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Artikel Tagged ‘Andrew Scott’

Fleabag for good

Fast drei Jahre hat es gedauert, bis die zweite Staffel „Fleabag“ (BBC3, bislang zwei Folgen) fertig war. Zu viel hatte Phoebe Waller-Bridge zu tun, und zwar nicht nur als Droid L3-37 in „Solo: A Star Wars Story“ (2018): „Killing Eve“ (BBC America, 2018) etwa, die exzellente Thrillerserie um eine charismatische Profikillerin (Jodie Comer), die schon Anfang April ebenfalls wieder zu sehen sein wird.

Und bin ich froh, dass sie für „Fleabag“ ins Vereinigte Königreich zurückgekehrt ist! Denn die erste Folge war so ziemlich das englischste, neurotischste, aber auch komischste, was ich seit langem gesehen habe.

Eine so gute Wendung nimmt diese Folge, tonal und dramatisch, dass ich hier nicht spoilern möchte, sondern lediglich sagen: dafür verzeihe ich Waller-Bridge sogar die ewigen vielsagenden Blicke in die Kamera, die die vierte Wand durchbrechen (gähn), und das etwas nervige Stilmittel, dass Figuren (insbesondere Fleabags Vater) in nur halben, abgebrochenen Sätzen reden. (Zum Glück tun sie das hauptsächlich in der ersten Folge, in der es um ein Familien-Dinner geht, bei dem Menschen nun mal so reden.)

Sensationell, wie sie diese Kurve nimmt, mitten hinein in ein hoch problematisches, zutiefst emotionales Thema, ohne dafür Komik zu opfern! Dass sie diese Kunst beherrscht, war in der ersten Staffel schon stark zu spüren, schließlich war die Grundierung ihrer Figur immer der Tod ihrer Mutter und ihrer besten Freundin, also eine keineswegs harmlos-fröhliche Basis für leichte Scherze. Aber hier schaltet Waller-Bridge noch mal einen Gang rauf. Respekt.

Neben der wie immer fabelhaften Olivia Colman als überspannte Künstlerin und neue Liebe ihres Vaters scheint mir vor allem Andrew Scott („Sherlocks“ Moriarty, C in „Spectre“) als Fleabags love interest und katholischer Priester eine Spitzenbesetzung zu sein.

Gute Zeiten gerade für Britcoms! Ein bisschen unerwartet und umso größerer Anlass zu Freude.

Bafta 2012: Die Gewinner

29. Mai 2012 3 Kommentare

Am Sonntag wurden die Television Award Winners 2012 der British Academy of Film and Television Arts bekanntgegeben; und im Zusammenhang mit Comedy wurden ausgezeichnet:

  • Jennifer Saunders in der Sparte Female Performance in a Comedy Programme für ihren Auftritt in den neuen Specials des ewigen Superknallers „Absolutely Fabulous“ (BBC1): geht klar; aber auch gegen die Mitbewerberinnen Olivia Colman („Twenty Twelve“, BBC4) und Tamsin Greig („Friday Night Dinner“, Channel 4) hätte ich wenig einzuwenden gehabt. Einzig Ruth Jones, Mit-Erfinderin und Darstellerin von „Gavin & Stacey“ (BBC3, 2 und 1) scheint mir nach dem arg süßlichen „Stella“ (Sky1) ein wenig überschätzt zu sein.
  • Darren Boyd in der Sparte Male Performance in a Comedy Programme für seinen Auftritt in „Spy“ (Sky1) — habe ich leider noch immer nicht gesehen. Nach allem, was man so hört, war diese Auszeichnung für Boyd aber verdient, und ich gönne sie ihm jedenfalls mehr als ich sie Brendan O’Carroll für seine Mrs Brown in der Männer-in-Frauenklamotten-Burleske „Mrs Brown’s Boys“ (BBC1) gegönnt hätte.
  • Stewart Lee in der Sparte Comedy Programme für „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“ (BBC2). Auch Charlie Brooker hätte ich den Bafta für „Charlie Brooker’s 2011 Wipe“ gegönnt, aber zum einen war das nur ein One-off, zum anderen ist dieses Blog ja irgendwie sowieso Stewart Lee und seinem Werk gewidmet, also geht auch das in Ordnung. Weiter abgeschlagen in meinem persönlichen Ranking: der Mitbewerber „Comic Strip: The Hunt for Tony Blair“ (Channel 4) mit Stephen Mangan. Das war denn doch einen Ticken zu krude und unlustig; das mag ja im Sinne der Original-„Comic Strip“-Serie sein, aber nicht in meinem.
  • „Mrs Brown’s Boys“ in der Kategorie Situation Comedy. Ja. Hm. Gut. Nicht ganz klar, warum so eine rückwärtsgewendete Klamotte gegen „Friday Night Dinner“ und „Fresh Meat“ gewonnen hat (gut, letzteres war vielleicht näher am ComedyDrama als an der Sitcom), und sogar das sehr stille „Rev.“ hätte ich den Mrs Brownschen Jungs vorgezogen. Meh.

Außerdem: der Special Award für Steven Moffat („Dr. Who“, „Sherlock“) geht in Ordnung (ich behalte jetzt mal diesen gönnerhaften Tonfall), und auch Andrew Scott als James Moriarty (Supporting Actor) fand ich erst gestern wieder sehr gut in der ARD-Ausstrahlung von „The Reichenbach Falls“ (auch wenn ich dann am Schluss doch wieder den Faden verloren habe. Was soll’s, tolle Bilder immerhin).

Dass „Holy Flying Circus“ (BBC4) nicht in der Kategorie Single Drama gewonnen hat, ist absolut verständlich, und dass „Shameless“ (Channel 4) jetzt in einer Liga mit „Holby City“, „EastEnders“ und „Coronation Street“ spielt (gegen die es in der Kategorie Soap & Continuing Drama“ verloren hat, leuchtet mir auch ein. Schade um ein ehemals schönes ComedyDrama. Guckt eigentlich noch jemand die US-Version davon?

Ebenso nicht gewonnen hat Gervais’/Merchants/Pilkingtons „An Idiot Abroad“ (Sky1, nominiert in der Sparte Reality & Constructed Factual, was ich einen sehr guten Begriff finde, Constructed Factual).