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Unromantische Komödie

Kann eine Sitcom richtig gut sein, die man erst am Ende der vierte Folge (von sechs) zu mögen beginnt? Und deren erster laugh out loud-Gag irgendwo in der fünften Episode kommt? Ich hatte im Laufe der Serie schon überlegt, wie ich meine ja doch eher positive Kritik der Pilotfolge von „Free Agents“ (Channel 4) zurücknehmen könnte, als Stephen Mangan und Sharon Horgan mich doch noch gekriegt haben — aber leicht haben sie es mir nicht gemacht.

Denn die beiden Schauspieler-Agenten Alex und Helen sind reichlich kaputte Menschen: Er lebt in Scheidung, getrennt von seinen Kindern, und leidet unter regelmäßigen Weinkrämpfen, ihr ist der Verlobte gestorben, was sie mit einer intensiven Rotwein-Therapie zu kompensieren versucht. Für eine Beziehung, die über zwei One Night Stands hinausgeht, sind beide nicht in der Lage, kommen sich aber im Laufe der Serie doch näher: Eine ungemütliche On/Off-Beziehung entspinnt sich, deren romantische Seite gut versteckt ist unter Tonnen von vulgären Dialogen (einige Begriffe sucht man am besten mit der Google-Bildsuche). Daß er sich vom mitleiderregenden Weichei ebenso wie sie von der abgebrühten Alkoholikerin zu Menschen entwickeln, die man u.U. sogar mögen könnte, ist der nicht eben geringen schauspielerischen Leistung von Mangan und Horgan ebenso zu verdanken wie dem Autor Chris Niel.

Der hat für die Figurenzeichnung und die kaustischen Dialoge genügend Anschauungsmaterial gehabt während seiner eigenen Zeit als Agent, und am Ende der letzten Folge, bei einer einigermaßen bizarren Hochzeit des Agenturchefs mit einer Puffmutter, habe ich mir sogar leise gewünscht, daß es für eine zweite Staffel reichen möge. Und daß auch nach der zweiten Staffel „Free Agents“ fix eine DVD mit so großzügigem Bonusmaterial, Untertiteln und allem erscheinen möge. Ein echter grower, diese Serie, die niemand geringerer als Nira Park („Spaced“, „Black Books“) produziert hat.

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