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Artikel Tagged ‘David Walliams’

Funny Money

21. Oktober 2010 1 Kommentar

The Sun hat die Top-40-Verdiener der britischen Comedy zusammengestellt und ihre Einkünfte aus dem laufenden Jahr geschätzt. Die geringste Überraschung sind natürlich die Spitzenreiter:

1. Sacha Baron Cohen: 8 Millionen Pfund (9 Mio. Euro) dank „Brüno“ und „Borat“

2. Ricky Gervais: 7 Mio. Pfund (7,9 Mio. Euro) dank der US-Lizenz für „The Office“, seiner UK-Tour „Science“ und zwei US-Live-Auftritten für geschätzte 500 000 Pfund.

2. Rowan Atkinson: dito 7 Mio. Pfund aus seiner „Mr Bean“-Rente, die ihm die permanente Ausstrahlung seiner Kultserie in Flugzeugen bringt: „Mr Bean“ ist die am häufigsten gezeigte Show auf Flügen.

2. Peter Kay: dito 7 Mio. für seine erste Stand Up-Tour seit sieben Jahren, die im nächsten Monat anläuft.

Auf Platz 6 folgt Steve Coogan, der sich mittlerweile auf dem US-Film- und -Fernsehmarkt etabliert hat, mit 5 Mio. Pfund (5,6 Mio. Euro); Platz 9 geht an Eddie Izzard (4 Mio. Pfund). Erst auf Platz 16 kommt Stephen Fry (2 Mio. Pfund), Plätze 21 resp. 24 gehen an die „Little Britain“-Stars David Walliams und Matt Lucas (1,8 bzw. 1 Mio. Pfund). John Cleese trudelt auf Rang 29 ein mit einer halben Million Pfund, dito Bill Bailey, und Mitchell & Webb haben 700 000 bzw. 400 000 Pfund eingefahren.

Was verdienen eigentlich deutsche Comedians? Ich habe mal eben schnell gegoogelt, aber offenbar sind deutsche Medien a) weniger an den Umsätzen der Comedy-Industrie interessiert oder b) ein wenig zurückhaltender mit so privaten Informationen wie Jahreseinkünften. Wer weiß was?

Next Stop: Little Britain Airport

29. Mai 2010 2 Kommentare

Matt Lucas und David Walliams, das Team hinter „Little Britain“, haben im Herbst eine neue, eigene Show auf BBC1. Das teilt die BBC mit. Sie wird sechs Teile haben, auf einem Flughafen spielen und (vermutlich) „Come Fly With Me“ heißen. Die Hauptrollen werden, erwartbarerweise abermals in dutzenden Rollen mit Tonnen von Schminke, lustigen Perücken und Frauenkleidern, Lucas und Walliams selbst übernehmen, aber auch von zahlreichen Gaststars ist die Rede.

Produzieren wird die Show Adam Tandy („The Thick of It“, „In the Loop“), Regie führen soll Paul King („The Mighty Boosh“, „Bunny and the Bull“). Die Serie wird in HD gefilmt und soll auch auf dem angekündigten BBC1-HD-Kanal ausgestrahlt werden.

In the News (4)

4. September 2009 1 Kommentar

Matt Lucas, die eine Hälfte von „Little Britain“, wird heute im Guardian porträtiert, und zwar auf eine sehr anrührende Weise. Denn Decca Aitkenhead gibt gleich zu Beginn ihres Stücks zu, kein Fan von „Little Britain“ und dem Humor von David Walliams und Matt Lucas zu sein (da geht es ihr wie mir), versucht deshalb, in der persönlichen Begegnung mit Lucas zu erforschen, was seinen Comedy-Appeal ausmacht — und stößt nicht nur auf den höflichen und bescheidenen Menschen, den man Lucas gemeinhin nachsagt zu sein, sondern auf jemanden, der offenbar von Angststreß so geplagt ist, daß es keinen großen Spaß machen kann, in seiner Haut zu stecken.

Man käme nicht darauf, daß er mit Comedy sein Geld verdient, wenn man ihn trifft, schreibt sie an einer Stelle, und hofft, daß sie ihm in einem ungünstigen Moment begegnet ist, was sich auch bestätigt. Trotz dieser Einsicht bleibt Lucas ihr fremd, obwohl sie seine Biographie kennt und ihm zugutehält:

At the age of six, all his hair fell out — a condition he probably inherited from his father, who had lost all his hair at 13. When he was 10, his parents separated, and two years later his father, a businessman, was sent to prison for six months for white-collar fraud. A bald, overweight, gay Jewish teenager, Lucas struggled in secrecy with his sexuality throughout adolescence, comfort eating and watching TV while working on a comic persona to present as a defence to the world.

Ein hervorragender Text über einen sehr ungewöhnlichen Comedian: Pflichtlektüre für den Tag.

The Life and Opinions of Steve Coogan, Comedian

4. Juni 2009 1 Kommentar

Wer einen Sinn hat für Filme mit Metaebene, zahllosen Anspielungen, Cameos und Seitenhieben auf das Film-Business, der ist gut bedient mit „Tristram Shandy: A Cock and Bull Story“ (2006). Überflüssig zu sagen, daß die Kenntnis von Laurence Sternes Romanklassiker unentbehrlich ist: Wer nicht weiß, daß Sterne mit „Tristram Shandy“ den postmodernen Roman erfunden hat, bevor es die Moderne überhaupt gab, wird keinen Spaß haben an Michael Winterbottoms tongue in cheek-Comedy. Denn nicht nur kommen in Winterbottoms Film sowohl Tristram Shandy (Steve Coogan) als auch Onkel Toby (Rob Brydon) vor, die Beschneidungs-Szene mit dem zuschlagenden Fenster, die eng mit einer aufzuziehenden Standuhr verbundene Sex-Szene sowie Onkel Tobys Schlachtenmodell und Tristrams Geburt. Winterbottom bezwingt mit einem dreisten Handgriff sogar das, was am Roman als unverfilmbar galt, nämlich die uferlosen Abschweifungen und Erzählungsmäander, die dem Narrator so übermächtig geraten, daß er nicht einmal die Distanz zwischen Zeugung und Geburt Tristrams bewältigt: Indem der Film von der Erzählung in die Metaerzählung abschweift, einen Schritt zurücktritt und von den Dreharbeiten zu „Tristram Shandy“ erzählt. Weshalb Coogan und Brydon auch als sie selbst eine zentrale Rolle spielen: Als die Schauspieler Steve Coogan und Rob Brydon.

Infolge dieses kühnen Tricks bestehen der zweite und dritte Akt des Films aus den immer unübersichtlicheren Verwicklungen am Set, in denen der Hahnenkampf zwischen Hauptdarsteller Coogan und Nebendarsteller Brydon ausufert, weil Coogans Part immer kleiner wird, während Brydon sogar eine Liebesgeschichte mit Gillian Anderson ins Drehbuch geschrieben wird. Coogans Privatleben, das inklusive Seitensprünge und Drogen in England häufig durch die Medien geschleift wurde, wird auch im Film ausführlich geschildert, und seine Rolle als Alan Partridge geht ihm auch am Set bei jedem Interview erneut auf den Senkel, das sich nur um Partridge dreht (den übrigens auch Brydon schön hinkriegt).

Gewiß, im letzten Drittel hat „A Cock and Bull Story“ seine Längen, und ich hätte mir hin und wieder eine engere Verwobenheit von Stoff und Metastoff gewünscht. Aber wo es an Bezügen zum Original von Sterne mangelt, fährt Winterbottom dafür viele Referenzen zu anderen Filmen auf (erwähnt sei nur der ebenfalls von Winterbottom gedrehte „24 Hour Party People“, in dem ebenfalls Coogan und Brydon mitspielen, es aber um das Leben von Tony Wilson geht, der wiederum in „Cock and Bull Story“ als er selbst Steve Coogan interviewt), und die Unmengen Gaststars tun für jeden Britcom-Fan das ihre — Dylan Moran („Black Books“), David Walliams („Little Britain“), Ashley Jensen („Extras“) und Stephen Fry etwa spielen kleinere bis kleinste Rollen.

Ein fabelhafter Film also, der aus einem brillanten Roman von 1759 eine clevere Satire auf das Filmgeschäft von heute macht, dabei beidem gerecht wird und auch noch lustig ist. Was will man mehr.