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Archiv für Juli, 2013

„Breaking Bad“ – Was bisher geschah

Zur Erinnerung: In elf Tagen schließt das „Breaking Bad“-Gewinnspiel seine Tore, und wer die Heimkino-Soundanlage gewinnen möchte, kann dort so lange noch seine Prognose in den Kommentaren abgeben, wie die fünfte Staffel wohl ausgeht: Wer überlebt, wer ins Gras beißt, was das letzte Bild der letzten Folge zeigen wird.

Wer sein Gedächtnis auffrischen möchte, was bislang alles passiert ist, kann sich diesen schönen Trailer von der Comic-Con reinziehen. Aber natürlich nur, wenn er auf dem aktuellen Stand ist!

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Arsch vs. Eimer

22. Juli 2013 2 Kommentare

Wie schön, dass Sommerloch ist. Da kann man sich endlich mal wieder auf Nebenkriegsschauplätzen tummeln wie dem der Causa Matthias Matussek vs. Kurt Krömer.

Was bisher geschah: der Krawalljournalist Matthias Matussek hat beschlossen, eine Einladung in Kurt Krömers Krawalltalkshow „Krömer — Late Night Show“ anzunehmen, ist dort von Krömer als „hinterfotziges Arschloch“ und, mehrfach, als „Puffgänger“ bezeichnet worden und hat sich dann entschieden, nun furchtbar beleidigt zu sein und auf Herausschneiden von Teilen seines Auftritts oder des ganzen Auftritts zu klagen. Mit eher geringer Aussicht auf Erfolg, was man so hört.

In der Folge aber ist ein großes Zetern und Klagen losgegangen: der eine darf seine Gewaltphantasien im „European“ ausleben und von Huren und Asiatenärschen träumen, der andere schäumt seinen Hass einfach ohne Umwege über Argumente ins Internet und schimpft auf den „TV-Kretin“ („und man spricht da noch von ‚Kunstfreiheit'“). Matussek selbst sieht im Nachhinein für sich zwei Optionen, „Krömer eine reinzuhauen oder rauszugehen“, obwohl er natürlich beides hätte machen können. Hat er aber nicht, sondern die ganze Sendung über mitgespielt und hinterher sogar noch für ein Foto posiert.

Ich bin reichlich ratlos, und zwar nicht nur über die Stellvertreterreaktionen von Leuten, die die Sendung m.W. gar nicht gesehen haben und insofern (mal wieder) über etwas urteilen, das sie nur vom Hörensagen kennen. Das alleine sollte ja nun schon stutzig machen; aber Schwamm drüber, ist halt Sommerloch, und die Medien tun ja offenbar alles dafür, noch Öl ins Feuer zu gießen.

Nein, ratlos bin ich in erster Linie über Matussek. Der Mann ist doch Medienprofi. Wer, wenn nicht er, wüsste denn, dass Menschen, die in den Medien vorkommen, und noch dazu bei Comedyshows, immer Rollen spielen? Alexander Bojcan die des Kurt Krömer und Matthias Matussek die des Gastes?

Denn da geht doch das Missverständnis schon los: dass Kurt Krömer überhaupt satisfaktionsfähig wäre. Ist er nicht, er ist nur eine Rolle, eine Kunstfigur, wie Ali G die Rolle ist, in der Sacha Baron Cohen die Gäste seiner „Ali G Show“ noch viel mehr beleidigt und gedemütigt hat. Ohne dass die hinterher geklagt hätten, denn dort wussten sie, dass sie Gäste sind, die gekommen sind, um ihre Rollen als Gäste zu spielen. Die gekommen sind, um sich zur Unterhaltung des Publikums von Ali G zum Horst machen lassen. Und nicht, um die Welt über das Erscheinen ihrer neue Bücher, Filme oder Platten zu informieren. Wie um Himmels willen konnte Matussek das glauben?

Kurt Krömer kann niemanden beleidigen, so wenig wie Ekel Alfred oder der Kater Garfield jemanden beleidigen können: Weil sie Figuren sind, Erfindungen, Fiktionen, die per definitionem mit Platzpatronen schießen, selbst wenn sie „Amok laufen“, wie Matussek jetzt behauptet. Selbst wenn die Trennung von Kunstfigur und Darsteller nicht so klar wäre wie hier, weil sie unterschiedlich heißen: der Rahmen der Sendung muss doch klar machen, dass man sich in einer künstlichen Situation befindet. Das hat es ja nun sogar schon im deutschen Fernsehen gegeben, zum Beispiel von Karl Dall, wenn sich noch jemand an „Dall-As“ (1985 – 1991, RTLplus) erinnern kann.

Die Untergriffigkeit der Krömer-Show ist also ihr Konzept. Nun zu verlangen, für Matthias Matussek eine Ausnahme zu machen und ihn in Ruhe sein Buch bewerben zu lassen, ist geradezu grotesk. Gerade Matussek, dem Spiegel-Leser sogar im Spiegel ins Stammbuch schreiben dürfen, er, der „Chefkonservative des Spiegel„, sei der „blindgläubigste Ratzinger-Bewunderer und gockelhafteste Papsttum-Propagandist“, „der Hannes Jaenicke des Feuilletons“ (Leserbriefe in der Ausgabe 29/2013, S. 14), muss sich dessen bewusst sein, welche Angriffsfläche er für Krömer bietet. Zumal er ja mit Krömer durchaus auf Augenhöhe ist, schlagfertig, wortgewandt, ein Alphamännchen des Alphamännchenjournalismus, und nicht etwa eine radebrechende Dolly Buster, die von Karl Dall auf ihre großen Titten angesprochen wird.

Ali G hat in einem legendären Doppelinterview mit David und Victoria Beckham „Posh Spice“ gefragt, ob sie sich von David anal hernehmen lassen würde:

Ali G: Me heard that there is an insulting song that they sing about you has you heard it, what is the words?

Victoria Beckham: They say Posh Spice.

Ali G: That you take it up the arse.

Victoria Beckham: That’s right.

Ali G: But that’s not insulting, that’s the biggest compliment you can pay someone. No but seriously, does you take it up the botty?

Victoria Beckham: No of course I don’t.

Ali G: Beckham, you telling me you ain’t never been caught offside?

David Beckham: No.

Eine Situation, in der andere Männer, und zwar zur Verteidigung ihrer Frau, wohlgemerkt, nicht um sich selbst zu wehren, durchaus handgreiflich hätten werden können. Was war die Reaktion von Victoria und David? Sie haben gelacht. Offenkundig war die Situation ihnen peinlich, aber sie haben sie weggelacht. Und die Reaktion des Publikums? Sie haben die beiden dafür geliebt.

Matthias Matusseks großes Ego aber lässt so eine Reaktion nicht zu. Dafür liebt er sich selbst viel zu sehr. Meine Reaktion aber als Publikum: Ich halte ihn für eine arme Wurst. So unterschiedlich kann’s gehen.

R.I.P. Mel Smith

Mit nur sechzig Jahren ist Mel Smith gestern an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Ein schwerer Verlust für die britische Comedy, die damit nicht nur einen großen Autor, Darsteller und Regisseur verliert, sondern auch einen herausragenden Produzenten, ja Mentor.

Denn während Mel Smith (zumindest hierzulande) vor allem als Hälfte von „Smith and Jones“ wahrgenommen wird, der an der Seite von Griff Rhys Jones in zehn (!) Staffeln „Alas Smith and Jones“ (BBC2/BBC1, 1984 – 1998) spielte, und von Fans der Britcoms vielleicht noch als Bestandteil der „Not the Nine O’Clock News“ neben u.a. Rowan Atkinson, so war er doch auch, zusammen mit Rhys Jones, Geburtshelfer zahlloser erstklassiger Comedyshows wie „Da Ali G Show“, „Green Wing“, „I’m Alan Partridge“, „Look Around You“, „The Day Today“, „The IT Crowd“ und „QI“. Schon 1981 nämlich gründeten Rhys Jones und Smith die Produktionsgesellschaft Talkback, mittlerweile eine der größten Produktionsfirmen Großbritanniens, die all diese Serien und die Panelshow „QI“ mit Stephen Fry produziert hat.

Natürlich ist Talkback schon 2003 (für 62 Millionen Pfund) an FreemantleMedia verkauft worden, so dass Smith an vielen der genannten Shows allenfalls indirekt beteiligt war; seine größte Zeit waren die 80er- und 90er-Jahre, und gesundheitlich ging es Mel Smith schon länger nicht mehr sehr gut. Aber sein guter Geist wirkte seit je über die Produktionen hinaus, an denen er direkt beteiligt war — indem er etwa Graham Linehan und dessen damaligen Autorenpartner Arthur Mathews als Mentor hilfreich war. Beide hatten ihre ersten Sketche in „Not the Nine O’Clock News“, und auch „Paris“ (Channel 4, 1994), die erfolglose Sitcom von Linehan und Mathews vor „Father Ted“, entstand bei Talkback.

Dementsprechend meldete sich Graham Linehan auf Twitter:

Very sad to hear news of Mel Smith’s death has been confirmed. He and Griff gave Arthur and I our break. Was always so kind & generous to us.

Ja, schade um Mel Smith, der die berühmten funny bones hatte. Wie man ganz leicht an diesem Sketch aus „Smith and Jones“ erkennen kann.

„Breaking Bad“-Gewinnspiel: (echte) Episoden-Titel sind da

19. Juli 2013 2 Kommentare

Und nicht nur die Titel, sondern auch neue Fotos und Synopsen der abschließenden Folgen bietet Den of Geek hier. Ich zitiere:

Episode 509 – ‚Blood Money‘: As Walt and Jesse adjust to life outside of the business, Hank grapples with a troubling lead.

Episode 510 – ‚Buried‘: While Skyler’s past catches up with her, Walt covers his tracks. Jesse continues to struggle with his guilt.

Episode 511 – ‚Confessions‘: Jesse decides to make a change, while Walt and Skyler try to deal with an unexpected demand.

Episode 512 – ‚Rabid Dog‘: An unusual strategy starts to bear fruit, while plans are set in motion that could change everything.

Episode 513 – ‚To’hajiilee‘: Things heat up for Walt in unexpected ways.

Episode 514 – ‚Ozymandias‘: Everyone copes with radically changed circumstances.

Episode 515 – ‚Granite State‘: Events set in motion long ago move toward a conclusion.

Episode 516 – ‚Felina‘: The series finale.

Also auf, Sherlocks, zum fröhlichen Story-Raten: Wird in Folge 510 Hank begraben? Oder wessen Grab könnte das sonst sein, das da auf Fotos wie im Titel (510) nicht zu übersehen ist? Und stehen Jesse und Hank zufällig zusammen auf diesem einen Bild, oder ist es Jesse, der Hank …? Was ist die „unusual strategy“ in Folge 512? Die „radically changed circumstances“ in 514? Oder gar die „events set in motion long ago“? Der Junge auf dem Fahrrad, den Jesse der übereifrige Neuling nach dem Überfall auf den Zug erschossen hat?

Wer mit seinen Spekulationen am genauesten liegt, bzw. wer zuerst am nähesten an den tatsächlichen Ausgang der Season kommt, gewinnt das hier!

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Große Egos, große Show

Man hat es nicht leicht mit Aaron Sorkin („The West Wing“, „The Social Network“). Der Mann hat einfach ein zu großes Ego, eines, das ihn dazu zwingt, immer wieder Botschaften vermitteln zu wollen, obwohl er vermutlich selbst weiß, dass er doch immer nur zu den Bekehrten predigt.

Das Predigthafte stört am meisten an „The Newsroom“ (HBO; die erste Staffel ist gerade auf DVD erschienen, die zweite läuft momentan in den USA): dauernd wird der Zuschauer unterrichtet. Mal politisch (Republikaner schlecht, Demokraten gut), mal über den Zustand der Medien (liegt einiges im Argen). Dann wieder probiert sich Sorkin zum Ausgleich an Momenten romantischer Komödien — und auch die gehen regelmäßig daneben. Das Verblüffende ist nur: trotzdem ist „The Newsroom“ sehr unterhaltsam; trotzdem gibt es regelmäßig etwas zu lachen.

Denn nicht nur erzählt Sorkin gute Geschichten und entwickelt plausible Charaktere, seine Figuren reden auch noch durchgehend aberwitzig schnell und denken noch schneller. Jeder Schlagabtausch ist, wo nicht witzig, so doch mindestens gewitzt, sprich: scharfzüngig und clever. Das ist natürlich manipulativ, denn so hat man auch als Zuschauer das Gefühl, selbst gewitzt und clever zu sein, zumal wenn man zu der politischen Haltung neigt, die hier permanent demonstriert wird.

Zum Glück nimmt ausgerechnet die Hauptfigur oft das Tempo ein bisschen heraus: Will McAvoy (Jeff Daniels), der Mann mit dem größten Ego innerhalb der Serie. Will ist Anchorman des fiktiven Kabelsenders Atlantis Cable News, und er bekommt unanständig viel Geld dafür, seine Meinung für sich zu behalten. Damit allerdings ist in der ersten Folge Schluss: Will faltet bei einer universitären Veranstaltung von der Bühne herunter eine patriotische Studentin zusammen, erklärt ihr en détail, was schiefläuft in den USA, und bemüht sich fortan (gegen den Widerstand der Senderchefin [sehr gut: Jane Fonda]), aufklärerische, einem ethischen Journalismus verpflichtete Nachrichten zu machen. Dabei steht ihm seine Exfreundin MacKenzie McHale (Emily Mortimer) und ihr Team zur Seite, und „The Newsroom“ erzählt in der Folge pro Episode, was während tatsächlicher Nachrichtenereignisse — etwa des Öl-Lecks im Golf von Mexiko, der Atomkatastrophe von Fukushima oder der Erschießung bin Ladens — hinter den Kulissen der Nachrichtensendung vor sich geht.

Das sind Kämpfe gegen die kommerziell ausgerichtete Muttergesellschaft, die nur an Quote und Werbeeinnahmen interessiert ist, das sind Fragen um den richtigen Umgang mit Interviewgästen, für die der Interviewer auch dann eine gewisse Verantwortung hat, wenn sie erkennbar im Unrecht sind, und nicht zuletzt Dilemmata den Umgang mit Journalistenkollegen betreffend, die es sich im Boulevard eingerichtet haben wie Maden im Speck. Selbstverständlich neigt Will McAvoy zu einem herablassenden Umgang mit Tabloid-Reporterinnen, und es gehört zu den schönen Momenten der Serie, wenn er mal wieder eine Reporterin kleinmacht und daraufhin mehrfach Getränke ins Gesicht geschüttet bekommt. Da kommt Freude auf — obwohl die Show keinen Zweifel daran läßt, dass Will im Recht ist — denn er hat die nötige Fallhöhe, und Jeff Daniels die richtige Auswahl von blasierten Gesichtsausdrücken im Schrank, die ihn zu einer komischen Begabung machen.

Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Es ist nicht alles gut in „The Newsroom“. Die Serie ist nervtötend moralisch, oft pathetisch, Will McAvoy wird bei aller Arschlochhaftigkeit doch viel zu heldenhaft dargestellt, und von Sorkins Frauenbild möchte ich nicht einmal anfangen. Es ist mithin ein arges Durcheinander zu besichtigen in „The Newsroom“. Aber doch ein recht kurzweiliges und unterhaltsames.

Count Arthur not so Strong

Es ist so eine Sache mit Kultfiguren. Von einigen heiß geliebt, erschließt sich einem großen Publikum die Begeisterung nicht, mit der Fans ihren Lieblingen zujubeln. Am Ende ist es möglicherweise genau der Kultstatus, der eine breite Rezeption verhindert, weil alle, die nicht rechtzeitig zur Abfertigung am Bahnhof waren, irgendwann glauben, für sie sei der Zug ohnehin abgefahren. Und natürlich tun die Fans der ersten Stunde alles dafür, ihren Vorsprung zu erhalten und sich abzugrenzen („Damals war er noch lustig, da hättest du dabei sein müssen!“).

Ich habe so die Vermutung, dass genau das mit „Count Arthur Strong“ (BBC2, seit dem 8. Juli) passiert ist.

Count Arthur Strong, hinter dem der Comedian Steve Delaney steckt, ist die Karikatur eines alternden Show-Mannes, der nie so erfolgreich war, wie er selbst denkt. Mittlerweile in seinen 70ern, glaubt er immer noch, es könnte jeden Moment ein Anruf kommen, der ihm Variete-Auftritte und Ruhm einbringt. Arthur scheint einerseits an einem ausgewachsenen Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom zu leiden, andererseits ist er offenbar äußerst vergesslich, dabei auch noch grenz-unhöflich und tollpatschig. Also eine Comedy-Figur der alten Schule.

Entwickelt hat Delaney Arthur schon als Schauspielstudent für Shows zum Semesterende, namentlich das alljährliche Edinburgh Festival und das Fringe verhalfen Arthur seit 1997 zu einer kleinen Fangemeinde, und seit Arthurs Radioshow bei Radio 4 (über 40 Folgen seit 2005) hat er eine eigene Gemeinde; die Show gehört zu den festen Pfeilern der Radio-4-Comedy.

Zu dieser Gemeinde gehört auch „Father Ted“- und „IT Crowd“-Schöpfer Graham Linehan, der zusammen mit Delaney seit 2008 an der Serie arbeitet, deren erste Folge nun endlich, endlich zu sehen war —

— und mich vollkommen kalt gelassen hat. Mehr noch: die mich irritiert hat. Denn die große Publikumsbegeisterung (Delaney und Linehan haben erwartbarerweise die altmodische Live-on-Stage-Produktionsweise mit fünf Kameras gewählt) hat sich mir nicht ganz erklärt: die Scherze erschienen mir schal, das ganze Set-up altbacken, die Figuren leblos, wo nicht hölzern. Hat sich also die Figur Arthurs schon zu weit entwickelt, als dass ich (als neues Publikum, mir war er vorher kein Begriff) noch hätte Anschluss finden können? Oder war wiederum genau dieses oben geschilderte Problem der Kultfiguren Delaney und Linehan so bewusst, dass sie für die exzentrische Figur Arthurs eine möglichst altmodisch-anschlussfähige Umgebung schaffen wollten, nämlich die einer altbackenen Sitcom, und dabei über das Ziel hinausgeschossen sind? Interessieren mich alternde Varietekünstler einfach nicht? Oder war es die Transformation einer One-Man-Show aus Liveauftritten und Radioshows ins Fernsehen?

Denn um die Monologe Arthurs, aus denen die Fringe-Shows und die Radioshows bestehen, ins Fernsehen zu übersetzen, haben Delaney und Linehan eine zweite Figur erfunden: Michael (Rory Kinnear) ist der Sohn eines ehemaligen Showpartners Arthurs und möchte die Biographie seines (ungeliebten) Vaters schreiben; zu diesem Zweck begleitet er Arthur und gerät dadurch in dessen bizarre Lebenswelt. Kennt man die Umstände, unter denen die Figur Michaels entstanden ist, liegt die Vermutung nahe, sie habe keine eigene Daseinsberechtigung, sie existiere nicht aus sich selbst heraus. Das stimmt zwar ein bisschen, tatsächlich ist Michael oft Stichwortgeber und Pappkamerad neben Arthur, sozusagen die Personifikation der normalen Welt, durchschnittlich und etwas farblos, neben der Arthur noch mehr schillern kann, noch lauter und noch larger than life wirken.

Aber mir erscheint dieser Kniff trotzdem legitim und auch nicht ohne Beispiel, schließlich stehen in Sitcoms oft absichtlich sehr normale, geerdete Figuren neben glamourös-verrückten (man denke etwa an den Kontrast zwischen Frasier und seinem Vater Martin). Was also ist es, das „Count Arthur Strong“ so schwer und mühsam macht?

Ich glaube, es ist die Figur Arthurs selbst. Ich kann nur noch nicht sagen, ob sie mir zu exzentrisch-verrückt ist oder zu wenig. Vielleicht hatten Linehan und Delaney auch Manschetten, alte (gute) Witze Arthurs zu wiederholen und damit die alten Fans zu indignieren, und haben lieber zu neuen (schwächeren) Witzen gegriffen. Vielleicht sind die besten Zeiten einer so traditionellen Comedy-Figur wie der Arthurs auch einfach vorbei — schließlich entstammt Arthur schon den 80er-Jahren, und auch Linehans Begeisterung für derartige Retro-Comedy könnte mehr Reminiszenz denn künstlerisches Konzept sein. Womöglich sehe ich ja nach der zweiten Folge schon klarer. Dann gebe ich Bescheid.