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Mutterwitz und -sprache

Witze von einer Sprache in eine andere zu übersetzen, ist so eine Sache: Wortspiele gehen verloren, das Timing stimmt nicht mehr, weil vielleicht das entscheidende Verb an einer anderen Stelle im Satz steht, und möglicherweise sind die Ansichten zu bestimmten Sachverhalten im einen Kulturkreis ganz andere als im nächsten. Wie also kommt es, daß so viele internationale Comedians in England erfolgreich sind — unter ihnen etwa der Deutsche Henning Wehn?

Diese Frage stellt sich Brian Logan im Guardian unter der Überschrift „Translating Jokes into English leads comics to new punch lines“, was schon mal einen kleinen Fingerzeig liefert: denn viele comedy routines von Nicht-Engländern, wie etwa die des Niederländers Hans Teeuwen, wären kaum noch komisch, würde man sie in die Muttersprache des Comedians zurückübersetzen. Sie funktionieren nur auf Englisch. Was natürlich insbesondere dann gilt, wenn die Komik, wie im Falle Wehns, darauf beruht, daß sich ein Ausländer über die Klischees lustig macht, die sein Publikum über ihn im Kopf hat. Was nichts anderes bedeutet, als daß Comedians, sobald sie sich die englische Sprache angeeignet haben, auf Englisch völlig neue Gags, neue Comedy entwickeln. Das Handwerk ist das gleiche, die Witze aber, genau wie die Sprache, neu. Comedy scheint mithin so stark an die Muttersprache gebunden, daß es annähernd unmöglich ist, sie schlicht zu übersetzen.

Bedauerlich ist diese Erkenntnis vor allem in Hinsicht auf, jaja, keiner kann’s mehr hören, die Synchronisation englischer Comedy für das deutsche Fernsehen: Sie wird dem Original einfach niemals hundertprozentig gerecht werden können — vermutlich nicht mal siebzigprozentig. Oder wie es ein Kommentar beim Guardian beschreibt:

Seen so many bad subtitles of comedy shows here in Sweden, it’s really bad how much you lose in the translation sometimes. I must say though that I do have a theory that American comedy translates better and it is (partly) therefore it seems to have a greater reach than better British comedy. Although I cannot substanciate this claim with anything.

  1. stevland
    15. September 2010, 13:21 | #1

    Unvergessen, Folge 1 von Fawlty Towers. „Manuel, there‘ too much butter on those trays“ „no, no, no, it’s uno, dos, tres“

    Damalige Sat1 Synchro: „Manuel, da ist zu viel Butter auf dem Tablett“ „Nein, nein, nein, es heisst uno, dos, tres“

    Vielen Dank Sat1

  2. Dashcroft
    15. September 2010, 15:22 | #2

    Wovon reden Sie überhaupt? Was geht hier vor sich?

  3. 15. September 2010, 17:56 | #3

    wenn auf ndr ab und zu österreichische filme laufen, werden die auch dermaßen schlecht hochdeutsch untertitelt, dass man meinen könnte, die musste vom chinesischen übersetzen und nicht aus dem österreichischen

  4. Kenny von Spenny
    15. September 2010, 18:57 | #4

    Vielleicht hatte man die Tonspur ja aus Kostengründen vorher einfach durch ein chinesisches Spracherkennungsprogramm laufen lassen.

  5. 17. September 2010, 07:22 | #5

    Im Film „Indien“ mit Hader/Dorfer waren die Untertitel mehr im Wörterbuch-Style. Da stand dann z.B. irgendwann sowas wie „aussebacken = in heißem Fett backen“.

  6. Kenny von Spenny
    17. September 2010, 08:40 | #6

    Neulich habe ich mir die Serie ‚Damages‘ angesehen, da waren die Datenträger anscheinend defekt und man konnte die ganze Zeit über die deutschen Untertitel nicht ausblenden. Hier ist mir dann erstmals aufgefallen wie kreativ Menschen sein können, die solche Untertitel herstellen: da waren die Dialoge nicht mehr einfach nur mies übersetzt, sondern hatten teilweise schon einen ganz anderen Inhalt. Manchmal stand im UT sogar das genaue Gegenteil von dem, was gerade gesprochen wurde. Das ist dann wirklich, äh, „komisch“.
    So was kann man aber auch positiv sehen, weil man kriegt so quasi bis zu drei verschiedene Versionen ein und desselben Films zum Preis von nur einem Film.

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