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Artikel Tagged ‘Alan Partridge: Welcome to the Places of My Life’

Colossal Velocity

20. April 2013 2 Kommentare

Der erste Teaser-Trailer für Steve Coogans Alan-Partridge-Kinofilm ist da! Und nein, der Film wird nicht „Colossal Velocity“ heißen, obwohl mir dieser Titel auch gut gefallen hätte, sondern „Alpha Papa“. Nach den tollen letzten Specials „Alan Partridge: Welcome to the Places of My Life“ und „Alan Partridge on Open Books with Martin Bryce“ (seit kurzem auf DVD erhältlich und ein Must Have für jeden Britcoms-Fan) hätte ich selbst dann große Erwartungen an den Film, wenn sie ihn „Alan Partridge in Hectic Danger Day“ genannt hätten.

Die Dreharbeiten sind abgeschlossen, gerade schneiden sie (laut Coogan) alle unlustigen Szenen raus und lassen nur die lustigen drin, und im August kommt „Alpha Papa“ dann ins Kino. Gehen soll es um eine Geiselnahme, in deren Mittelpunkt Alan stehen wird, ein paar Stills gibt es bei Digital Spy.

Ali G. back in da House

14. Dezember 2012 3 Kommentare

Die British Comedy Awards 2012 haben mich doch ein wenig überrascht: „Hunderby“ (Sky 1), die Period-Drama-Sitcom (falls man das so sagen kann) von und mit Julia Davis, hat in den Kategorien Beste Sitcom und Beste neue Comedy abgeräumt — und ich habe davon nur die erste Folge gesehen, weil ich weder auf die allzu finsteren Sachen von Julia Davis stehe (wie etwa „Nighty Night“) noch auf historische Serien (wenn man von „Downton Abbey“ absieht). Die Briten allerdings lieben diese Kostümschinken.

Trotzdem hätte ich „Hunderby“ jetzt nicht als Gewinner des Abends auf dem Zettel gehabt, schon weil es auf dem Bezahlkanal Sky 1 von keiner breiten Öffentlichkeit gesehen worden sein kann, und weil derzeit ja doch eher warme, familienkompatible Comedy die Oberhand hat. Dass „Moone Boy“ (Sky 1) als beste Sitcom nicht mal nominiert war, dafür aber die zweite Staffel des eher biederen „Rev.“ (BBC2), hat mich schon irritiert, dito dass „Hunderby“ gegen „Moone Boy“ und „Alan Partridge: Welcome To The Places in My Life“ als beste neue Comedyshow gewonnen hat.

„The Thick of It“ hat ebenfalls gewonnen: Peter Capaldi und Rebecca Front sind als Best Comedy Actor respektive Actress ausgezeichnet worden; das wiederum kann ich verstehen.

Dann aber wieder etliche mir rätselhafte Entscheidungen: Jack Whitehall als 2012 King of Comedy? Really? Whithall ist zwar sehr gut in „Fresh Meat“ (Channel 4) als snobistischer JP, aber sowohl seine eigene Show „Bad Education“ (BBC3) als auch sein Stand Up sind allenfalls medioker.

Auch „Cardinal Burns“ (E4), ausgezeichnet als Best Sketch Show, fand ich schwächer als die Konkurrenten in dieser Kategorie, „Very Important People“ (Channel 4) und „Horrible Histories“ (CBBC/BBC). Letztere hat in den vergangenen Jahren abgeräumt, womöglich wollte die Jury dieses Jahr nicht noch einmal alle regulären Sketch Shows demütigen, indem man eine Kinderserie gewinnen lässt.

Hier finden sich alle Gewinner des Jahres; und nachstehend ist die Dankesrede von Sacha Baron Cohen, nein: von Ali G., der stellvertretend für Baron Cohen den Outstanding Achievement Award entgegennimmt und dafür zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder eine Bühne betritt. Zehn Jahre! Ich werde wohl alt. Ali G. dagegen nicht: seine Rede ist sehr, sehr lustig. Respect!

Flying AIDS

28. Juni 2012 11 Kommentare

Es ist aus mindestens zwei Gründen schön, Steve Coogan abermals als Alan Partridge in „Alan Partridge: Welcome to the Places of My Life“ (Sky Atlantic) zu sehen. Zum einen, weil sich Sky durch immer mehr Comedy profiliert und so die Missgeschicke der BBC wenigstens ein wenig aufwiegt. Zum anderen, weil man über die letzten zehn Jahre befürchten musste, Steve Coogan sei seine Paraderolle als gleichermaßen narzisstischer wie unsicherer Fernseh- und Radiomoderator leid — die letzte ganze TV-Serie mit Alan in der Hauptrolle lief immerhin schon 2002 (die zweite Staffel „I’m Alan Partridge“, BBC2). In den Jahren danach sah es so aus, als würde Coogan vor seinem immensen Erfolg in Großbritannien, der hauptsächlich auf Alan Partridge beruhte, geradezu weglaufen. Der Durchbruch in den USA blieb ihm, der schon als Nachfolger Peter Sellers‘ gehandelt wurde, allerdings verwehrt; über ein paar Nebenrollen in großen Filmen (etwa in „Around the World in 80 Days“, 2004, neben Jackie Chan, und den beiden „Night at the Museum“-Filmen 2006 und 2009) und Hauptrollen in kleineren Filmen („Hamlet 2“, 2008) ging seine US-Karriere nicht hinaus.

Doch nun scheinen Coogan und Alan zurück zu sein: seine jüngste Miniserie „Mid Morning Matters With Alan Partridge“ (2010), ursprünglich von einem Hersteller entfernt bierähnlicher Flüssigkeit fürs Internet gedreht und schließlich vom Fernsehsender Sky übernommen, war vielversprechend, allerdings in erkennbar kleinem Rahmen produziert. Das einstündige One-Off „Welcome to the Places of My Life“ aber zeigt: Alan ist zurück. Und wie!

Netto gute vierzig Minuten lang begleiten wir Alan hier durch die Stadt, wo er, der frühere BBC-Fernsehmoderator, nun bei einem InternetDigitalradiosender ganz unten angekommen ist: in Norwich, tief in der ostenglischen Provinz („the Wales of the east“). Klar, die Wege sind viel kürzer dort als in London, und so kann Alan nach seiner Arbeit (also am frühen Nachmittag) schnell mal ins Leisure Center, um ein paar Bahnen zu schwimmen — ein herrliches Leben will Alan uns da vorgaukeln; in Wirklichkeit aber ist alles erbärmlich und mitleiderregend. Wo nicht peinlich, etwa wenn Alan uns die City Hall zeigt mit den zwei „Nazi-Hunden“ davor und davon berichtet, wie Hitler angeblich Norwich schon ausgesucht hatte als Ort für seine erste Ansprache an die Briten nach dem Sieg der Deutschen über England. Wenn Alan uns auf dem Markt erklärt, was diese Pest war, unter der die Stadt zu leiden hatte: eine tödliche Seuche, aber nicht wie HIV durch Küssen übertragbar, sondern durch die Luft: „Flying Aids!“ Oder wenn Alan ausführlich einen Landrover „probefährt“, um ihn möglichst prominent in die Dokumentation einzubauen — schließlich spekuliert er ganz offen, dass Prominenten ja hin und wieder Fahrzeuge geschenkt würden, nachdem sie sie probegefahren haben. Dumm nur, dass der Boss des Autohändlers keine Ahnung hat, wer Alan Partridge überhaupt ist.

Dabei produziert Alan, so die Fiktion, sogar seine Dokumentation selbst, die von Anfang an als „Pear Tree Production“, „written by Alan Partridge“, „starring Alan Partridge“ firmiert. Und in der, ganz der ungeschickten Eitelkeit ihres Protagonisten entsprechend, sich etliche komische Produktionsfehler finden. Etwa wenn ein alter Priester, der den örtlichen Friedhof vorstellt, so langsam spricht, dass Alan ihn erst anfährt, schneller zu sprechen, und dann im Schnitt erkennbar alle Pausen herausschneidet, oder wenn Alan bei einem Interview im Schwimmbecken beim Wassertreten die Luft ausgeht und man schnell bemerkt, dass er seine Fragen offenbar nachgedreht hat, diesmal sicher stehend und souverän, und nicht gurgelnd und plantschend, wie man ihn bei den Antworten seiner Interviewpartnerin im Hintergrund hört.

Wenige Figuren altern so gut wie Alan (Edina und Patsy aus „Ab Fab“ wären ein Beispiel für zwei andere Figuren, denen ihr Älterwerden gut steht), und so ausgelutscht das Genre der Mockumentary insgesamt ist, so brillant funktioniert es immer noch für Coogan und Armando Iannucci, der auch hier wieder mit im Team war. Und kaum eine Figur zeigt so fantastisch wie Alan Partridge, was britische von us-amerikanischer Comedy unterscheidet: nämlich die Charakterzeichnung, aus der hier Komik entsteht; viel mehr als aus einzelnen nacherzählbaren Gags. Das ist es, was englischen Sitcoms ihre Tiefe verleiht: dass man Figuren wie Alan Partridge so gut kennt, dass ihr unangemessenes Verhalten im Umgang mit ihren Mitmenschen einen tatsächlich berührt. Sei es, dass Alan aus dem Auto heraus einen anderen Verkehrsteilnehmer anschreit, von dem sich erst später herausstellt, dass er eine Oma auf dem Fahrrad war, sei es, dass Alan einen Gemüsehändler beleidigt ob seines schlichten Jobs, um dann in eben diesem Job vor der Kamera sofort zu scheitern. Charakter-Comedy und der kalte, ja böse Umgang mit ihren Protagonisten, das ist das britische Rezept für Komik, das süchtig machen kann.

„Welcome to the Places of My Life“ macht vor allem eines: Lust auf den Spielfilm mit Alan, um den es schon seit Ewigkeiten Gerüchte gibt und der jetzt endlich auch offiziell angekündigt worden ist. Für August 2013.