Archiv

Archiv für August, 2010

Lustige Witze aus Edinburgh

23. August 2010 Keine Kommentare

Ja, sie sind kompetitiv, die Bewohner der lustigen Insel. Wenn sie ein Festival wie das in Edinburgh machen, werden sogar die zehn lustigsten Witze ermittelt. Meine Lieblings-Zeile (von Gary Delany):

Dave drowned. So at the funeral we got him a wreath in the shape of a lifebelt. Well, it’s what he would have wanted.

Alle zehn gibt’s bei Chortle.

KategorienAllgemein Tags:

Wooo-ha: Zombies von AMC!

18. August 2010 4 Kommentare

Wie geil ist das denn bitteschön?! Eine Zombie-Serie von AMC, dem Sender, der uns „Mad Men“ und „Breaking Bad“ beschert hat, ab diesem Herbst: „The Walking Dead“. Bislang gibt es nur schlecht abgefilmte Versionen eines Trailers, der bei der Comic Con vorgestellt wurde, aber das reicht schon, um mein Herz höher schlagen zu lassen. Ach ja, und daß mit Andrew Lincoln ein Brite die Hauptrolle spielt, der schon in „Teachers“ und „Love Actually“ angenehm aufgefallen ist. Die Herbst-Season kann nicht ganz scheiße werden.

„Ideal“ in zwei Minuten

17. August 2010 5 Kommentare

Heute abend beginnt die sechste Staffel „Ideal“ (BBC3), und wer die ersten fünf Staffeln verpaßt hat, kann sich nun auf den aktuellen Stand bringen — in nur zwei Minuten.
https://www.youtube.com/watch?v=ubJe9e0XCN4?fs=1&hl=de_DE

KategorienSitcom Tags:

Comedy im Sommerloch

16. August 2010 4 Kommentare

Der August ist traditionell der Monat, in dem die BBC all die Shows verklappt, an die sie nicht mehr so recht glaubt, die aber schon produziert sind und versendet werden müssen. Gut versteckt vor allen, die Ferien haben und im Urlaub sind — aber natürlich nicht gut genug für dieses Blog. Die Comedy-Flut, die in den letzten Wochen losgebrochen ist, verheißt da nichts Gutes. Und in der Tat: Das meiste davon kann man sich sparen. Insbesondere

„Roger and Val Have Just Got In“ (BBC2). Alfred Molina und Dawn French in einem Comedy-Kammer- bzw. Kummerspiel der besonderen Art — nämlich der besonders langweiligen. Der Zuschauer darf dem „middle aged“ (BBC) Ehepaar (btw: Molina ist 57, Dawn French 52) bei der Erörterung alltäglicher Themen zusehen: Muß man alle Quittungen für alle Haushaltsgegenstände über Jahre hinweg aufbewahren? Und gelten Garantien noch, wenn man sie aus Versehen zerrissen und dann mit Tesa geklebt hat? Mildly amusing für alle, deren bevorzugte Saunatemperatur bei 23,5 °C liegt; mir ist allerdings nicht ganz klar, was Molina an den Dialogen so superspitze fand, daß er (der immerhin einer der allerbeliebtesten Schauspieler der Briten ist) sofort zugesagt hat. Dabei war er in „An Education“ doch so gut! Für Dawn French gilt ähnliches, jedenfalls in der Hinsicht, daß sie in England unfaßbar beliebt ist. Ihr letzter sehenswerter Auftritt liegt allerdings schon etwas länger zurück.

„Grandma’s House“ (BBC2). Welchen Schluß soll man aus dem Erfolg von x Staffeln „Larry Sanders“, sieben Staffeln „Curb Your Enthusiasm“, drei Staffeln „Lead Balloon“ und der zweiten Staffel „Extras“ ziehen? Daß es nun langsam langt mit Comedians, die, sobald das Rotlicht erloschen ist, sauertöpfisch, unleidlich und/oder merkwürdig werden? Oder daß man jetzt endlich mal eine Serie machen sollte, in der ein Comedian sich im Privatleben als verschroben, distanziert und unsympathisch herausstellt? Simon Amstell, bis vor kurzem Host der Comedy-Panelshow „Never Mind The Buzzcocks“, war eben dort berühmt dafür, noch recht jung, dafür aber schon sehr fies zu seinen Gästen zu sein. Dann warf er das Handtuch, um vielleicht ein bißchen schauzuspielen. Und tataa: schon sehen wir ihn in einer Sitcom, wo er sich selbst spielt und wo im Kreise von Mutter (Rebecca Front) und weiterer Verwandtschaft erörtert bzw. nicht erörtert wird, ob es klug war, die Fernsehkarriere hinzuwerfen, um ein bißchen schauzuspielen. Sehr meta. Ob es klug war, wird sich noch zeigen — schauspielen scheint jedenfalls nicht Amstells größtes Talent zu sein.

Eine überraschend gute Variante des Themas Comedians, die im Privatleben voll unlustig sind ist übrigens (ausführliche Kritik folgt, sobald ich die zweite Staffel gesehen habe) „Happiness“ (BBC2, 2001 – 03). Zu unrecht vergessen, spielt darin Paul Whitehouse einen Comedian mit Identitätskrise: Er schreibt und spricht einen Fernseh-Knetgummibär (den Ninja-Krankenschwester-Bär Dexter), den alle Welt liebt — aber ihn, den Mann hinter dem Bär, kennt niemand… Sehr melancholisch, fast eine Melanchomedy (aua!), und top besetzt nicht nur mit Whitehouse, sondern auch mit dem jungen und sehr guten Johnny Vegas, Fiona Allen und Mark Heap, den man zuletzt gesehen hat in

„The Great Outdoors“ (BBC4). Die haben sich zuletzt leider als doch nicht so great entpuppt, muß ich einräumen. Mark Heap ist zwar immer gut als Mark Heap, die Drehbücher aber mäanderten doch recht ziellos herum und zogen sich wie, nun ja, Wanderungen bei Regen. Nicht schlimm, daß BBC4 davon nur drei Folgen in Auftrag gegeben hat.

Soviel erstmal als Sommer-Comedy-Zwischenbilanz. Vielleicht werden sie ja noch besser, die Comedy und das Wetter.

Die 25 beliebtesten Sketche der Deutschen

12. August 2010 24 Kommentare

Gerade sehe ich, die ARD zeigt die 25 beliebtesten Sketche der Deutschen. Das klingt so gruselig wie interessant, und nachdem ich noch nie live gebloggt habe, probiere ich das einfach mal: Live-Kommentar zur ARD-Show mit Kim Fischer (was die für diese Sendung qualifiziert, ist mir völlig unklar), Ralf Schmitz und einer schönen Flasche Rotwein hier neben mir auf dem Tisch.

20:20 Uhr: Ein Sketch von Otto — dagegen ist wenig zu sagen: „Theo, vier fahr’n nach Lodz“. Fand ich lustig, dochdoch.

20:21 Uhr: Rudi Carrell, Beatrice Richter und Diether Krebs in dem Windmaschinen-Suppen-Sketch. Ich glaube, ich konnte noch nie über einen Witz von Rudi Carrell lachen. Zu autoritär, der Typ. Warum dürfen eigentlich Knallchargen wie Andi Borg, Uta Ranke-Heinemann und dieser dicke Ossi kommentieren? Und warum glauben Schmitz und Fischer, noch (!) lustiger sein zu müssen als Carrell und Richter und Krebs?

20:25 Uhr: Platz 23: Bully & Co als Captain Cork & Co.

20:27 Uhr: „Der Lottogewinn“ von Loriot. „Ich heiße Erwin Lindemann und bin 500 000 Jahre alt“ — Klassiker!

20:35 Uhr: Platz 21: Die Tagesschau mit Theo Lingen, einem Überbleibsel des deutsche 50er-Jahre-Humortums. Die Leute, die das lustig finden, haben Internet? Diesen Sketch habe ich noch nie gesehen, aber daß Hellmuth Karasek ihn gut findet, sagt alles. Ich weiß nur nicht, ob über den Lingen-Sketch oder über Hellmuth Karasek.

20:38 Uhr: Ein Badesalz-Sketch. Normal stehen Sketche, in denen die Akteure Dialekt sprechen, unter Generalverdacht, denn Dialekt läßt Gags oft lustiger erscheinen, als sie sind. Badesalz sind da eine Ausnahme — Hessisch ist einfach wirklich lustig, und Badesalz meistens auch.

20:40 Uhr: Hape Kerkeling als Simultanübersetzer. Französisch ist halt auch immer lustig, fast so wie Hessisch. Diese Froschfresser, die sind aber auch…!

20:43 Uhr: Platz 18: Jürgen „Tegtmeier“ Manger, der seine Schwiegermutter umgebracht hat. Man sollte erwarten, daß Schwiegermutterwitze in Verbindung mit Ruhrpott-Komik schrechlich schief gehen. Dieser ist aber komischer als erwartet — zumal er drastischer ist, als die versöhnliche rheinische Frohnatur-Komik es sonst so ist. „…daß mir diese Untat sehr, sehr… also, wie jesacht.“

20:45 Uhr: Eine „Derrick“-Parodie mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein. Spielt in einer Liga mit „Switch“-Parodien, eh klar.

20:49 Uhr: Helga wer? Hahnemann? Achim Mentzel scheints aber gut zu finden. „Traudls Talkshow“, wat et allet jibt, wa? Das Publikum schreit mehr als daß es lacht, immer ein „gutes“ Zeichen für Hochkomik. Olaf Schubert habe ich lange unterschätzt, der ist viel lustiger, als seine aufdringliche Kunstfigur es ahnen läßt. Wer einmal ein ganzes Programm von ihm gesehen hat, weiß, wie kunstvoll der Mann Sprache, äh, dingens, drechseln kann.

20:53 Uhr: Platz 15: Harald und Eddi in Frauenkleidern. Günther Beckstein findet’s gut und macht es an Fasching in Veitshöchheim auch, sich als Frau verkleiden, falls das wen interessiert. Mich nicht, aber hey, das bin nur ich. Wenn ich Männer in Frauenkleidern sehen will, schalte ich auf die türkischen Satellitenkanäle.

20:56 Uhr: Noch mehr DDR-Humor: Rolf Herricht und Hans-Joachim Preil in einem Eisenbahn-Sketch, der sich über die Verhältnisse der Reichsbahn mockiert. Erinnern mich an das britische Comedy-Duo Morecamb & Wise. Sieht lustig aus, aber mir fehlen die rechten Maßstäbe zur Bewertung von Ost-Komik, fürchte ich.

20:59 Uhr: Olli Dittrich und Wigald Boning in RTL-„Samstag Nacht“ als Beckenbauer und Moderator. Die „Samstag Nacht“ war immer schlechter als ihr Ruf (und als er vor allem in der Retrospektive immer noch ist), aber Dittrich als Beckenbauer überzeugt mich gerade durchaus. Mehr als Matze Knop jedenfalls.

21:02 Uhr: Platz zwölf: Gerhard Polts „Mai Ling“-Sketch. Und endlich mal ein Dead-Pan-Komiker, der nicht immer schon durch breites Lachen (Schmitz!) drauf hinweisen muß, wie lustig er ist.

21:04 Uhr: „Das Wetter“ mit Peter Frankenfeld. Diese Ausgewogenheit von Comedians, Epochen, West und Ost macht mich langsam stutzig — inwiefern durfte da „im Internet“ eigentlich abgestimmt werden? Die 25 beliebtesten aus 30 zur Auswahl gestellten Sketchen?

21:08 Uhr: Platz zehn: Die Flasche Pommes von Didi. Didi ist ein heikler Fall: mit zehn fand ich ihn super, und das prägt mich bis heute: Allen „kabarettistischen“ Auswüchsen des Hallervordenschen Schaffens zum Trotz finde ich Didi noch lustig —  in seinen alten Sachen. Palim-palim! Andererseits: Man hört ja nichts so richtig Gutes über Didi unter Comedyschaffenden. Ein Komiker ohne eigene Scherze, ein Kollegenschwein par excellence. Aber was für ein Timing! Und was für Grimassen!

21:11 Uhr: Bastian „Brisko Schneider“ Pastewka und Anke „Ricky“ Engelke auf Platz neun. Pastewka mag man, oder man mag ihn nicht.

21:15 Uhr: Rudi Carrell und Heinz Erhardt in dem Regenlied-Sketch. Zzzzzzzzzzzz…. zzzzzzzzz…. zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz… zzzzzzzzzzz… zzzzzzzz…

21:19 Uhr: Platz sieben: Ein „Sketchup“-Sketch mit Iris Berben. Ah, der kleine Hund, den dann der Teppichverleger… Zzzzzz… zzzzzzzzzzzzzz…. zzzzzzzzzzzzz………. Hauptsache, Günther Beckstein findet’s gut. Ich finde, Günther Beckstein sollte viel öfter im Fernsehen Sachen gefragt werden.

21:22 Uhr: Platz sechs: Loriot bzw. Evelyn Hamann und die englische Krimiserie, deren „Was bisher geschah“ Hamann erzählen muß. Haha, seit über einer halben Stunde muß ich mal wieder wirklich lachen! Und zwar über Marcel Reich-Ranickis Geschwätz. Zwei Loriot-Sketche, und beide ohne Loriot, das ist auch gut.

21:27 Uhr: Otto und „Der menschliche Körper“. Ein echter Klassiker! Ich bewundere Otto sehr dafür, nicht den Didi-Fehler gemacht zu haben und irgendwann „ernst“ geworden zu sein. Otto muß immer Otto bleiben! Und soll ja auch privat einer der wenigen Comedians sein, die tatsächlich so sympathisch sind, wie sie alle immer tun.

21:30 Uhr: Platz vier: Peter Frankenfeld in einem „Büro, Büro“-Sketch, den ich noch nie gesehen habe. Mhm, mit Direktoren telefonieren heißt ja auch heute oft noch, immer „ja… mhm… Gewiß, Herr Direktor“ zu sagen. It’s so funny ‚cause it’s true! Vor allem, daß Angestellte mit Frack und Fliege im Büro sitzen, ist sehr gut beobachtet. Die kleine Tochter, die immer auflegt, heißt Uschi. Wahrscheinlich ist es Uschi Glas. „Was ich wollte? Das habe ich vergessen!“ — Klick. Toll.

21:33 Uhr: Platz drei: Heinz Erhardts „G-Sketch“. Und gleich kommt noch die Nudel. Bzw. natürlich Die Nudel. DIE NUDEL! Wer das nicht hat kommen sehen, der kennt die Deutschen und ihre Lieblingssketche nicht. Es werden noch Wetten darauf angenommen, daß nicht der Silvester-Butler-Miss-Sophie-Sketch auf Platz eins ist. Den in England übrigens kein Mensch kennt. Wer ihn einmal gesehen hat, weiß auch, warum nicht.

21:36 Uhr: Platz zwei. Die Nudel. Kaum abgenudelt, muß man sagen. Und ich verliebe mich allmählich ein bißchen in Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann. Warum durfte Jürgen von der Lippe eigentlich nur zwei kleine Sätze zu den 25 beliebtesten Sketchen der Deutschen sagen?

21: 41 Uhr: Ja. Gute Nacht. Nicht mal die Version mit Bernd dem Brot kann aus dieser Soße noch etwas machen. Same procedure as every scheißyear, ich habe diesen Sketch schon immer gehaßt. Na ja, mit fünf vielleicht noch nicht, mit sieben dann aber schon.

Ganz schön anstregend, dieses Live-Bloggen! Das nächste Mal kündige ich es fünf Minuten früher an, dann sieht vielleicht auch jemand zu. Und jetzt mache ich noch eine Flasche Rotwein auf! Same prosiitscher äs ewweriabend. Schöööössss! Hähähähä…

Nachtrag: Wie ich gerade erfahre, lag ich gar nicht mal so falsch: Abgestimmt werden durfte zwischen paarnfumsich Sketchen. Ich will nicht sagen, daß ich das typisch deutsch finde, die Entscheidung über Komik und Humor von oben nach unten schon vorzugeben, aber… das ist typisch deutsch. Und erklärt auch, warum da fast keine Beiträge von den Privaten vorkamen. Bzw. genau drei (Bully, Pastewka/Engelke, Dittrich/Boning). Dem zwei DDR-Fernseh-Sketche entgegenstehen. Das ist mal ausgewogen, liebe ARD, liebe ARD-Humorbeamte! Hut ab.

Nachtrag zwei: Es wäre noch eine Untersuchung wert, von wann die „beliebtesten“ Sketche so im Schnitt waren. Der jüngste dürfte die Bully-Parodie auf „Star Trek“ gewesen sein, und die ist vorneweg zehn Jahre alt. Ist das dem Altersschnitt in der ARD-Redaktion geschuldet? Oder dem der ARD-Zuschauer an einem Donnerstagabend?

KategorienAllgemein Tags:

Comedy Landmarks (4): Staverton Station

10. August 2010 5 Kommentare

1982 änderten sich die Zeichen, unter denen bis dahin Comedy im britischen Fernsehen stattgefunden hatte. Ein neuer, „alternativer“ Fernsehkanal, Channel 4, machte den drei alteingesessenen, BBC1, BBC2 und ITV, ab November Konkurrenz, und eine junge Gruppe von Comedians fand sich zusammen, um gegen das Comedy-Establishment anzutreten, das sie für konservativ, tendenziell rassistisch und minderheitenfeindlich hielten. „The Young Ones“ (BBC2, 1982) von Ben Elton steht heute stellvertretend für die alternative Comedy — und war, so anarchisch-grell, wie die „Young Ones“ daherkamen, vermutlich auch das komischste, was die alternative Comedy-Bewegung hervorgebracht hat; ansonsten litt die Komik ja doch ein bißchen an der selbstverordneten politischen Korrektheit ihrer Macher.

Diesmal gleich zu Beginn: Icke vor historischer Kulisse

Sieben Tage jedoch, bevor „The Young Ones“ debütierten, lief am ersten Sende-Abend von Channel 4 die erste Folge einer anderen Comedy-Reihe, die den eigentlichen Startschuß für die alternative Comedy lieferte: „The Comic Strip Presents: Five Go Mad in Dorset“. In dieser halbstündigen „Fünf Freunde“-Parodie trafen erstmals etliche spätere Stars der Bewegung aufeinander: Dawn French und Jennifer Saunders hatten ihren allerersten Fernsehauftritt, mit von der Partie waren Adrian Edmondson und Robbie Coltrane, letzterer ebenfalls in seinem ersten TV-Auftritt. The Comic Strip begriff sich als Comedy-Kollektiv, dazu gehörten Rik Mayall, Nigel Planner und Peter Richardson; „The Comic Strip Presents…“ lief in fünf Staffeln bis 1993, etliche Specials nicht mitgezählt.

Staverton Station in der Nähe von Totnes, Devon

Die erste Szene der ersten Folge „The Comic Strip Presents…“, die am ersten Abend von Channel 4 lief, und jetzt komme ich langsam mal zum Punkt: wurde gedreht in Staverton Station. Hier kommen die Freunde in der Provinz an, um mit einer ziemlich elitären, um nicht zu sagen: schwer konservativen Attitüde vermeintlich sinistren Gestalten nachzuspüren, die sich später als zwar homosexuell (Onkel Quentin!), aber nicht kriminell herausstellen. Was die fünf Freundchen nicht davon abhält, sie der Polizei zu übergeben.

Wenn man diese Folge heute sieht, wundert man sich schon ziemlich — nicht nur darüber, daß sie damals zu einem kleinen Aufschrei unter den Fans der „Fünf Freunde“ führte (obwohl die Enid-Blyton-Gesellschaft sie vorher abgesegnet hatte), sondern auch, daß sie als der Beginn einer Comedy-Revolution gilt. Denn für heutige Sehgewohnheiten ist das natürlich alles sehr langsam, beinah zäh, und über weite Strecken auch nicht besonders komisch. Manche Gags sieht man überhaupt nur, wenn man um ihre Existenz weiß: In einer Szene etwa, die am Teetisch der Tante spielt, wo die fünf Freunde untergekommen sind, sieht man in jeder einzelnen Einstellung eine blaue Ginflasche. Das heißt: man sieht sie — aber nur, wenn man schon weiß, daß sie da ist, sonst geht dieser visuelle Scherz leider völlig unter.

Wirkt ein bißchen wie eine zu groß geratene Modelleisenbahnanlage...

Daß die einspurige und nicht elektrifizierte Eisenbahnstation noch immer genau so aussieht wie vor 28 Jahren, nämlich bilderbuchhaft schön, hat einen einfachen Grund: Sie gehört nicht zum regulären Eisenbahnnetz, sondern ist quasi museal. Am Wochenende, bevor wir dort hin kamen, hatte ein 40er-Jahre-Event stattgefunden, mit Loks und Waggons dieser Zeit, Uniformen und allem, was dazugehört. Täglich kann man an Fahrten mit historischen Zügen teilnehmen. Ein gerahmter Aushang vermerkt alle Film- und Fernseh-Dreharbeiten, die auf Staverton Station bislang stattgefunden haben: Eine ganze Menge. Angefangen von Peter Cushing und „The Hound of the Baskervilles“ über Michael Palins „Ripping Yarns“ bis hin zu den „Tripods“, einer Sci-Fi-Kinderserie, die ich mit 14 als sehr verstörend empfunden habe, beim Wiedersehen neulich allerdings eher als billig und sensationell schlecht gespielt.

Auf einem Abstellgleis stehen einige historische Waggons

Das bemerkenswerteste an Staverton Station aber: der Bahnhofsvorsteher, der mit imposantem Bart und Taschenuhr in der Hand alle fünf Minuten den Bahnsteig auf und ab geschritten ist, als käme gleich königlicher (oder zumindst hochadeliger) Besuch. Wie mir überhaupt noch mehrmals aufgefallen ist, wie viele erwachsene Männer in England einen Eisenbahnfetisch haben und sich mit größter Ernsthaftigkeit damit beschäftigen können, den ganzen Tag extra gebaute Schmalspur-Dampfloks zu fahren, Gleisanlagen zu pflegen, alte Dieselaggregate am Laufen zu halten — oder eben Bahnhofsvorstand zu spielen. Toll.