That Was The Year That Was
Charlie Brookers „Screenwipe 2011“ (BBC4) anyone? Bittesehr.
Die einzige Frage zu 2011, die leider offen bleibt: Was hat sich denn da um Himmels willen auf Brookers Kopf zum Sterben hingelegt?!
Charlie Brookers „Screenwipe 2011“ (BBC4) anyone? Bittesehr.
Die einzige Frage zu 2011, die leider offen bleibt: Was hat sich denn da um Himmels willen auf Brookers Kopf zum Sterben hingelegt?!
Zwei Fragen drängten sich mir nach der ersten Folge von Charlie Brookers neuer Show „How TV Ruined Your Life“ (BBC2) auf, die sich mit dem Thema „Fear“ befaßte: Warum eine neue Show, warum nicht einfach „Screenwipe“ weitermachen? Und: Übertreibt er jetzt nicht ein bißchen?
Über die Antwort auf die erste Frage kann man nur spekulieren — vielleicht hat es etwas damit zu tun, daß er mit seinem mediensatirischen Programm von einem gut versteckten Sendeplatz auf BBC4 zu einem besseren auf BBC2 gewechselt hat. Ansonsten ist nämlich kein großer Unterschied festzustellen.
Die zweite Frage ist schon ein bißchen weniger trivial. Denn die These, daß das Fernsehen maßlos übertreibt, was die Darstellung von Gefahren angeht, und uns ängstigen und unmündig halten will, ist natürlich nicht aus der Luft gegriffen. Aber ausgerechnet mit ihr eine neue Show zu beginnen, die „How TV Ruined Your Life“ heißt — hmmmm, nein, stimmt schon, das Fernsehen hat mein Leben ruiniert. Und Ihres doch auch, geben Sie’s halt mal zu! Das Fernsehen ist schrecklich, es wird uns allen das Gehirn fritieren und auf unsere toten Körper scheißen! Es macht uns zu willenlosen Zombies! Der Untergang des Abendlandes ist nahe! — Sie ahnen vielleicht, worauf ich hinaus will.
Zum Glück deutet die zweite Folge darauf hin, daß Brooker doch nicht in einen Überbietungswettbewerb mit sich selbst getreten ist („Charlie Brooker — jetzt noch finsterer!“). „The Lifecycle“ zeigt einmal mehr aufs Feinste, wie das Fernsehen Menschen von der Wiege bis zur Bahre darstellt, was es für jede Altersgruppe bereithält und wie sich das über die letzte Generation geändert hat. Er stellt fest, daß das Fernsehprogramm für Überdreißigjährige vorwiegend in geschlossenen Räumen spielt und alles, was draußen vor sich geht, extrem gefährlich erscheinen läßt. Daß man früher denken mußte, im Fernsehen seien nur middle aged men, egal wie alt sie waren, und daß heute vorwiegend Männer im mittleren Alter zu sehen sind, die sich wie Jugendliche benehmen und nicht erwachsen werden können. Daß das auch für Politiker gilt, die früher wie verstaubte Dozenten wirkten und heute wie juvenile Air-Freshener-Verkäufer oder gut gelaunte Nachbarn aus schlechten Soap Operas. Und daß Senioren nur noch ins Fernsehen dürfen, wenn man sie wie Haustiere behandeln kann und ihnen bei Talent-Shows herablassenderweise schon für ihr biblisches Alter applaudiert, egal, was sie sonst noch machen.
Oder, wie Brooker es zusammenfaßt:
TV never’s quite got you. When you’re a kiddie-winky, it’s just a meaningless light source, when you’re young it either demonizes or patronises you, when you’re in your middle years it makes you feel too old by ruthlessly highlighting your flaws, when you’re older than that it wipes you off the screen altogether and leaves you feeling socialy irrelevant.
Aber was red ich mir den Mund fusselig. Gucken Sie’s halt selber. Die halbe Stunde wird Ihr Leben schon nicht ruinieren…!
Teil 1:
leider nicht mehr online
Teil 2:
dito
Drei Piloten respektive neue Shows, auf deren Startgenehmigung spekuliert werden darf:
Sacha Baron Cohen, so berichtet Deadline, ist mit Alec Berg, David Mandel und Jeff Schaffer bei diversen Studios mit einer Serienidee vorstellig geworden. Berg, Mandel und Schaffer waren „Seinfeld“-Autoren und -Produzenten und sind es noch für „Curb“; Cohen selbst hat in der vorvergangenen Staffel mitgespielt, Schaffer war weiterhin auch Autor für „Borat“. Titel und Inhalt der Show sind allerdings noch nicht bekannt.
Etwas mehr Informationen gibt es über die neue BBC2-Serie von Ricky Gervais und Stephen Merchant: „Life’s Too Short“ wird sie heißen und mit dem knapp einen Meter kleinen Schauspieler Warwick Davis in der Hauptrolle besetzt sein. Warwick hat schon in „Extras“ mitgespielt. Der Pilot wird produziert von Charlie Hanson, der auch „Extras“ produziert hat; ausgestrahlt soll er aber nur werden, wenn die BBC auch die ganze Serie in Auftrag gibt. Das ist mal eine gute Nachricht — ich hatte schon befürchtet, Gervais‘ Karriere fände ihre Fortsetzung nur noch in mediokren US-Romcoms. Eine BBC2-Serie mit einem Zwerg in der Hauptrolle, das klingt schon ganz gut. Auch wenn Gervais und Merchant selbst nur in Cameos zu sehen sein werden.
Charlie Brooker zuguterletzt arbeitet ebenfalls an einer neuen Serie — und zwar einer Spielserie. Sie soll zwar gewisse Parallelen zu seiner Serie „Screenwipe“ haben, aber im Gegensatz zu dieser weitgehend gescripted sein. Genaueres verrät Brooker, der sich mit beißender Mediensatire einen Namen gemacht hat, zwar noch nicht, merkt aber an, daß seine bis dato einzige gescriptete Serie „Dead Set“ eine furchtbare Erfahrung für ihn gewesen sei. Wenn die nächste auch nur halb so gut ist wie die brillante Mischung aus „Big Brother“ und Zombies: soll er halt bitte die Zähne zusammenbeißen. Die Memme…!
Gesehen:
nicht gesehen
habe ich bislang das „Outnumbered“-oder überhaupt irgendein Weihnachtsspecial. Kommt aber noch.
Rob Brydon wird heute ausführlich in der Mail on Sunday porträtiert und gesteht, keinen Alkohol getrunken zu haben, bis er dreißig gewesen sei — und diese Entscheidung heute zu bereuen. „Gavin & Stacey“, die romantische Sitcom, in der er den schwulen walisischen Uncle Bryn spielt, geht am 26. November in die dritte Staffel, hat allerdings schon in den letzten Folgen der zweiten Staffel schon ein bißchen geschwächelt. Allen Brydon-Fans in spe würde ich eher zu seinen frühen, rabenschwarzen Serien raten, in denen er oft an der Seite von Julia Davis und Steve Coogan zu sehen war: etwa „Human Remains“, sechs Miniporträts von ebensovielen Ehepaaren aus der Hölle (zusammen mit Julia Davis), oder „Marion and Geoff“
, einer minimalistischen Serie, in der Brydon als Taxifahrer Keith Barret in endlosen Monologen in die Kamera sinniert, was in seiner Ehe schiefgelaufen ist, so daß seine Frau heute mit eben dem titelgebenden Geoff zusammen ist statt mit ihm. Alle drei Serien stammen übrigens von Baby Cow, der Produktionsfirma von Coogan und Henry Normal, die gar nicht genug zu loben ist.
Charlie Brooker steht in einem Videointerview seiner Guardian-Kollegin Marina Hyde Rede und Antwort — eine geschlagene halbe Stunde lang. Brooker, eigentlich eher Journalist und Autor der medienkritischen TV-Serie „Charlie Brooker’s Screenwipe“, steckt ebenfalls hinter zwei der besten britischen TV-Serien, die ich in den letzten 100 Jahren gesehen habe: der „Big Brother“-Zombie-Serie „Dead Set“ und, zusammen mit Chris Morris, der ebenfalls in Medienschaffendenkreisen angelegten Sitcom „Nathan Barley“. Wer noch keine Weihnachtsgeschenke für sich selbst in petto hat, setze bitte diese Serien oben auf seinen Wunschzettel.
Und apropos Weihnachten: Morgen erscheinen, um diese Aufforderung zur Shopping Frenzy mal ganz ungeniert ihrer Tarnung zu berauben, etliche neue DVDs. Nämlich die zweite Staffel „Outnumbered“, zu der ich demnächst noch ein paar ausführlichere Worte verlieren werde, die zweite „Mighty Boosh“-Live-DVD, deren erste so gut war, daß ich die zweite in allen drei Verpackungsgrößen empfehlen kann, obwohl ich sie natürlich noch gar nicht gesehen habe, und schließlich „Omid Djalili — Live In London“. Woo-hey, Weihnachten kann kommen!
Charlie Brooker's Gamewipe
Heute abend beginnt „Charlie Brooker’s Gamewipe“, die logische Fortsetzung seiner medienkritischen Programme „Screenwipe“ und „Newswipe“ auf BBC4. Von höchstem Interesse nicht nur wegen Brookers schwarzem Humor, sondern weil er sich für seine neue Serie Unterstützung u.a. von Graham „Father Ted“ Linehan holt, dessen Affinität zu Nerdtum spätestens seit „The IT Crowd“ bekannt sein sollte, und von Dom Joly, der nach dem fantastisch lustigen „Trigger Happy TV“ leider nie etwas gleich gutes nachlegen konnte.
„Gamewipe“ ist Bestandteil von „Electric Revolution“, einer ganzen Reihe von BBC4-Programmen, die sich mit technischen Entwicklungen der letzten 40 Jahre beschäftigt, und so crazy Ideen wie die von „Electric Dreams“ finde ich immer vielversprechend: Die Sendung setzt eine Durchschnittsfamilie in ein Haus, das nach dem technischen Standard von 1970 eingerichtet ist, und aktualisiert es dann analog zu den technischen Entwicklungen um ein Jahr pro Tag. Die Familie erlebt also im Schnelldurchlauf die Entwicklung von Schwarz-weiß-Konsolen, ersten Heimcomputern, die Erfindung der CD…
Martin Freeman („The Office“) und Alexander Armstrong („Armstrong and Miller“) schließlich werden im Comedy-Drama „Micro Men“ zu sehen sein, das das Rennen um die Dominanz auf dem Markt der Personal Computer in den achtziger Jahren zum Thema hat.
Alle Folgen von Charlie Brookers „Screenwipe“ können hier bei YouTube nachgesehen werden, verlinken werde ich hier mal eine „Best of“-Folge, in der Brooker unter anderem im Detail darlegt, warum es so unfaßbar teuer ist, Fernsehen zu machen. Watch and learn!
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