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»Not all drugs are good. Some of them are great!«

28. März 2010 3 Kommentare

Mitte Mai kommt (in England) „American: The Bill Hicks Story“ in die Kinos. Anlaß genug, mein altes Humorkritik-Spezial vom Mai 2006 endlich hier online zu stellen — für die Freunde langer Texte und düsteren Stand Ups.

Das soll Bill Hicks sein? Dieser ungesund schwitzende Mann auf der Bühne soll schon mit fünfzehn den lokalen Comedy-Größen ihren Rang streitig gemacht haben? Der bleiche, dickliche Typ in schwarzen Klamotten, der aussieht wie vierzig, aber noch nicht einmal dreißig ist, hatte zu besten Zeiten 280 Auftritte pro Jahr? Dieser Vokuhila-Träger mit dem schlimmen Kassengestell hat regelmäßig psychedelische Drogen genommen und seine diesbezüglichen Erfahrungen auf der Bühne verherrlicht, wurde deshalb von seinen Fans geliebt und von Rechten verprügelt?

Es fällt schwer, das zu glauben. Der ist so unsympathisch. Und mit den ersten Sätzen seines Programms »Relentless« (»Unbarmherzig«), mit dem er 1991 in Montreal auftritt, macht Hicks klar, was er von seinen Mitmenschen hält: nichts.

Ich habe wohl so ein Gesicht, daß mir völlig Unbekannte sich vor mich hinstellen und sagen: ›Was ist denn los? Lächel doch mal!‹ Sie sagen, es kostet mehr Energie, die Stirn zu runzeln, als zu lächeln. — Yeah, und es kostet mehr Energie, mir das zu sagen, als mich einfach in Ruhe zu lassen. Also warum haut ihr nicht ab, dann fange ich auch an zu lächeln!

Hicks klärt kurz, daß er auf subalterne Arbeit gut verzichten kann, auch im Sommer lieber zu Hause bleibt, als an den Strand zu gehen, und zumindest unter einer Neonreklame für Bier halbwegs gesund aussieht. Wie er sich gibt, ist er das genaue Gegenteil der meisten amerikanischen und, um das mindeste zu sagen, auch der deutschen Comedians und politischen Kabarettisten, die ihren Murks als Dienstleistung am Publikum begreifen und ihm deshalb nach dem Mund reden, sich auf »Quatsch Comedy Club«-Harmlosigkeiten zurückziehen und erst dann mutig werden, wenn sie sicher sind, die Meinung ihrer Zuschauer formulieren zu können. Hicks aber sucht die Konfrontation. Mehr…