Fett = lustig
Das behauptet jedenfalls Ricky Gervais von sich selbst im Interview mit Neon: Er sei umso lustiger geworden, je mehr er an Leibesumfang zugelegt habe. Kann ich von mir nicht behaupten. Leider (noch) nicht online.
Das behauptet jedenfalls Ricky Gervais von sich selbst im Interview mit Neon: Er sei umso lustiger geworden, je mehr er an Leibesumfang zugelegt habe. Kann ich von mir nicht behaupten. Leider (noch) nicht online.
Noch weiter rauf kann’s nun kaum mehr gehen: Simon Pegg („Spaced“, „Shaun of the Dead“) wird zusammen mit seinem Buddy Nick Frost („Spaced“, „Shaun of the Dead“) in einer Coproduktion von, bitte festhalten: Steven Spielberg und Peter Jackson zu sehen sein. In der Verfilmung der Hergé-Comics „Tim und Struppi“ spielen die beiden Tim und Struppi Schulz und Schultz. Das behauptet jedenfalls seit letzter Woche Pegg auf seiner Seite, und die IMDB glaubt’s auch schon. Im Kino ab 2010. Was bitte hat das noch mit Britcom zu tun?!
Nur mal so am Rande: Ich bin süchtig nach „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“. Und zwar aus den Gründen, aus denen ich dieses Blog schreibe: Es ist britisch, und es ist komisch.
Komisch ist die Realitätsverleugnung von Peter „ein schöner Mann“ Bond, der allen Ernstes glaubt, die Zuschauer hätten ihn zum zweiten Mal in eine Dschungelprüfung geschickt, weil sie ihn beim ersten Mal so spitze gefunden und gesehen hätten, wie viel Spaß ihm das gemacht hat, auf einem Seil über dem Abgrund zu hängen wie ein Hefeteig über dem Schüsselrand. Komisch ist Lorielle London, die indigniert fragt „Wie kommst du denn jetzt auf den?“, wenn sie mit Daniel Küblböck verglichen wird. Und sehr, sehr komisch sind all die Moderationstexte, die kleinen und großen Gemeinheiten, mit denen Dirk Bach und Sonja Zietlow ohne jede Beißhemmung über die Stars im Camp herziehen. Ganz großes Fernsehen, mit Liebe gemacht.
Das Britische daran ist vielleicht das, was von deutschen Medien am häufigsten mißverstanden und von den Deutschen nicht goutiert wird. Denn diese Prüfung jedes Einzelnen auf seine Gesellschaftsfähigkeit und seine Bereitschaft, etwas für alle zu tun — und es ohne Klagen und Pipi in den Augen zu tun — ist extrem britisch. Was auf dem Schulhof zum Bullying werden kann, wenn sich eine Horde Kinder gegen einige wenige zusammenschließt, die sekiert und getrietzt werden, ist für die Sekierten auch eine Gelegenheit zu lernen, wie man Paroli bietet: Sei es mit physischer Gewalt oder mit verbaler. Schlagfertigkeit und Witz sind in solchen Situationen nützlich, und ein bißchen mehr Gewitztheit täte etlichen der aktuellen Dschungel-Contestants gut.
Der britischste Campinsasse ist bislang ohne Zweifel Günther Kaufmann: Wie er seine, die erste Dschungelprüfung absolviert hat, war extrem englisch, nämlich mit einer stiff upper lipp, als ob es ein Abendspaziergang wäre, das Leichteste von der Welt, ja: ein Vergnügen, sich mit dem Kopf durch Matsch, Getier und Schleim ziehen zu lassen. Diese beachtliche Contenance ist auch honoriert worden — er wurde kein einziges Mal von den Zuschauern zu einer Prüfung bestimmt. Verlogene, verheulte, unechte und autoritäre Großmäuler dagegen werden sofort wiedergewählt. Und zu recht.
Selbstverständlich ist da eine gute Portion Grausamkeit dabei. Aber auch das ist englisch und ein fester Bestandteil des britischen Humors, ja eine seiner tragenden Säulen. Selbst in so familientauglichen Komödien wie „A Fish Called Wanda“ zählen Grausamkeiten wie lebende Fische, die gegessen werden, kleine Hunde, die überfahren oder von Betonblöcken erschlagen werden, und nette Omas, die im wörtlichen Sinne zu Tode erschreckt werden, zu den komischsten Szenen. Von den Grausamkeiten der Pythons ganz zu schweigen, wo John Cleese am Spieß geröstet wird und dabei noch moderiert.
Und Mitleid? Habe ich bei mir noch keines feststellen können. Vielleicht ist mein Blick zu kalt auf diese Spezies Mensch, denn es sind selbstverständlich alle freiwillig da — und nur Medienprofis, die unter Scheinwerferlicht und Kamerabeobachtung groß geworden sind, sich auskennen in dem Geschäft und genau wußten, was auf sie zukommen würde. Günther for Dschungelkönig!
Update: Der unvergleichliche Charlie Brooker schlug im Guardian zum Beginn der letzten britischen Staffel übrigens einige neue, simplere Aufgaben für die Dschungelbewohner vor, die ich kurz zitieren möchte, um meinen Punkt „Grausamkeit“ zu illustrieren:
What’s required is a fresh blast of brutal simplicity. Here are some cheap and effective Bushtucker Trials they could do tomorrow, offered free of charge in the hope that Robert Kilroy-Silk has to tackle them on live television:
1) OK Robert, you have four minutes to jerk off five of our unit drivers. As you can see, they’re wearing blindfolds and earplugs; they think you’re Esther Rantzen. Try to imagine the sort of technique she’d apply, and mimic that.
2) OK Robert, you have 30 seconds to blind this kangaroo with a tent peg.
3) OK Robert, here’s a tab of breakdown-strength LSD. Put it on your tongue, and step into this cave full of glow-in-the-dark dolls‘ heads. You’ve got six hours to find the one that looks like it’s crying.
4) OK Robert, here’s a loaf of bread. You’ve got 10 minutes to stick the whole thing up your backside. Tear it, moisten it, roll it – whatever helps. But the entire loaf has to go or it’s no stars for the camp.
Das geht ja gut los: Gleich der hmpfte Beitrag ist nicht von mir! Sondern vom geschätzten Kollegen Gärtner! Und dann noch nicht mal über eine Sitcom — sondern eine Autosendung! Die aber ist (renn-)streckenweise so komisch, daß ich sie hier unbedingt jetzt sofort vorstellen muß. Und als Alibi gibts hier noch einen Link zu YouTube, wo sich eine schöne Parodie auf Jeremy Clarkson findet, der „Top Gear“ zusammen mit Richard „The Hamster“ Hammond und James „Captain Slow“ May präsentiert. Die Parodie übrigens stammt aus „Harry and Paul“, einer Koproduktion von Harry Enfield und Paul Whitehouse, der seinerseits mit „The Fast Show“, „Help“ und… aber dazu ein andermal.
Wenig auf der Welt ist so genuin stumpfsinnig wie eine Autofahrersendung im Fernseh: Von den immergleichen Moderationsmaschinen werden bei immergleichen sog. Vergleichstests die immergleichen Beschleunigungswerte, Kofferraumvolumina und Höchstgeschwindigkeiten ermittelt, nur damit irgendein Kraftfahrzeug Sieger im Segment »Untere Mittelklasse« werden kann – prima Diätfernsehkost für einen verkaterten Regennachmittag also, wenn man nichts Intelligentes erträgt.
Daß die Briten, wie so oft, auch hier wieder ein ganzes Stück weiter sind, beweist Jeremy Clarksons ganz anders funktionierende Autoshow »Top Gear«, die in Deutschland via Satellit oder Kabel auf BBC World zu sehen ist. In kurzweiligen 25 Minuten geht es zwar auch um Autos und Vergleiche, aber diese lassen den ja gar nicht so nötigen Ernst meist vermissen: Da tritt z.B. ein Aston Martin DB5, vierzig Jahre nachdem er James Bond durch »Goldfinger« gefahren hat, noch mal gegen einen Jaguar E-Type an, und die Moderatoren prügeln die eminent teuren Vehikel bis an die Unfallgrenze über die Rennstrecke, nur um festzustellen, daß die noblen Hersteller damals bei Daten wie Leistung und Höchstgeschwindigkeit massiv geschummelt haben; ein andermal wird geprüft, ob man schneller mit einem Mercedeswagen und über Land in Oslo ist als mit der Fähre (mit dem Wagen, aber nur wegen schwerer See) bzw. ob’s rascher mit dem Flugzeug in die Schweiz geht oder eben doch mit dem Ferrari; oder es wird versucht, mit einem Kombi-Ford und einem fünffachen Überschlag ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. Zu dieser automobilen Allotria paßt dann das erfreulich achtlos in eine nur notdürftig gestylte Halle gestellte Publikum, das die begeistert gewälzten Wettrennerlebnisse der Moderatoren mit demselben respektvollem Gegicker begleiten darf wie Grundschulkinder die Heldengeschichten der Pausenrabauken.
»This week, Jeremy declared himself dead, Richard tried to drown himself and James broke a speed limit«, informiert uns die Homepage, und auf dieser Spur zwischen lapidar ironisiertem Format und ganz eigentlichem, nämlich kindlichem Enthusiasmus fürs Spielzeug fährt die ganze Sendung. Das gefällt mir gut.
(zuerst erschienen in der Humorkritik in TITANIC 9/2005)
Ahaaa and welcome zum, soweit ich das überblicken kann, ersten und einzigen deutschsprachigen Blog, das sich mit britischen Sitcoms beschäftigt – im Folgenden kurz Britcoms genannt. Als ältere Beiträge sind hier etliche der Humorkritiken zu finden, die ich in den letzten Jahren für TITANIC geschrieben habe; ab genau jetzt gibt’s hier Neues über britische Sitcoms, die mir so unterkommen. Und natürlich über Sketchshows. Und Filme — wenn etwa Schauspieler aus Britcoms mitspielen wie Ricky Gervais in seinem aktuellen Film „Ghost Town“ (der übrigens ganz nett ist, aber kein Höhepunkt seines Schaffens). Aber auch über (in der Regel vergebliche) Versuche des deutschen Fernsehens, britische Sitcoms zu adaptieren. Und amerikanische Sitcoms, wenn sie mir über die Maßen gut gefallen.
Eine kleine Liste mit Britcoms, die man gesehen haben und auf DVD besitzen sollte, findet sich bei Amazon — ebenso wie eine Liste mit Serien und Filmen, die man auch haben sollte, die aber zumindest ich nicht habe. Noch nicht…
Fanbücher sind meist trivial. Sie sammeln nutzloses Wissen über Stars und die Entstehung ihrer Arbeiten, publizieren Privatfotos und faksimilieren Korrespondenzen, die niemanden etwas angehen außer Absender und Empfänger. Zum Verständnis der Werke tragen sie nichts bei, ganz besonders nicht bei komischen Arbeiten, die zum Funktionieren einen gewissen Effekt brauchen, zu dessen Gelingen viel Wissen über Autoren und Werkgenese eher hinderlich ist.
Das macht es Büchern wie „Python über Python – Die Autobiographie von Monty Python“ von Bob McCabe (Hannibal Verlag) schwer. Tatsächlich besteht auch dieser Prachtband von 360 Seiten und guten fünf Pfund Geburtsgewicht zu einem beträchlichen Teil aus Informationen, die man besten auf Partys zum Einsatz bringen kann: Schon gewußt, daß „Monty Python’s Flying Circus“ beinah „Bunn Wackett Buzzard Stubble and Booth“ geheißen hätte? Daß die BBC kurz davor war, die Bänder der Serie routinemäßig zu löschen? Daß die Pythons den amerikanischen Fernsehsender ABC verklagten und darauf bestanden, daß der „Circus“ nicht ausgestrahlt werde? Und wußten Sie, daß Graham Chapman Schwerstalkoholiker war und daß er in seinen letzten, von Krankheit geprägten Jahren die restlichen Pythons ein ums andere Mal verklagen wollte? Bzw. hätten Sie das wissen wollen?
Nein, auf so manches Detail aus dem Innenleben der genialen Komikertruppe hätte man gerne verzichtet. Doch sind es auch diese Details, die einen erhellenden Einblick in die Funktionsweise der Pythons gewähren. So homogen die Gruppe nach außen wirkte, so schwierig war es wohl, sechs krude Persönlichkeiten unter einen Hut zu bekommen. Da gab es „große“ Pythons und „kleine“, nämlich das Team Chapman/Cleese und den ganzen Rest, es gab Zweiergespanne, die sich bei den Vorstellungen ihrer Sketche gegenseitig mit Lachern unterstützen konnten, und Einzelkämpfer (Eric Idle und der Amerikaner Terry Gilliam), es gab starke Konkurrenz zwischen dem „Fernsehregisseur“ Terry Jones und dem „Kinofilmregisseur“ Gilliam, die als ewig hadernde Doppelspitze sowohl „Die Ritter der Kokosnuß“ als auch „Das Leben des Brian“ drehten, und es gab doch so viel Einverständnis, daß Humorparadigmen gesetzt wurden, die bis heute Gültigkeit haben (etwa der Pointenverzicht bei Sketchen), und zeitlose Erkenntnisse gewonnen (unter anderem die, daß Frauen in Filmen selten komisch sind und bei Comedy-Filmen oft nach einer Stunde die Luft raus ist); und natürlich entstanden einige der komischsten Filme, die bis dahin gedreht worden sind.
Bob McCabe hat für diese „Autobiographie“ zahllose Stunden lang jeden einzelnen der Pythons interviewt, das so gewonnene Material durch bereits vorhandene Gespräche mit G. Chapman angereichert und thematisch-chronologisch geordnet; ein Kniff, der es erlaubt, an jeder beliebigen Stelle in das Buch einzusteigen, es von hinten nach vorne zu lesen oder anhand des umfangreichen Registers und zwischendurch auch noch die Foto-Schätze aus den Archiven von Michael Palin und Terry Jones, Auszüge aus ihren Tagebüchern und Gespräche mit David Sherlock, dem langjährigen Freund von „Gray“ Chapman, goutieren zu können.
Fein auch, daß durch diese Technik so manches Geheimnis ungelüftet bleibt, denn die Aussagen mancher Pythons widersprechen sich nicht unerheblich. Chapman etwa behauptet, den Namen Monty hätten sie „mit sehr unangenehmen Agenten aus der Charing Road in Verbindung“ gebracht, „und Pythons sind allgemein unangenehm“; Idle dagegen erklärt, „‚Python’ kam von John, der immer Tiernamen als Witz einsetzte, und von mir kam ‚Monty’, nach einem der Stammgäste in unserem Pub in Mappleborough Green“, der ein echtes Orginial gewesen sei, und: „Der Name schien gleichermaßen unerhört und nett.“
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