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„Breaking Bad“-Gewinnspiel: Der Gewinner

Das war’s mit der größten Serie der letzten zehn Jahre: „Breaking Bad“ ist vorbei — und damit auch das Gewinnspiel. Aber natürlich will ich auf keinen Fall etwas spoilern, darum geht es erst nach dem Klick weiter.

Dieses Fass ist durch die Wüste gerollt. Äußerst bewundernswert, wie Vince Gilligan und seine Autoren es geschafft haben, alle losen Enden von „Breaking Bad“ zum Finale zusammenzuschnüren, und den Zuschauern den Abschluss zu geben, der sie zufriedenstellt. Die Nazis sind tot, Walt und Skyler haben eine tolle letzte Szene zusammen, Jesse lebt, wenn auch schwer gezeichnet, und Walt gibt zu, dass er alles eben nicht für die Familie getan hat, sondern nur für sich. Weil er sich dadurch lebendig fühlen konnte und gut in etwas war. Wie gut genau, zeigt er in seinem letzten improvisierten Geniestreich, durch den alle Nazis auf einmal ins Gras beißen müssen.

Das Haar in der Suppe wäre vielleicht, dass dieses Finale fast ein bisschen zu sehr happy end war. Im Gegensatz zu den paar Folgen vor der letzten Episode, wo wir Walt dabei zusehen mussten, wie er Jesse an die Nazibande verrät und ihm dann noch das Herz herausreißt, indem er ihm, nur um ihn zu quälen, erzählt, dass er, Walt, für Janes Tod verantwortlich war. Wo wir zusehen mussten, wie nur wegen Walts Geldgier Hank und Gomez sterben mussten. Wo klar war: Walt ist den ganzen Weg gegangen, niemand kann mehr im Ernst Sympathien für ihn empfinden — Walt ist auf der dunklen Seite der Macht, und nichts wird ihn zurückbringen. Diese vorletzten Folgen waren wirklich erschütternd, erschütternder als die letzte.

In dieser allerletzten Episode durften wir doch wieder im „Team Walt“ sein, wieder empathisch sein mit Walter White, der mit einem leisen Lächeln im Gesicht stirbt: Er hat für Walter Jr. doch noch vorgesorgt (auch wenn wir nicht erfahren werden, ob das funktioniert), er gibt Skyler die Möglichkeit, sich aus dem schlimmsten juristischen Schlamassel herauszukaufen, er verabschiedet sich, noch einmal ganz treusorgender Vater, von Holly, und er rettet auch noch Jesse vor seinen Peinigern. So böse, wie man nach den Folgen davor hätte denken können, und das ist die etwas verharmlosende Botschaft, ist Walt dann vielleicht doch nicht.

Aber das ist wirklich nur das Haar in der Suppe. Immerhin dürfen wir die Genugtuung erfahren, dass Walter Uncle Jack nach Belize schickt und Jesse Todd — einer der befriedigendsten Momente der Serie überhaupt. Auch Lydia wird zum Opfer ihrer Routine und stirbt off screen und nicht direkt durch Walters Hand, wie er auch die Nazis nicht mit der Kanone in der Hand persönlich niedermäht, sondern einen eleganteren, indirekten Weg nimmt und sich abermals nicht selbst die Finger dreckig machen muss.

Ich habe allergrößten Respekt, wie Gilligan und seine Leute es hingekriegt haben, diese letzte (offiziell halbe, in Wirklichkeit ganze) Staffel so zu plotten, dass es im Nachhinein so erscheint, als sei das der einzig denkbare Weg gewesen, „Breaking Bad“ zuende zu erzählen, dabei aber doch so viele Überraschungen und Wendungen einzubauen, dass vorher wirklich niemand drauf gekommen ist. Das sieht man in diesem Fall ja schön an unserem Gewinnspiel hier, bei dem kaum jemand dem tatsächlichen Ende halbwegs nahe gekommen ist (mich selbst eingeschlossen). Diesen Trick, einerseits die Charaktere glaubwürdig weiter zu entwickeln und erzählen, und sie andererseits doch unerwartete Dinge tun zu lassen (und nicht von außen mit einem deus ex machina zu konfrontieren) — das ist die große Kunst.

Das bedeutet aber auch, dass der Gewinner dieses Gewinnspiels das Ende nicht wirklich genau vorhergesagt hat, dafür aber exakt, wer überlebt und wer stirbt:

Da Gilligan ja schon zu Beginn von Staffel 1 gesagt hat, dass er einen Mr. Nice Guy zu Scarface transformieren will und im Verlauf der Serie schon sehr viele Parallelen aufgeführt wurden, nehme ich an, dass Walt (wie schon an seinem 52. Geburtstag zu sehen) mit seinem Maschinengewehr entweder eine Art Bandenkrieg oder einen Krieg gegen die D.E.A. führen wird.

Sterben wird Walt in jedem Falle in der letzten Folge; Jesse und Skyler werden wahrscheinlich überleben. Und da Hank in der Serie auch schon relativ stark gelitten hat, denke ich, dass es ihn am Ende der Serie auch erwischen wird… und zwar durch Heisenbergs Zutun. Egal wie es enden wird, es wird definitiv episch!

Das stimmt, so viel steht nun fest, und deshalb hat Enes mit seiner Prophezeiung auch das ausgelobte Boxenset von Teufel gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

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  1. Guybrush
    30. September 2013, 15:00 | #1

    Glückwunsch an Enes, das ist wirklich nah drann. Ich bin auch sehr zufrieden mit dem Finale, ja es war eine Art Happy End aber ich denke eigentlich nur aus Walther Sicht. Ob das mit dem Geld so zweifelsfrei klappt ist eine Sache, die andere ist dass ich Skylers Kopf nicht wirklich aus der Schlinge sehe nur weil sie weiß wo die Leichen sind. Und selbst wenn diese beiden Dinge voll nach Plan laufen hinterlässt er immer noch einen völlig zerstörten Jesse (der wahrscheinlich sehr schnell wieder zum Junkie wird aber diesmal ohne Millionen in den Taschen) und viele zerstörte Familien (inklusive seiner eigenen). Oberflächlich also vielleicht ein zu starkes Happy End, aber es passt eben zum Charakter dass Walt vor seinem Abgang alles genau durchplant. Wenn die Pläne dann schief laufen hat er auch schon die nächste Idee aber damit ist es jetzt vorbei.

    Zum Thema keine Sympathien für Walt: Das ging mir ja auch schon lange so, ich bin aber immer wieder erschüttert wieviele Internetkommentatoren wohl einer Mafiaethik anhängen. Da wird Walt sein Morden verziehen aber Jessy angefeindet weil er ihn verrät. Naja, Internetkommentare sollte man ja meist sowieso ignorieren.

    Vince Gillian gebührt auf jeden Fall die Ehre eine phänomenale Serie geschaffen zu haben und zu einem würdigen Ende zu bringen. Beides alleine ist schon schwer genug.

  2. Enes
    30. September 2013, 20:42 | #2

    Woooohoooooo!!!
    Das Ende war wirklich überragend! So freue ich mich natürlich umso mehr.

  3. debruehe
    1. Oktober 2013, 01:25 | #3

    Warum erschütternd bzgl. der „Mafiaethik“? Man kann doch Fiktion und Realität trennen und kann fiktionale Charaktere mit ganz anderen Maßstäben betrachten. Ich muss auch gestehen, dass ich während Hanks Telefonat mit seiner Frau kurz nach der Festnahme Walts darauf gehofft habe, dass Hank gleich ’ne Kugel abbekommt. Deshalb bin ich doch kein schlechter Mensch. Walt war selbst in seinen dunkelsten Momenten eben nicht 100% schwarz, sondern eben sehr komplex und in seiner Verzweiflung/Gier/Brillianz einfach trotzdem sympathisch oder faszinierend, sodass zumindest ich bis zuletzt ziemlich auf seiner Seite war. Faszinierend/sympathisch wie z.B. auch Gus Fring es war. Oder Mike. Oder der komplette Soziopath Todd. Einfach nur brillante Charaktere in der Serie.

    Wie dem auch sei. Ein meiner Meinung nach sehr gelungenes Ende. Es schafft’s allein für sich stehend zwar nicht auf den Thron vom Ende von Six Feet Under und auch The Sopranos ist bei mir noch etwas vorne dran, aber dennoch absolut würdig und sehr zufriedenstellend.

    Season 5.2 insgesamt ist aber mit absoluter Sicherheit das beste, was man je im Fernsehen sehen konnte. Die Inszenierung, das Schauspiel, die Story … Wahnsinn!

  4. jürgen
    1. Oktober 2013, 03:29 | #4

    wow. erstens für das ende. zweitens für enes. das war eh schon nah dran. ich dachte eher an so ein richtiges happy end wie: walt tötet die nazis und haut dank lydias connections ab nach europa und nimmt seine familie gleich mit… tja…

  5. Guybrush
    1. Oktober 2013, 12:16 | #5

    @debruehe
    Ja klar, kann man mit moralisch verwerflichen Charakteren mitfiebern und ja Breaking Bad hat das besonders brilliant geschafft. Sympathisch fände ich da das falsche Wort, jedenfalls wenn es um Gus oder Tod geht. Walt ist da sicherlich ein Spezialfall auch wenn ich keine wirkliche Sympathie mit ihm mehr hatte, sieht man sicherlich bei ihm immer wieder seine gute Seite.

    Es ging mir aber mehr um Kommentare die Jessie aufs wüsteste als „snitch“ verteufelten gleichzeitig aber jede Tat von Walt rechtfertigten. Gekrönt von „für meine Familie würd ich das auch machen“.

  6. René
    1. Oktober 2013, 13:16 | #6

    Aber wie ist das jetzt mit dem Geld, den 80 Mios?
    Mir wird nicht ganz klar, warum Walt, scheinbar aus einem Impuls heraus, Uncle Jack erschiesst, bevor er ihm sagen kann, wo das Geld ist. Habe ich den Moment verpasst, in welchem Walt das Zurückholen SEINES Geldes, seinen Hauptantrieb, wie er immer sagt, der Rache an den Nazis hinten anstellt? Habt ihr da was für mich?
    Und welchen Sinn ergeben dann die Koordinaten auf dem Lottoschein? Ausschließlich als Fundort der Leichen von Hank und seinem Kollegen? Erwähnt er bei Skyler nicht auch noch das Geld, dass sich dort befinde?

  7. Guybrush
    1. Oktober 2013, 13:34 | #7

    Das Geld war ihm egal. Er wusste dass er bald sterben wird, wenn nicht durch die Wunde dann durch den Krebs, und 80 Millionen wäre doch etws viel um es über die Schwartzes an die Familie zu bringen (ob das mit den 9,x Millionen klappt ist eine andere Frage). Außerdem würde ich sagen, dass ihm das Geld nur als Nachweis seines Erfolges wichtig war. Sein Hauptantrieb war sein Stolz. Sieht man auch sehr gut in der Szene mit Elliot und Gretchen als er darauf besteht, dass sie keinen Dollar ihres eigenen Geldes verwenden sollen. Wenn es ihm darum ginge seiner Familie möglichst viel zu hinterlassen wäre das natürlich Unsinn.

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