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„Free Agents“ (US) eingestellt. „Simpsons“ gehen weiter

8. Oktober 2011 Keine Kommentare

Schlechte Nachricht für Hank Azaria: Sein US-Remake der britischen Sitcom „Free Agents“ (NBC, Britcoms berichtete) ist nach nur drei Wochen abgesetzt worden — zu miese Quoten.

Gute Nachricht für Hank Azaria: Die „Simpsons“ werden um weitere zwei Staffeln verlängert, die Darsteller haben sich mit Fox geeinigt, ohne daß bekannt geworden wäre, wie viel weniger nun in den Taschen der Synchronsprecher landet. Bislang erhielten sie 440.000.- Dollar pro Folge, das war Fox, die mit schlechten „Simpsons“-Quoten zu kämpfen haben, allerdings dramatisch zu viel. Daß die Honorare tatsächlich um 45 Prozent gekürzt worden sind, wie der Sender das verlangt hatte, gilt aber als unwahrscheinlich.

The Episodes of „Free Agents“

24. September 2011 2 Kommentare

„Episodes“ (Showtime/BBC2, 2011) war die Sitcom-Aufarbeitung eines Traumas, das britische Fernsehschaffende davontragen, wenn ihre (britische) Erfolgsserie in den USA reproduziert wird: Dann werden grundfalsche Hauptdarsteller besetzt (in „Episodes“ war es Matt LeBlanc als gesetzter Internats-Leiter) und Nichtskönner in Nebenrollen, der Ton ändert sich (und zwar eher selten in Richtung sophistication), und überhaupt stimmt nichts mehr. Aber alle (Briten) machen alles mit, weil sie sich viel Geld und gute Nachfolgeaufträge in Amerika versprechen.

„Free Agents“ (Channel 4, 2009) war eine britische Sitcom, in der Stephen Mangan (mhm, der aus „Episodes“) und Sharon Horgan zwei Schauspiel-Agenten gaben, deren Leben aus verschiedenen Gründen in Trümmern lag, die aber trotzdem (oder deswegen) eine On-and-off-Beziehung pflegten, welche vom Zynismus ihres Arbeitsplatzes und der Kaputtheit ihres Privatlebens geprägt war. Ihm kamen postkoital gerne die Tränen, wenn er an seinen bei der Mutter lebenden Sohn dachte, sie hatte noch immer zwei Dutzend große Porträts ihres toten Verlobten in der Wohnung aufgehängt. Eine böse, kleine Serie mit dunkler Grundstimmung und ohne großen Publikumserfolg, produziert von Nira Park („Spaced“, „Black Books“).

https://www.youtube.com/watch?v=c1Mf93_2Hq0?version=3&hl=de_DE

Nira Park ist auch bei dem US-Remake von „Free Agents“ (NBC, 2011) mit an Bord, ebenso Christopher Anthony Head, der abermals den Agenturboß spielen darf. Die Hauptrollen aber sind gegangen an Hank Azaria („The Simpsons“) als Alex und Kathryn Hahn als Helen; Chris Niel, Autor des Originals, tritt hier als Co-Creator und Producer an. Der Rest ist wie bei „Episodes“ beschrieben: Alle strengen sich an, so gut sie können in unterschiedliche Richtungen zu ziehen, und das Ergebnis ist schauderlich.

Das beginnt bei der Hauptfigur: Hank Azaria ist nicht ganz zehn Jahre älter als Mangan. Sein Alex wirkt wie ein durchtrainierter Fünfzigjähriger mit dichtem, dunkel gefärbtem Haar — durch und durch dominant und insofern das genaue Gegenteil von Mangans Alex, der eher unsicher war und mit Mitte dreißig immer noch der ewige Nachwuchs, der niemals in die Chefetage aufrücken wird. Tatsächlich darf Azaria schon in der ersten Folge seine beeindruckenden Brustkorb oben ohne herzeigen — ein Schelm, wer immer noch nicht an LeBlanc denkt.

Dafür ist seine Partnerin Helen praktisch durchsichtig: mit Kathryn Hahn funkt aber mal so gar nichts. Auch zwischen Horgan und Mangan funkte es zu Beginn der Serie wie zwischen einem Handtuch und einem nassen Waschlappen, aber immerhin war so viel Chemie zwischen den Figuren vorhanden, daß es regelmäßig Momente gab, in denen man es sich wenigstens vorstellen konnte, daß das funktionieren könnte: In den Dialogen, in kleinen Gesten, die vermutlich schwierig zu spielen sind, aber hey, dafür werden Schauspieler ja bezahlt. Zwischen Azaria und Hahn aber ist nur Vakuum, und das ist vorwiegend: ziemlich langweilig. Dafür ist das Agentur-Brimborium aufgeblasener als in England — schließlich sind wir ja in den Vereinigten Staaten, wo bekanntlich alles größer, toller und lustiger ist.

Nun produziert Azaria das Ganze auch, nicht zuletzt deswegen wird er (sich) da so in Szene gesetzt (haben), und das macht „Episodes“ (US) noch unerträglicher: Daß man so mit der Nase drauf gestoßen wird, daß da kein Underdog, kein Verlierer am Ende doch noch eine Chance kriegt (oder auch nicht). Sondern daß sich abermals ein US-Comedian, der vermutlich genügend Geschmack und Geld hat, um britische Comedy zu goutieren und dann auch noch kaufen zu können, eine weitere Britcom unter den Nagel gerissen hat.

Nun, uns bleibt ja noch das Original. Das ist übrigens neulich bei ZDF neo gelaufen und wird deshalb im November auf deutsch auf DVD erscheinen.