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Same old, but different

Schon klar: Die Überschrift ist alles andere als originell. Hat man schon gelesen, trifft auf praktisch alles zu — es gibt nichts Neues unter der Sonne; gerade nicht, was Sitcoms angeht. Mann trifft Frau, es ist erst einfach, dann kompliziert, hilarity ensues.

Andererseits dachte ich das auch, als ich die Prämisse von „Catastrophe“ (Channel 4) gelesen habe: Mann (Rob Delaney) trifft Frau (Sharon Horgan), sie haben einen One-Night-Stand (nun, genau genommen einen Six-Night-Stand), er fliegt zurück in die USA, sie ist schwanger, und weil sie in einem Alter ist, wo es das letzte Mal sein könnte, will sie das Kind behalten. Er kommt zurück, und … wie der Titel schon sagt. Same old.

But eben different. Denn womit ich nicht gerechnet hätte: Horgan und Delaney wringen aus diesem eigentlich verbrauchten Set Up unerwartet die (bislang) zwei lustigsten halben Stunden des Britcom-Jahres.

Vielleicht, weil „Catastrophe“ so schön erwachsen ist. Sharon (Horgan) und Rob (Delaney, ja sie benutzen einfach ihre eigenen Vornamen) sind ein bisschen zu alt, um im „Gavin & Stacey“-Stil oder à la „Pramface“ zum ersten Mal mit Erwachsenenproblemen konfrontiert zu sein, die so entstehen, wenn man plötzlich nicht mehr allein im Kinderzimmer wohnt oder mit den merkwürdigen Freunden des je anderen zusammentrifft. Sie haben schon Erfahrung mit ähnlichen Situationen — allerdings nicht genau mit dieser: „I never had casual sex with a sober person before“, sagt Sharon in der ersten Folge.

Denn sie ist zum ersten Mal schwanger, und auch er will das Kind und ihm ein Vater sein, schon weil er seinen eigenen nicht kannte und es bei seinem Kinder anders halten will. Also stürzen sie sich Hals über Kopf in eine Beziehung. Hilarity ensues.

Die Gelassenheit im Angesicht der Katastrophe (die bislang so schrecklich katastrophal gar nicht ist) macht die beiden sehr sympathisch, dass sie sich ohne großes Zögern einig sind, die Sache mit dem Kind einfach mal durchzuziehen, steht in schönem Kontrast zu ihren offensichtlichen Persönlichkeitsschwächen (sie ist zynisch und ein bisschen antisozial, er ist trockener Alkoholiker und Schürzenjäger), und vor allem funktioniert die Chemie zwischen Darstellern ebenso wie zwischen den Figuren ganz ausgezeichnet: Rob und Sharon, Delaney und Horgan sind sehr, sehr komisch (und haben ihre Dialoge so wie die ganze Serie auch selbst geschrieben).

Das beginnt beim gegenseitigen Identifizieren und Kennenlernen (Er: „I’m a friend who helped you make a mistake“), setzt sich fort darin, wie sie sich mit der Situation arrangieren (Nochmal er: „I’m just saying: a terrible thing has happened — let’s make the best of it!“) und endet bei den trivialen Sachen frischer Partnerschaften: Er hat bei seiner Rückkehr aus den USA keine Unterkunft in England. Sie: „So, where are you staying? — I’m joking! You can stay in my spare room. — I’m joking! I’m a teacher, I don’t have a spare room.“

Echte Lacher zu liefern, und zwar viele, das hatte ich vor allem nicht von Sharon Horgan erwartet, war sie mir bislang doch eher in so „meh“-Sitcoms begegnet („Dead Boss“, „Free Agents“, mit ihrem größten Hit „Pulling“ (BBC3, 2006 – 09) habe ich mich nie anfreunden können). In „Catastrophe“ aber ist sie brillant, und der Stand Up-Comedian und Twitter-Star Delaney nicht weniger.

Das sieht offenbar auch Channel 4 so: Der Sender hat „Catastrophe“, obwohl bislang erst zwei Folgen zu sehen waren, bereits eine zweite Staffel gewährt, und wenn sich die Serie auch weiterhin an den ersten beiden Folgen messen lässt, haben wir hier schon einen echten Kandidaten für die Top-5-Britcoms 2015.

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