Fast wie im richtigen Leben

27. Juli 2009 3 Kommentare

Ein Problem bei Serien ist ja: Sie zünden nicht im ersten Moment. Oft braucht es eine zweite, eine dritte Folge, bis man dem Charme der handelnden Figuren und ihrer Konstellationen erliegt. „Star Stories“ bildet da eine Ausnahme, und das gleich aus mehreren Gründen: Jede Folge ist eine abgeschlossene Geschichte — und man kennt ihre Protagonisten schon mehr oder weniger gut. Genau deshalb ist „Star Stories“ von Anfang an ein großer Spaß.

Denn „Star Stories“ erzählt das Leben der Promis in der Form völlig überdrehter Ensemble-Parodien: Die Biographien von u.a. Madonna, Take That, George Michael, David & Victoria Beckham, Tom Cruise und Kate Moss werden da geschnetzelt, gut durchmischt und mit blühendem Quatsch angedickt. Daß dabei der immer gleiche Ensemble-Cast (allen voran Kevin Bishop, dessen ebenfalls hoch komische „Kevin Bishop Show“ bald in die zweite Runde geht, Tom Basden und Daisy Beaumont) in immer neue Rollen schlüpft und beim Parodieren hemmungslos übertreibt, ist eher von Vorteil als von Nachteil, weil das Gewicht ohnehin auf Comedy liegt, nicht auf Parodie: Der Spaß, in allerlei glänzend gemachte Kostüme zu schlüpfen und in den Leben von Klatschspaltenbewohnern herumzuchargieren, überträgt sich nahtlos auf den Betrachter.

Leider ist Channel 4 sehr restriktiv, was die Einbettung von Clips angeht, darum gibt es an dieser Stelle nur einen schrecklich unsynchronen Ausschnitt aus der „Take That“-Folge. Der Blonde ist Robbie Williams:

Star Stories, Robbie Williams And Oasis At Glastonbury !The funniest movie is here. Find it
Es empfiehlt sich aber ohnehin, sich die DVDs zu holen, denn mit „Star Stories“ kann man jederzeit bei Leuten punkten, die auch nur ein entferntes Interesse an komischer Fernsehunterhaltung und Popkultur haben. Die dritte Staffel ist heute erschienen und lohnt schon wegen der sensationell lustigen Folge rund um Bono.

Traumhafte Idents

Channel 4 leistet sich einen schönen Luxus: Sender-Idents, in denen das Logo des Senders so beiläufig vor den Augen des Betrachters entsteht, daß man es manchmal beinahe übersieht. Meist bilden auf den ersten Blick ganz alltägliche Dinge die neun Teile, aus denen die emblematische 4 besteht, und erst eine Kamerafahrt bringt sie in die richtige Perspektive. Viele der 20 bis 30 Sekunden langen Clips sind höchst surreal, und der Sender hat den Mut, sie in heruntergekommenen Wohnsilos spielen zu lassen wie diesen Clip (besser in HD gucken):

Oder in der Tristesse zwischen Strommasten auf leeren Feldern:

Die Idents beziehen sich gerne auf das Programm, vor dem sie eingesetzt werden: Vor Sci-Fi-Serien dürfen dann Außerirdische die 4 basteln…

…vor Musikprogrammen die Horrors…

…und auch die Simpsons haben ihr eigenes Ident:

Mein Lieblings-Ident ist allerdings dieser, weil er mich so an vergangene WG-Zeiten erinnert:

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Nutty Buxton

26. Juli 2009 1 Kommentar

Is it Chris Cunningham? Is it Blair Witch? No! It’s Adam Buxton’s „Nutty Room“! Groovy!

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Erlesene Britcom

22. Juli 2009 4 Kommentare

The Book GroupKomisch, wie sehr man doch unwillkürlich vom Cover auf das Buch schließt: Ich habe Annie Griffins „The Book Group“ (Channel 4, 2002) lange links liegen lassen, weil mir das DVD-Cover so billig erschien (wie die DVD selbst es bei Amazon auch war) — und weil ich ihren Film „Festival“ so schwach fand. Eine schwere Fehleinschätzung! Channel 4 hat „The Book Group“ nach dem Ende der zweiten Staffel „Black Books“ auf deren Sendeplatz programmiert — und auf diesem Level befindet sie sich auch.

Denn „The Book Group“ ist sophisticated. Es beginnt als Kammerspiel: Die Amerikanerin Clare (Anne Dudek, das „eiskalte Biest“ aus „House“) ist neu in Glasgow. Um Freunde zu finden, gründet sie eine Lesegruppe, zu der sich in der ersten Folge eine bunte Truppe zusammenfindet: Ein extrem gutaussehender, stets ernster Querschnittgelähmter, drei vom Alltag unterforderte Gattinnen von Profifußballern (eine davon Holländerin, eine Schwedin sowie, in der Rolle der Janice, Michelle Gomez („Green Wing“)), ein blasierter Literaturstudent sowie ein offenbar berufsloser Trainingsanzugträger, von dem man bis zum Schluß nicht sicher sein kann, daß er überhaupt alphabetisiert ist. Dieser Haufen liest nun pro Folge ein Buch, zunächst Kerouacs „On The Road“, und in der ersten Folge geht es sogar noch erstaunlich viel um Literatur: „I think he was saying something about the superficialness of American culture. The American Dream, that anyone can go on a trip“, brilliert die Holländerin in ihrer Analyse.

In der zweiten Episode nehmen sie sich Paul Coelhos „Alchemist“ vor; nun gibt es schon viel mehr Schauplätze als nur ein Wohnzimmer, und es geht auch viel weniger um den Roman. Stattdessen bäckt Janice lieber eine Torte mit einem schönen Marzipan-Buch obendrauf und übt vor dem Spiegel Autoren-Interviews („Do you prefer a typewriter or the human hand?“). In der dritten Folge dann arbeitet „The Book Group“ mit dem Stilmittel des magischen Realismus, schließlich geht es um Márquez‘ „Liebe in Zeiten der Cholera“: „As the weeks go by, watching The Book Group is like watching something gently unfold. A flower maybe. Or a book“, lobpreist der Guardian.

Tatsache: In jeder weiteren Folge gewinnen die Figuren an Tiefe, werden immer vielschichtiger, überraschen mit Wendungen, die ihre Charaktere aber nicht brechen, sondern spannender machen; insbesondere für den Studenten Barney, dargestellt von James Lance („Moving Wallpaper“, „Boy Meets Girl“) hält das Drehbuch einige Überraschungen bereit. Das Drehbuch nimmt seine Figuren und ihre Twists sogar so ernst, daß sich die Serie unter der Hand beinah in ein Comedy-Drama verwandelt. Da bedauert man es einmal mehr, daß britische Serien immer nur sechs Folgen haben, und auch hier nur eine weitere, zweite Staffel das Licht der Mattscheibe erblickt hat. Wer sich diesen Monat aber nur eine DVD zulegen möchte: Der greife bitte zu „The Book Group“. Es wird sein Schaden nicht sein.

Einiges zum Zustand der deutschen Sitcom

21. Juli 2009 13 Kommentare

hat Peer Schader für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sowie fürs FAZ Fernsehblog festgehalten. Erschütternd, das.

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Sachen zum Lachen (2)

Jaja, alt, ich weiß, aber immer noch gut: „Han Solo, P.I.“ — eine Serie, die ich sofort auf meine Liste setzen tät‘.

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