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Archiv für die Kategorie ‘Komödie’

It ends with a bang

14. September 2013 Keine Kommentare

Nicht nur die Welt endet mit einem Knall, auch die Cornetto-Trilogie hat einen würdigen Abschluss gefunden: „The World’s End“, Edgar Wrights dritter Film mit dem Gespann Simon Pegg und Nick Frost, ist um einiges besser, als ich kurz befürchtet hatte.

Befürchtet hatte ich nämlich, dass die Begegnung Saufkumpane vs. Bodysnatcher, die hier in der englischen Provinz veranstaltet wird, eine flachere Variation von „Shaun of the Dead“ (2005) sein würde, und dass der fehlende Tiefgang womöglich durch Edgar Wrights überambitionierte Effekt-Exzesse (siehe „Scott Pilgrim vs. the World“, 2010) ausgeglichen werden sollte. Tatsächlich macht sich der mitunter arg gimmickhafte Einsatz von Special Effects in den ein, zwei Längen im dritten Akt bemerkbar, ebenso die daraus resultierende Comichaftigkeit, die arg zu Lasten der Realität geht: dass nach einer unerwarteten Schlägerei zwischen fünf Anfang Vierzigjährigen mit einer Horde Jugendlicher vom Roboter-Stern, die mit allerlei abgetrennten Gliedmaßen und zermatschten Köpfen endet, keiner der nicht sehr trainiert wirkenden Menschen auch nur die geringsten Blessuren hat, keinen abgerissenen Kragen, kein blaues Auge, und sogar Nick Frosts Brille noch genauso gut sitzt wie vorher — das ist dann doch ebenso unwahrscheinlich wie die gänzliche Unversehrtheit eines vierzig Jahre alten Autos, das später durch eine Hauswand fährt, ohne dass Kühler, Scheinwerfer und Stoßstange auch nur den geringsten Schaden nehmen. Nun denn, mit hat „Scott Pilgrim“ aus ähnlichen Gründen schon nicht gefallen.

Having said that, ist „The World’s End“ ein komisches Spektakel mit einer sympathischen Botschaft: Anpassung, soziales Funktionieren, letztlich Erwachsenwerden und Arbeiten (Roboter!) sind großer Bullshit — es lebe das Unvollkommene, das Kindische, das Besoffene, das Faulenzertum! „We wanna be free. We wanna be free to do what we wanna do. And we wanna get loaded. And we wanna have a good time.“ (Peter Fonda in Roger Cormans „The Wild Angels“, 1966, dessen Sample nicht nur hier im Film, sondern auch in Primal Screams „Loaded“ erscheint.)

In „The World’s End“ sind viele Motive drin, die nicht nur denen von „Shaun“, sondern natürlich auch von „Spaced“ (1999 – 2001, Channel 4) ähneln: Gary King ist ein Bruder im Geiste von Tim Bisley, zehn Jahre älter und ohne jede Karriere, auf die auch Tim nie hoffen durfte; und Wright und Pegg, die auch das Buch geschrieben haben, werfen alten „Spaced“-Fans jede Menge Schmankerl hin, die von kleinen Sound-Bits über Cast und Cameos (Julia „Marsha“ Deakin, Mark „Brian“ Heap, Michael „Tyres“ Smiley) bis hin zu Figuren reichen, die direkt aus „Spaced“ in „The World’s End“ rübergehüpft zu sein scheinen.

Wie schon Tim Bisley, obwohl aus dem Alter heraus, nicht von seinem Skateboard lassen konnte, so trägt hier Gary immer noch sein altes Sister of Mercy-T-Shirt, fährt einen morschen Ford Granada und lebt insgesamt hauptsächlich von seinen Jugenderinnerungen. Eine davon ist ein legendärer Pub Crawl, zwölf Kneipen am Stück, den er vor zwanzig Jahren mit vier Kumpels gemacht hat (Paddy Considine, Martin Freeman, Frost, Eddie Marsan) — damals allerdings, ohne dass sie es bin in den letzten Pub (das „World’s End“) geschafft hätten. Das will Gary nun, eher gegen den Willen seiner bürgerlich gewordenen Kumpels, nachholen, und muss feststellen, dass die Pubs durch Systemgastronomie ersetzt worden sind. Und die Einwohner des Provinzkaffs durch Roboter. Das hält ihn und seine Freunde allerdings nicht ab, und so (um nicht aufzufallen) ziehen sie, immer stärker alkoholisiert, von Kneipe zu Kneipe, bis sie zunächst ihren eigenen Konflikten nicht mehr davonlaufen können, und dann den Konflikten mit den Bodysnatchern.

Zum Glück übertreibt „The World’s End“ es nicht mit den Reminiszenzen, weder mit denen an Wright-Pegg-Frost-Projekte, noch mit denen an die Neunziger. Klar besteht der Soundtrack aus Primal Scream, The Soup Dragons (wie lange habe ich „I’m Free“ nicht mehr gehört!), den Happy Mondays, Pulp, Suede und Blur — aber alles in der richtigen Dosis. Ein kleines bisschen übertrieben ist möglicherweise die schiere Action, auf die sich „Shaun“ noch nicht so verlassen hatte, „Hot Fuzz“ dann schon etwas mehr, und die hier sehr dick aufgetragen ist, bis zu einem dann allerdings überraschend antiklimakterischen Ende. Aber hey, mit drei, vier Bieren und einem Cornetto geht’s schon.

Und muss ich abermals erwähnen, dass man „World’s End“ schon wegen der Wortgefechte und Sprachwitze nur auf Englisch sehen darf? Wer will denn bitte einen Witz verpassen wie „To the bitter end. Or the Lager end“?

„The World’s End“ is neigh!

Der dritte Teil der „Three Flavours Cornetto-Trilogy“ steht vor der Tür: „The World’s End“, nach „Shaun of the Dead“ und  „Hot Fuzz“ der dritte Film von Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost, in dem eine Cornetto-Sorte die Geschmacksrichtung vorgibt (und je eine Figur im Film auch ein entsprechendes Cornetto verputzt). In „Shaun“ war es „Strawberry“ (mit ganzen Stückchen!), ganz dem einerseits romantischen und andererseits dem Gore-Element des Films geschuldet, in „Hot Fuzz“ das originale Cornetto mit der blauen Hülle, das auf das Polizeifilmgenre verwies, und nun ist es „mint choc-chip“, das auf… äh… irgendwas hindeuten soll. Vielleicht darauf, dass Engländer bizarre Geschmackskombinationen mögen.

Oder darauf, dass sich in und hinter dem einen, äußerlich Sichtbaren, etwas ganz anderes verbirgt: denn „The World’s End“ scheint, nach allem, was der Teaser Trailer verrät, ein Bodysnatcher-Film zu werden:

Schön, dass Martin Freeman, Reece Shearsmith und Mark Heap mit von der Partie sind, schön, dass das wieder ein rein britischer Film ist (nachdem „Paul“ ja auch irgendwie okay war, aber nicht so gut wie die Filme der Cornetto-Trilogie), und schön, dass auch hier wieder über einen Zaun gehüpft wird, was ja nun vollends klar macht, dass es hier um eine Filmreihe geht. Und zwar eine der besseren dieser Welt.

Deutschlandstart ist 12. September.

Colossal Velocity

20. April 2013 2 Kommentare

Der erste Teaser-Trailer für Steve Coogans Alan-Partridge-Kinofilm ist da! Und nein, der Film wird nicht „Colossal Velocity“ heißen, obwohl mir dieser Titel auch gut gefallen hätte, sondern „Alpha Papa“. Nach den tollen letzten Specials „Alan Partridge: Welcome to the Places of My Life“ und „Alan Partridge on Open Books with Martin Bryce“ (seit kurzem auf DVD erhältlich und ein Must Have für jeden Britcoms-Fan) hätte ich selbst dann große Erwartungen an den Film, wenn sie ihn „Alan Partridge in Hectic Danger Day“ genannt hätten.

Die Dreharbeiten sind abgeschlossen, gerade schneiden sie (laut Coogan) alle unlustigen Szenen raus und lassen nur die lustigen drin, und im August kommt „Alpha Papa“ dann ins Kino. Gehen soll es um eine Geiselnahme, in deren Mittelpunkt Alan stehen wird, ein paar Stills gibt es bei Digital Spy.

The Not so Great Dictator

16. Dezember 2011 1 Kommentar

Der Trailer zu Sacha Baron Cohens nächstem Film „The Dictator“ (für Mai 2012 angekündigt) sieht leider alles andere als „great“ aus. So langsam dürfte wirklich klar sein, daß nicht nur einzelne (britische) Comedy-Größen schwächeln (naming no names, Ricky Gervais!), sondern daß ein ganzes Genre an seine Grenzen gestoßen ist, bzw.: an seine Grenzen gestoßen ist, sie eingerissen hat, auf den Ruinen herumgetrampelt und dann johlend weiter Richtung Abgrund gerannt ist. Wenn ich eine Bitte für 2012 äußern dürfte, dann wäre es: keine Mockumentarys mehr. Bitte. Bitte!

Sieht ein bißchen wie Leichenfledderei aus; ist es ja auch, wenn die Figur, über die man sich 90 Minuten lang lustig macht, schon lange vor Filmstart massakriert und totgemacht durch die Wüste geschleift wird. Da fehlt plötzlich die Fallhöhe, fehlte aber vielleicht von Anfang an, denn auch Saddam Hussein und ähnliche Popanze sind ja nun alle längst Geschichte. Nur Assad und Ahmadinedschad spielen getreulich weiter ihre Rollen, sind aber vom Typ her entschieden anders als der Diktator, der hier parodiert wird.

Schneekugel jetzt im Kino

15. November 2011 Keine Kommentare

„Submarine“, der erste Kinofilm von Richard Ayoade („The IT Crowd“), den ich neulich mal recht enthusiastisch besprochen habe, kommt diese Woche in die deutschen Kinos. Die deutsche Synchronisation erscheint mir, vom Trailer zu schließen, sogar ganz solide; ist halt immer etwas weniger charmant als das Original. Aber mei… Auch auf deutsch bleibt „Submarine“ ein schöner britischer Coming-of-Age-Romcom-Vorweihnachtsfilm, der von den jungen Nachwuchsschauspielern lebt, den schönen Bildern und der prima Musik (vom Arctic-Monkeys-Gitarristen Alex Turner).

https://www.youtube.com/watch?v=QdQRqxrgze0?version=3&hl=de_DE

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Holy F***ing Circus

21. Oktober 2011 13 Kommentare

Hier ist der ganze Film: „Holy Flying Circus“ (BBC 4), über den ich in Erwartung großer Dinge schon mal berichtet habe: die filmische, aber betont fiktionale Aufarbeitung der Kontroversen rund um „Monty Python’s Life of Brian“ (1979), die in einer Fernsehdiskussion zwischen John Cleese und Michael Palin hie, Malcolm Muggeridge und dem Bischof von Southwark Mervyn Stockwood auf der anderen Seite gipfelte.

Leider ist „Holy Flying Circus“ überhaupt nicht meins, gleichwohl ich das Restwerk des Autors Tony Roche sehr schätze, der nicht nur Teil des Autorenteams von „The Thick Of It“ und „In The Loop“ ist, sondern auch schon für das gerade laufende und recht schöne Comedydrama „Fresh Meat“ (Channel 4) geschrieben hat. Abgesehen von der wirklich verblüffenden Ähnlichkeit des Casts mit den Originalfiguren mochte ich überhaupt nichts an diesem Film, genauso wenig wie ich Leute mag, die minutenlang Python-Szenen (oder irgendwelche anderen Höhepunkte der Comedy) aufführen. Denn das war es im Wesentlichen: Eine Imitation. Ein Versuch, Comedy im Ton der Pythons zu machen. Ranwanzerei also, Fantum, genauso schlimm, wie wenn man einen Film über die „Simpsons“ im Stil der „Simpsons“ machen würde.

Eventuell ist es die fehlende Fallhöhe, die zu solcher Epigonie führt — da soll ja kein Denkmal gestürzt werden. Das ginge auch gar nicht, oder nur mit größten Schwierigkeiten, weil man sich nicht über Menschen lustig machen kann, die sich ihrerseits seit je über Denkmäler lustig gemacht haben. Das geht dann auf der anderen Seite zu einfach, wenn man empörte Christen als komplette Hanswurste inklusive einem Tourette-Trottel, einem Stotterer und einem Mark Heap-Creep zeigt: da stimmt dann zwar theoretisch die Fallhöhe (aufgeblasene, bigotte Christen), praktisch liegen dieses Opfer (heutzutage) aber schon so am Boden, daß man als Satiriker eigentlich Beißhemmungen kriegen sollte.

Dazu kommt ein Skript, das ziellos herumeiert (jaja, schon klar, die Mäander der Pythons), Darren Boyd, der Basil Fawlty spielt statt John Cleese, ein Terry Jones, der gleichzeitig die Ehefrau von Michael Palin ist, ach Gott. Es nimmt mich nicht wunder, daß die überlebenden Pythons sich von „Holy Flying Circus“ distanziert haben (allerdings weniger aus künstlerischen Gründen als aus solchen der historischen Genauigkeit) und John Cleese die BBC als „talentfreie Zone“ beschimpft hat. Dieses Experiment, diese Hommage (falls es als solche gedacht war) ist nicht gelungen, und ich bin da offenbar eher auf Seiten der Zuschauer, deren Twittereinträge deutlich kritischer sind als die Pressestimmen: Die finden „Holy Flying Circus“ zu meiner Überraschung nämlich tatsächlich eher gut.