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Artikel Tagged ‘Stewart Lee’

And the Bafta goes to…

Heute abend werden die Baftas vergeben, denen ich mangels sensationeller neuer Comedy in den letzten zwölf Monaten allerdings eher halb interessiert entgegensehe. In der Sparte Comedy Programme sind nominiert:

  • „The Armstrong and Miller Show“
  • „The Kevin Bishop Show“
  • „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“
  • „That Mitchell and Webb Look“

Mein Favorit in dieser Kategorie wäre selbstverständlich Stewart Lee, dessen Stand-Up-Show (an der auch Armando „The Balding God“ Iannucci beteiligt ist) nicht  nur die einzige neue unter den Nominierten, sondern auch die originellste ist: solipsistisch, beißend, finster — ganz nach Lees Motto If you prefer a milder comedian, please ask for one.

„Armstrong and Miller“ liefern klassische Sketch-Comedy, die wesentlich von der Chemie zwischen Alexander Armstrong und Ben Miller lebt („Worst Week of My Life“) und zwar eine ganze Menge gute Ideen hat, aber schwerlich die Neuerfindung des Comedy-Rades ist. Gleiches gilt für Mitchell & Webb sowie Kevin Bishop: letzterer hat die schnellsten Gags, erstere haben den Vorteil, Mitchell und Webb zu sein. Alle drei (außer Lee) müssen sich das vergiftete Lob gefallen lassen, „solide“ zu sein: gut gemacht, handwerklich top, in weiten Teilen auch verläßlich komisch, aber eben traditionell.

Nominiert in der Sparte Situation Comedy sind

  • „The Inbetweeners“
  • „Miranda“
  • „Peep Show“
  • „The Thick of It“

Von diesen vier fallen für mich persönlich zwei sofort raus: Miranda Harts „Ich bin so ein liebenswerter Tollpatsch“-Sitcom und die Coming-of-Age-Comedy „Inbetweeners“, die gewiß viele Wiedererkennungs-Gags für 17jährige am Start hat, nicht aber für meine Generation. „Peep Show“ (sechs [!] Staffeln) und „The Thick of It“ (je nach Zählweise zwei bzw. drei Staffeln) sind beide verdienstvoll, aber über beide wurden auch schon sehr viele Loblieder gesungen.

Auch dieses Jahr finde ich es unerklärlich, daß „Outnumbered“ nicht einmal nominiert ist (bis auf Hugh Dennis als besten männlichen Performer). Aber es ist ja auch Miranda Harts unfaßbarer Mist nominiert (und Hart selbst sogar noch als „Best Female Perfomance in a Comedy Role“), während sagen wir „Psychoville“ oder „Gavin & Stacey“ ignoriert wurden.

Einzige Kategorie, die mich am Rande interessiert, ist dieses Jahr Drama Series, in der ich sowohl „Misfits“ als auch „Being Human“ gerne an erster Stelle sähe; beide Serien seien an dieser Stelle abermals schwer empfohlen.

Die komplette Comedy-Shortlist findet sich im British Comedy Guide.

…and the nominations are:

18. November 2009 1 Kommentar

Die Times (schnell noch lesen, bevor Murdoch alles kostenpflichtig macht!) hält wohl große Stücke auf „Outnumbered“ — völlig zu Recht natürlich — und setzt ein nettes, kleines Feature der Serie vor die Nominierungen für die British Comedy Awards. Die werden am 12.12. vergeben, und ich drücke Claire Skinner (nominiert als beste Schauspielerin für die zweite Staffel „Outnumbered“), Daniel Roche und Ramona Marquez (nominiert als bester/beste Comedy Newcomer für die zweite Staffel „Outnumbered“) und der Serie selbst (nominiert für die beste Sitcom) alle verfügbaren Daumen. Außerdem natürlich Stewart Lee (nominiert als bester Live-Stand-Up-Performer für „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“) und „Dead Set“ (für bestes TV-Comedy-Drama).

Der schnelle Sonntags-Einkaufstip

13. September 2009 Keine Kommentare

Schon am 7. September erschienen sind zwei unbedingt empfehlenswerte DVDs, deren Inhalt ich schon hier besprochen habe: „Getting On“ (10,98 Pfund bei Amazon.uk — n.b.: die Staffel hat in diesem Fall nur drei Folgen) und „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“ (12,98 Pfund). Wollte ich nur noch mal drauf hinweisen.

Und apropos Stewart Lee: Der hat kürzlich via YouTube zwei Fälle von Plagiat öffentlich gemacht. Im ersten hat angeblich Jack Whitehall bei ihm, Lee, abgekupfert, was ich angesichts seiner, Whitehalls, juvenilen 21 Jahren noch als Jugendsünde zu verzeihen bereit wäre; der Fall von Ricky Gervais, der sich für sein Programm „Politics“ bei Lee bedient haben soll, wiegt schon ein bißchen schwerer, sollte an den Vorwürfen was dran sein. Andererseits räumt Lee ein, er habe sich selbst schon von fremdem Material, äh: „inspirieren“ lassen: Sein „40-year-old comedian“ weise schließlich gewisse Ähnlichkeiten zu einem Song seiner Lieblingsband The Fall auf, der „50-year-old Man“ heißt. Angeblich habe Mark E. Smith bei Konzerten schon die Zeile „I’ve been watching TV/Stewart Lee, ripping off me“ eingebaut…

German humour in Great Britain

16. Juli 2009 1 Kommentar

Ja, es gibt ihn! Vertreten wird er durch Henning Wehn, einen hierzulande weitgehend unbekannten Comedian, der mich persönlich in seiner behäbigen und treudoofen Art an Martin „Maddin“ Schneider erinnert (den wiederum, Insiderwissen total, die Ehefrau von TITANIC’s own Eckhard Henscheid entdeckt hat, insofern er nämlich bei ihr im Unterricht, sie ist bzw. war Lehrerin, immer Faxen gemacht hat! Woraufhin sie bzw. Eckhard ihm den Tip gab, es mal mit Comedy zu probieren. Wo war ich? Ach ja: Bei Henning Wehn).

Wehn ist, bevor er mit eigenen Shows die Bühnen erobert hat und bei Channel mit „Henning Wehn’s Tourism Guide to (West) Germany“ landete, als Warm-Upper vor Comedy-Stand Ups anderer Comedians tätig gewesen, und war als solcher auch vor Stewart Lees letzter TV-Show „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“ beschäftigt. Die BBC hat ein kleines Video davon in ihrem YouTube-Channel hochgeladen, Lee eine kurze Einleitung dafür gesprochen — und ich es jetzt hier verlinkt. Ton voll aufdrehen, das Video ist leider ein bißchen zu leise ausgesteuert.

Cross dress to kill

11. Juni 2009 1 Kommentar

Eddie Izzard ist, damit das auch mal gesagt ist, ein Großer: Nämlich ein großer Stand Up Comedian, vielleicht der größte lebende in England. Er ist, und ich schreibe es nur, weil ich zuletzt dessen Stand Up gesehen hatte, das genaue Gegenteil von Stewart Lee: philantrop, flamboyant, durch und durch albern. Und obwohl mir wesensgemäß der menschenhassende, meist schwarzgekleidete Lee und sein kynischer Witz (jaja, gleich langt’s mit den Fremdworten) näher liegen, sind Izzards Auftritte die komischeren, denn er hat sie, ja, er besteht nur aus funny bones. Ein Exzentriker vor dem Herrn, der einen surreal-assoziierenden Humoransatz verfolgt, wie ich ihn auch an Ardal O’Hanlons Comedy hoch schätze. Dabei ist es ganz gleich, ob Izzard über die Kantine auf dem Todesstern spekuliert…

…sich über Religion im Allgemeinen und Christen im Besonderen äußert…

…oder englische und amerikanische Kinofilme vergleicht:

— irgendwann sind einem die bunte, alberne Welt, die Izzard regelmäßig um sich herum erschafft, und ihr Schöpfer so sympathisch, daß man am liebsten bei ihm einziehen möchte. Die größte Annäherung an diesen Wunsch bleibt allerdings wohl das Box-Set mit seinen Auftritten auf DVD (oder natürlich der Besuch eines seiner Gigs).

It’s the hardest job in the world

24. April 2009 3 Kommentare

Noch nie habe ich eine Parodie auf Bill Hicks gesehen, und auch noch keine so schöne Parodie auf den klassischen britischen Fernseh-Sketch wie in der fünften Folge von „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“, in der Lee über den Zustand des Stand Up Comedians im Allgemeinen und dem des amerikanischen im Besonderen räsoniert. Sein Bill Hicks heißt Dyl Spinks (und sein Eddie Murphy Cracker Saucerips), und der Clip beginnt bei 4:27.
https://www.youtube.com/watch?v=OvTQqNvm7pI&hl=de&fs=1

Die Parodie auf den traditionellen Sketch, die Lee im letzten Drittel unterbringt, folgt auf einen rant über die Billigaccomodationen der Hotelkette Travelodge, wie ihn auch die Starkolumnisten diverser deutscher Magazine nicht schöner formulieren könnten. Bei Lee folgt dann allerdings die Einsicht, daß die besten Comedians zwar nicht unbedingt jung sterben — aber jedenfalls bevor sie beginnen, sich über Budget-Hotels zu ereifern. Oder über andere Bürokratie-Monster wie das National Apple Office (ab 4:03):
https://www.youtube.com/watch?v=DDwQ66XBrH8&hl=de&fs=1

Es gibt die komplette Folge bei YouTube; wer schon mit Armando Iannucci und Chris Morris vertraut ist, sollte sich unbedingt mehr ansehen — beide waren an der Produktion von „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“ beteiligt.