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Artikel Tagged ‘Graham Linehan’

The last Downfall parody

4. September 2009 Keine Kommentare

Gerade komme ich nicht dazu, viel zu gucken (hat man das gemerkt?), darum hier zur allgemeinen Unterhaltung: Die letzte, weil schon auf der Metaebene befindliche „Untergangs“-Parodie, in der Hitler herausfindet, daß es — schon wieder! — eine neue „Untergangs“-Parodie gibt. Geht, wie immer, auch ohne Ton. Sogar besser, ohne Ton.

(via Graham Linehans Blog)

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Verhungerte Comedy

Die große Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts war charakterprägend für die Iren: Sie schürte den Haß auf die englischen Herren, die die Not hätten verhindern können, zog eine Auswanderungswelle Richtung Amerika nach sich und wurde in der Folge zu einem Wendepunkt in der irischen Geschichte, der bis heute im öffentlichen Bewußtsein sehr präsent geblieben ist. Eigentlich naheliegend, daß ein solches Ereignis auch für den Fremdenverkehr ausgenutzt wird: Etwa mit einer Touristenattraktion wie einem Great Famine Theme Park — z.B. mit Schauspielerinnen aus der Umgebung, die schön anämische Hungersopfer spielen könnten: „Make the experience of the famine fun!“

Ardal „Father Dougal“ O’Hanlon und Ewen Bremner (der Spud in „Trainspotting“) sind die beiden Unglücklichen, die diesen Theme Park aufbauen sollen in „Wide Open Spaces“, der neuen Komödie von Arthur Mathews, ja: DEM Arthur Mathews, dem wir (zusammen mit Graham Linehan) „Father Ted“ verdanken, „Black Books“ und „Big Train“. Ein kleiner irischer Film, vor einer Woche angelaufen und vielleicht irgendwann auch mit Untertiteln versehen auf DVD erhältlich; das käme jedenfalls mir sehr zupaß, der ich von dem Trailer schon mal nicht so recht viel verstanden habe, außer daß ein hervorragender BMW E9 mitspielt, der für mich schon allein ein Grund wäre, den Film zu mögen (auch wenn es schon erste Kritiken gibt, die ihn gar nicht mal sooo gut finden, also: den Film, nicht den BMW).

Mit viel scharf

19. Februar 2009 Keine Kommentare
Mustard, Mustard, Mustard

Mustard, Mustard, Mustard

Alex Musson, der Mann hinter dem Britcom-Fanzine Mustard, hat mir die ersten drei Ausgaben gegen einen geringen Obolus zukommen lassen, und ich freue mich schon auf die ausführlichen Interviews mit Graham Linehan (ja doch, es muß immer wieder hingeschrieben werden: „Father Ted“, „The IT Crowd“, „Big Train“, „Black Books“), Sam Bain und Jesse Armstrong („Peep Show“, „The Old Guys“) und Michael Palin (gut, hier spare ich mir die Credits), auf die zahlreichen Cartoons und auf auf all die Scherze, die da auf mich warten. Für eine, wenn ich das richtig einschätze, Untergrund-Publikation scheint mir das alles sehr aufwändig gemacht. Ein Abo ist euch sicher, Mustard („as seen on ‚The IT Crowd‘ if you look really closely„)!

It’s a priest thing you wouldn’t understand

9. Januar 2009 1 Kommentar

Drei katholische Priester auf einer abgelegenen Insel westlich von Irland sollten das Sitcom-Dreamteam der Neunziger Jahre werden und Channel 4 einen seiner wenigen Comedy-Hits dieser Tage liefern: „Father Ted“ — der in den Top Ten meiner Lieblingsbritcoms aller Voraussicht nach für immer unter den ersten fünf bleiben wird — mutet auf den ersten Blick ein wenig altmodisch an und ist tatsächlich zum größeren Teil als Fourth-Wall-Sitcom gedreht, was seinerzeit völlig wider den Zeitgeist lief. Möglicherweise aber wurde erst die Mischung aus surrealer, oft sehr physischer Komik und einer harmlosen, leicht anachronistischen Form zu dem Treibstoff, der „Father Ted“ in ungeahnte komische Höhen aufsteigen ließ: Die Unschuld der Form gestattete es überhaupt erst, einen durchgehend delirierenden, schmutzverkrusteten Father Jack (Frank Kelly) zu zeigen, der zwischen seinen alkoholinduzierten Schläfchen flucht („Feck! Girls! Arse!“) und trinkt, was er kriegen kann — Kloreiniger, Bremsflüssigkeit, egal. Die Harmlosigkeit, mit der Ardal O’Hanlon Father Dougal spielt, macht dessen Dummheit erst zu der naiven Art eines Zehnjährigen: Man muß ihm einfach nachsehen, daß er nicht an Gott oder irgendeine Form organisierter Religiosität glaubt. Und auch Father Ted (Dermot Morgan), der dazu berufen ist, Jack und Dougal unter Kontrolle zu halten, verzeiht man seinen Hang zu Ruhm und Geld, der hin und wieder mit seinem Beruf als Pfarrer und seinem Glauben kollidiert („The money was only resting in my account!“).

Das klerikale Trio mit zwei Hirnzellen und seine teeverrückte Haushälterin Mrs. Doyle stürmen auch viel zu schnell die Herz der Zuschauer, als daß diese die Abenteuer von „Father Ted“ ernsthaft als religions- oder kirchenkritisch einstufen könnte: Tatsächlich beschwerte sich nach der ersten Folge ein Zuschauer, „Father Ted“ sei antikatholisch, während sich ein anderer beschwerte, die Serie sei prokatholisch. In Wahrheit dient das Setting in der irischen Landgemeinde einfach der Fallhöhe: Es ist viel komischer, wenn Priester gemeinsame Urlaube im Wohnwagen verbringen, Seniorenfußballspiele organisieren, Ähnlichkeitswettbewerbe veranstalten, sich bei versehentlichen rassistischen Beleidigungen gegen Chinesen erwischen lassen, beim Eurovision Song Contest mitmachen, das Erbe eines Nazidevotionalien sammelnden Kollegen antreten oder in einer Parodie auf „Speed“ mit einem explosiven Milchwagen fahren, als wenn Nicht-Priester das tun.

Außerdem waren Mathews und Morgan in diesem Setting entscheidend im Vorteil: Sie hatten bereits als komische Priester Comedy-Erfahrung gesammelt. Mathews war in einer U2-Parodieband („The Joshua Trio“) als Priester aufgetreten, Morgan hatte zu seiner Zeit als Lehrer Stand-Up-Gigs in der Rolle von Father Trendy, der zu vielen Themen des Alltags weise Worte auf Lager hatte, wie etwa über den Rolls Royce, den er vor einem Hotel in Dublin gesehen hatte: „It made me think wouldn’t it be nice of we all had Rolls. And then I thougt but we all do have Rolls oder should I say roles — which we must fulfill.“

Für Linehan und Mathews, die sich zuvor schon hauptsächlich als Sketch-Autoren für die „Fast Show“ und „The Day Today“ Meriten erworben hatten, begannen nach „Father Ted“ große Karrieren: Sie schrieben für Steve Coogan und Chris Morris’ sowie für die Sketchshow „Big Train“, die Sitcoms „Black Books“ und „Hippies“; Linehan führte bei „Little Britain“ und „Black Books“  Regie. O’Hanlon war Mitbegründer von Irlands erstem alternativen Comedy-Club, „The Comedy Cellar“ (1988 in Dublin) , geht mit Stand Up-Programmen regelmäßig auf Tour und hatte mit drei Staffeln „My Hero“ (BBC1 2000 – 2002) einen weiteren großen Publikumserfolg. Nur Dermot Morgan blieben größere Erfolge verwehrt: Er starb mit nur 45 Jahren am Tag bevor die dritte Staffel „Father Ted“ ausgestrahlt werden sollte. Die pseudoirische Wortschöpfung „feck“ übrigens hat es in das seriöse Oxford English Dictionary geschafft — „das Vermächtnis von ‚Father Ted’“ (Pauline McLynn alias Mrs. Doyle).

Alle drei Staffeln und das Weihnachts-Special sind in diversen DVD-Ausgaben erhältlich.

Vergessene Hippies

1. März 2008 3 Kommentare

Fast zehn Jahre nach Erstausstrahlung (und 40 Jahre nach Woodstock) erscheint Mitte März eine kleine Perle der altmodischen Britcom auf DVD: „Hippies“, die Geschichte einer Handvoll von Aussteigern, die im London des Jahres 1969 ein Untergrund-Magazin produzieren möchten, aber an den einfachsten Anforderungen des revolutionären Alltags kläglich scheitern: neben dem schüchtern-dümmlichen Hugo, der auf ein Demo-Plakat „War and peace“ schreibt, Ray, der mit großem Eifer jeder Protestmode hinterherrennt („Miss World devalues chicks!“) und Alex, dem coolsten und entspanntesten Hippie, der allerdings aus reichem Elternhaus kommt und am liebsten Golf spielt, ist es vor allem Jill, die den attraktiven Mittelpunkt der Gruppe darstellt, die Frauenbewegung vorantreiben möchte und sich zu diesem Zweck sogar einen prächtigen Vollbart wachsen läßt.

„Hippies“ sieht zugegeben keine Sekunde realistisch nach den späten Sechzigern aus, sondern eher, als hätte jemand Charakterzeichnung und Humor von „Father Ted“ ins Swinging London verlegt und statt Kirchenleuten Hippies zum Gegenstand gemacht. Und genau so ist es: Hinter „Hippies“ stecken Graham Linehan und Arthur Mathews, die beiden „Father Ted“-Autoren, die hier Hauptrollen an Simon Pegg („Spaced“, „Shaun Of The Dead“), Julian Rhind-Tutt („Green Wing“) und Sally Phillips („I’m Alan Partridge“) verteilten, die ihrerseits zu diesem Zeitpunkt allesamt noch vor ihrem Durchbruch standen. Auch Nebenrollen sind hochkarätig besetzt, etwa mit Kevin Eldon („Jam“) und Peter Serafinowicz, der hier interessanterweise schon einmal die Rolle als Simon Peggs Nemesis spielt, die ihn später in „Spaced“ populär machen sollte.

„Hippies“ ist dabei gewiß nicht so brillant wie „Father Ted“, wie bedauerlicherweise bis heute keine weitere Sitcom von Linehan und/oder Mathews, bietet aber doch gute Gags und liebenswerte Charaktere wie etwa Ray und seine Mutter: „Mom, ich bin zu alt, um im Garten zu spielen, ich habe gerade einen Artikel über die Geschichte der Indochinakriege geschrieben!“ – „Das ist schön, Liebling, den kannst du gleich Tante Peg zeigen, die kommt in ein paar Minuten vorbei.“ Wer also den Humor von „Father Ted“ genauso mag wie den komödiantischen Stil von Simon Pegg & Co, ist gut beraten, sich „Hippies“ anzuschaffen: Er wird ein Kleinod entdecken, das zu seiner Zeit nicht genügend galt, um eine zweite Staffel zu rechtfertigen, das heute aber über den Standards aktueller Sitcoms liegt.

(zuerst erschienen in der Humorkritik in TITANIC 3/2008)

Die wichtigsten Britcom-DVDs 2007

1. Dezember 2007 3 Kommentare

Schon eine Weile her, daß dieser Text erschienen ist: Nämlich ein gutes Jahr. An der Relevanz hat sich aber nichts geändert, darum hier nur leicht aktualisiert: Vier Mini-Rezensionen vier exzellenter Britcoms.

Gavin & Stacey

Absolut weihnachtskompatibel: Die Boy-meets-Girl-Sitcom um zwei Mittzwanzigjährige, die sich nach vielen jobbedingten Telefonaten ineinander verlieben, ohne den anderen je gesehen zu haben. Er lebt in Essex, sie im provinziellen Wales, wohin er ihr nach einem turbulenten gemeinsamen Wochenende in London folgt; am Ende wird geheiratet. Natürlich nicht ohne einige Konflikte zwischen Freunden und Familien.

Nicht übermäßig dicht an Lachern, dafür atmosphärisch warm ist diese Produktion aus Steve Coogans Comedyschmiede Baby Cow, in der neben der Comedy-Neuentdeckung Mathew Horne Altstars wie Rob Brydon („Human Remains“) und Alison Steadman („The Worst Week Of My Life“) mitspielen. Ein feiner Soundtrack rundet das ganze zur Feelgood-Britcom des Jahres ab, von der 2008 eine zweite, ebenso gute Staffel auf DVD erschienen ist.

The IT Crowd – Version 1.0 & Version 2.0

Was für Nerds: Die ersten beiden Staffeln der Abenteuer von Roy und Moss, zwei typischen Systemadministratoren, und ihrer neuen Vorgesetzten Jen, die von Computern keine Ahnung hat. Alle drei fristen ein Leben am unteren Ende der sozialen Leiter im Rumpelkeller von Reynholm Industries, wo jeder Anruf mit der Frage „Have you tried turn it off and on again?“ beginnt – und nicht selten auch schon endet.

Die geteilten Meinungen, auf die „The IT Crowd“ in England stieß, dürften nicht zuletzt Folge der hohen Erwartungen an die Serie gewesen sein, schließlich mißt man dort Autor und Regisseur Graham Linehan ebenso an seinem sagenhaften Erfolg mit „Father Ted“ wie den Produzenten Ash Atalla an seinem mit „The Office“. Da ist schwer heranzukommen, aber diese Old-School-Sitcom mit Publikum und klassischer Drei-Kamera-Bühnensituation gibt sich alle Mühe. Eine US-Adaption ist in Vorbereitung, in England läuft nächstes Jahr die dritte Staffel – die ersten beiden sind zumindest für ITler hierzulande schon beinahe Pflicht.

Father Ted – The Definitive Collection

Apropos „Father Ted“: Die gerade erschienene „Definitive Collection“ ist zumindst für alle, die noch nichts von „Father Ted“ besitzen, ein absolutes must have. Gar nicht mal wegen der überwältigenden Fülle von neuem Bonusmaterial, sondern einfach weil „Father Ted“ eine der besten englischen Sitcoms der Neunziger ist. Punktum. Kleiner Tip für Liebhaber, die gar nicht genug bekommen können: Neu auf dem Markt ist ebenfalls gerade die Aufzeichnung eines Stand-Up-Auftritts von Ardal „Father Dougal“ O’Hanlon: „Live in Dublin.“

Lead Balloon

Es dauert ein, zwei Folgen, bis man sich mit der Figur des lebensüberdrüssigen Stand-Up-Comedians Rick Spleen anfreundet, dann aber schließt man den meist sauertöpfischen Komiker ins Herz, der in dieser düsteren Sitcom mit seinem besten Freund und Co-Autor über Gott und die Welt palavert und regelmäßig in Schwierigkeiten kommt, wenn er etwa erklären muß, wie sämtliche Teelöffel seines Stammcafés bei ihm zuhause gelandet sind.

Wer sich angesichts dieses Settings entfernt an „Curb Your Enthusiasm“ erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch; Jack Dee, der „Lead Balloon“ als Autor und Hauptdarsteller zwar ebenfalls recht autobiographisch angelegt hat, ist aber weit davon entfernt, Larry David kopieren zu wollen. Von dessen Erfolgen kann er, der regelmäßig fremde Witze als seine eigenen ausgibt, ohnehin nur träumen. Die Serie aber ist mit dem gebührenden Erfolg gesegnet und mittlerweile in die dritte Runde gegangen – auch die zweite Staffel ist mitterweile auf DVD zu besichtigen.

(zuerst erschienen in einem Humorkritik Extra in TITANIC 12/2007)