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Noch enthusiastisch?

Die achte Staffel „Curb Your Enthusiasm“ (HBO) hat begonnen (ACHTUNG, SPOILER!):

Larrys Scheidung von Cheryl geht ihren Gang — selbstverständlich zum Nachteil Larrys, der seinen äußerst renommierten Anwalt Berg feuert, weil der trotz seines jüdischen Namens (und Habitus‘) kein Jude ist, und zu einem Winkeladvokaten wechselt. Prompt verliert Larry das Haus an Cheryl und muß (schon wieder) umziehen. Die Tochter eines Freundes von Larry, die ihm in ihrer Eigenschaft als Girlscout Kekse verkaufen möchte, hat zufällig in Larrys Eingangshalle ihre erste Periode, und Larry muß ihr durch die Toilettentür erklären, wie man (bzw. frau) einen Tampon benutzt. Worüber ihr Vater nicht erfreut ist. Zum Schluß muß sich Larry einer Horde Girlscouts erwehren, die die Keksbestellung Larrys liefert und Geld sehen möchte, das Larry aber nach der Malaise mit dem Tampon nicht mehr zu zahlen bereit ist.

Insbesondere die Tampon-Episode kam mir sehr an den Schamhaaren herbeigezogen vor; bis auf eine lustige Szene, in der Larry selbst einen Tampon (nicht ganz seiner Bestimmung gemäß) verwendet, war sie schon sehr unglaubwürdig. Der Erzählstrang rund um den nicht ganz koscheren Anwalt war recht vorhersehbar, allerdings im Vergleich schon wieder beinah realistisch: In der Autobiographie des deutschen Musikproduzenten Jack White gibt es eine ähnliche Anekdote, die womöglich Pate für diese Story in „Curb“ war. Denn White, in Wirklichkeit Horst Nußbaum, hatte während seiner Zeit in den USA deutlich die Unterstützung aus den jüdischen Teilen des Showbusiness gespürt — und diese selbstverständlich auch nicht darüber aufgeklärt, daß er keineswegs Jude ist, sondern einfach nur zufällig einen jüdisch anmutenden Namen trägt.

Eine insgesamt unbefriedigende Episode „Curb“. Mit der Aussicht, daß es auch in der nächsten Folge noch nicht nach New York gehen wird, mag ich mich ebenfalls nicht anfreunden: Das sieht mir sehr nach der Strategie der letzten Staffel aus, die lange mit dem Cast von „Seinfeld“ warb, aber die erste Handvoll Episoden völlig ohne auskam.

Was habt ihr von dieser ersten Show der neuen Staffel gehalten?

  1. Tim
    12. Juli 2011, 21:40 | #1

    Ich fand die Folge für einen Staffelauftakt auch schwach, zu vorhersehbar und bemüht. Mir aber gefiel die Idee, daß das Mädchen beim Kekseverkaufen ihre erste Periode bekommt – nur wurde dieser Ansatz in der Folge eben nicht Curb-typisch weitergesponnen, sondern nur lose, fast beliebig fortgeführt. V.a. passiert ja nicht mehr als das Larry etwas braucht, um dem Mädchen die Benutzung des Tampons zu erklären. Weshalb sind dann die Eltern sauer auf ihn? Klar ist es ganz lustig, daß später Larry auch irgendwie einen Tampon benötigt, aber das hatte ja gar keinen Bezug mehr zum Mädchen.
    Und weshalb ist Cheryl so ganz ohne klare Haltung? Den guten Scheidungsdeal würde sie unterschreiben, sie ist nett zu Larry, und weil es Larrys neuer Anwalt versaut, nimmt sie einfach das Haus?
    Wenigstens waren ein paar gute Dialoge und Zeilen dabei: „He had the whole haachhh“, „It’s not a negative thing to run an ass into the ground“.
    Ich glaube aber nach dem Ende der Folge nicht, daß es lange bis zu den New York-Episoden dauert. Soll Larry denn erst noch in L.A. umziehen?

  2. Gustl Schutzbier
    22. Juli 2011, 18:10 | #2

    Nun bin ich auch mal dazugekommen und fand es ebenfalls nicht besonders. Herbeikonstruiert sind die Konflikte ja nicht selten – irgendeine Figur ist immer etwas maßloser beleidigt, als glaubwürdig wäre – aber diesmal war auch die Durchführung mit der hinten drangeklebten Tamponepisode irgendwie schlampig.

    Überhaupt finde ich in der Regel Episoden lustiger, in denen die komische Übertreibung aus Larrys Charakter entsteht: Z.B. das angewiderte Aufschreien über den Geschmack eines Desserts, dessen Köchin im Hintergrund panisch mit dem Mann telefoniert, den sie gerade mit Larry betrügt, war für mich ein Höhepunkt der letzten Staffel.

  3. Janni
    25. Juli 2011, 19:37 | #3

    Ich fand übrigens heute die dritte Folge die erste richtig Gute der Staffel. Da kann ‚Curb‘ ruhig ein paar Ausfälle haben, irgendwann wird man entschädigt. Wenn allerdings Larry nicht bald wenigstens mal über New York nachdenkt, schalte ich diese neue Verbraucherschutzzentrale wegen Etikettenschwindel ein!

  4. Tim
    25. Juli 2011, 21:31 | #4

    Da habe ich mich wohl getäuscht mit dem schnelle Umzug. Dafür wurde es auch so besser. Die zweite Folge war solide und die dritte stellenweise sehr lustig.

  5. 26. Juli 2011, 09:50 | #5

    die dritte war sehr lustig, wirklich. hier eine kleine kritik in „the atlantic wire“.

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