit Einfühlungsvermögen. Sie ist in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von Tine Wittler.

Und auch ihre Show ist das Gegenteil von „Einmarsch in vier Wänden“. Das geht schon mal damit los, dass „The Hotel Inspector“ weniger Privatmenschen beim Makeover unterstützen als Geschäftsleute, nämlich Hoteliers, und in ihrer neuen BBC2-Show „The Fixer“ Familienunternehmen, Christian Rach und seiner Restauranttesterei also nicht ganz unähnlich. Wie Rach ist sie vom Fach, wie er erkennt sie die Zusammenhänge von persönlichen und geschäftlichen Problemen, und wie Rach geht sie auf die Menschen individuell ein, statt einfach alles mit dem gleichen Kreativ-Schmu von der Ikea-Stange zuzukleistern.

Die Fälle allerdings sind ein bisschen bunter. Womöglich, weil die Protagonisten etwas ungewöhnlicher sind: Klarerweise zunächst einmal Hoteliers, die sich selbst überfordern, nicht genügend geschäftliche Ahnung haben oder so sympathisch rüberkommen wie Basil Fawlty. Aber auch Hoteliers, die Spinnweben aus drei Jahrzehnten für Flair halten, knall-rosa Badezimmer „für Schwule“ anbieten und ihren persönlichen Porzellankitsch großzügig über alle Zimmer verstreut haben; Hoteliers also mit mittleren und großen Persönlichkeitsschaden, Menschen, bei denen Selbst- und Außenwahrnehmung überhaupt nicht mehr übereinstimmen und die die Grenze zwischen liebenswert exzentrisch und komplett spinnert vor langer Zeit schon hinter sich gelassen haben.

Das angenehme aber: Genau diese durchgeknallten Charaktere werden von Alex Polizzi nicht gestutzt, auf Normalmaß zurückgeschnitten und gleichgemacht, sondern in ihren Eigenheiten aufgefangen. Mit größtmöglicher Verbindlichkeit, unzähligen „Darlings“ und viel Kompromissbereitschaft entstehen in jeder Folge neue, praktische Lösungen, und immer hat man als Zuschauer das Gefühl, dass da fair gespielt wird, dass die englische Trias aus (Selbst-) Disziplin, Individualismus und Freiheitsliebe zu einem Ende führt, das für alle Seiten zufriedenstellend ist: Für den Hotelier, den Hotel Inspector — und den Zuschauer, der ja immer auch potentieller Gast ist, sei es in den Hotels, die Alex Polizzi auf Vordermann gebracht hat, oder in den von Christian Rach aufs Gleis gesetzten Restaurants. Dass die Hotels in den schönsten (oder auch mal nicht so schönen) englischen Flecken liegen und ein Quentchen Komik wie das Salz im Essen immer dazugehört, macht „The Hotel Inspector“ zum perfekten Vorabendfernsehen, zum Appetithappen, bevor man sich wieder Nahrhafterem zuwendet.

Hier ist eine ganze Folge „Hotel Inspector“:

… gewesen