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Artikel Tagged ‘Julia Davis’

In the News

20. März 2010 2 Kommentare

Auf „Hippies“, die beinah vergessene dritte Coproduktion der „Father Ted“-Schöpfer Graham Linehan & Arthur Mathews, wies ich bereits vor Jahresfrist hin; nun berichtet der Guardian über die nach wie vor unterschätzte kleine Sitcom mit Simon Pegg, Sally Phillips und Julian Rhind-Tutt. Daß der hübschen Serie über eine Handvoll Blumenkinder, die mit dem Zeitgeist ihres Lebensstils zu kämpfen haben, nur eine Staffel beschieden war, könnte, so spekuliert Bruce Dessau in seinem Blog „Laugh Lines“, damit zusammenhängen, daß „Hippies“ mehr Mathews‘ Kind war und der durchgeknallte Input von Linehan etwas fehlte. Dieses Frühwerk auch Simon Peggs wiederzuentdecken lohnt aber in jedem Fall.

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Daß der neue Pilot „Lizzie and Sarah“ von Jessica Hynes und Julia Davis so finster geworden ist, daß die BBC ihn im sogenannten graveyard slot um 23.45 Uhr versteckt, braucht hierzulande eher niemanden zu interessieren; daß er von Baby Cow produziert und noch bösartiger als „Nighty Night“ sein soll, aber schon: denn diese fiese Sitcom von Julia Davis hat tatsächlich Maßstäbe gesetzt. Mal sehen, ob sie den Witz noch ein bißchen steigern können, den dieser kleine Ausschnitt leider eher andeutet als ausspielt.

Media leider offline

Da aber neben Davis und Hynes auch noch Mark Heap und Kevin Eldon mitspielen, werde ich mal einen Blick riskieren.

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Ein großes Tina Fey-Porträt findet sich im gestrigen Independent; darin berichtet die „30 Rock“-Schöpferin, sie sei vor ihren karrierewirksamen Auftritten als Sarah Palin-Double immer nur als Nana Mouskouri-Doppelgängerin gehandelt worden — eine Ähnlichkeit, die im heutigen Comedy-Business eher wenig hilfreich sei. Außerdem schenkt sie Alec Baldwins Ankündigungen, bei „30 Rock“ hinzuwerfen, keinen Glauben, stellt klar, daß die 300 000 Follower bei Twitter einer falschen Tina Fey aufsitzen, und gibt zu, daß einige der lustigsten Catchphrases der Show ihrer vierjährigen Tochter zu verdanken seien.

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Bei der Sport Relief Night waren gestern abend, ähnlich den Comic Relief-Clips, einige Comedy-Schnipsel zu sehen — unter anderen der nachstehende „Outnumbered“-Clip, den ich aber nur ausgemachten Fans anheimstelle; allen anderen dürfte der Sketch recht zahm vorkommen.

In the News (9)

15. November 2009 15 Kommentare

Rob Brydon wird heute ausführlich in der Mail on Sunday porträtiert und gesteht, keinen Alkohol getrunken zu haben, bis er dreißig gewesen sei — und diese Entscheidung heute zu bereuen. „Gavin & Stacey“, die romantische Sitcom, in der er den schwulen walisischen Uncle Bryn spielt, geht am 26. November in die dritte Staffel, hat allerdings schon in den letzten Folgen der zweiten Staffel schon ein bißchen geschwächelt. Allen Brydon-Fans in spe würde ich eher zu seinen frühen, rabenschwarzen Serien raten, in denen er oft an der Seite von Julia Davis und Steve Coogan zu sehen war: etwa „Human Remains“, sechs Miniporträts von ebensovielen Ehepaaren aus der Hölle (zusammen mit Julia Davis), oder „Marion and Geoff“, einer minimalistischen Serie, in der Brydon als Taxifahrer Keith Barret in endlosen Monologen in die Kamera sinniert, was in seiner Ehe schiefgelaufen ist, so daß seine Frau heute mit eben dem titelgebenden Geoff zusammen ist statt mit ihm. Alle drei Serien stammen übrigens von Baby Cow, der Produktionsfirma von Coogan und Henry Normal, die gar nicht genug zu loben ist.

Charlie Brooker steht in einem Videointerview seiner Guardian-Kollegin Marina Hyde Rede und Antwort — eine geschlagene halbe Stunde lang. Brooker, eigentlich eher Journalist und Autor der medienkritischen TV-Serie „Charlie Brooker’s Screenwipe“, steckt ebenfalls hinter zwei der besten britischen TV-Serien, die ich in den letzten 100 Jahren gesehen habe: der „Big Brother“-Zombie-Serie „Dead Set“ und, zusammen mit Chris Morris, der ebenfalls in Medienschaffendenkreisen angelegten Sitcom „Nathan Barley“. Wer noch keine Weihnachtsgeschenke für sich selbst in petto hat, setze bitte diese Serien oben auf seinen Wunschzettel.

Und apropos Weihnachten: Morgen erscheinen, um diese Aufforderung zur Shopping Frenzy mal ganz ungeniert ihrer Tarnung zu berauben, etliche neue DVDs. Nämlich die zweite Staffel „Outnumbered“, zu der ich demnächst noch ein paar ausführlichere Worte verlieren werde, die zweite „Mighty Boosh“-Live-DVD, deren erste so gut war, daß ich die zweite in allen drei Verpackungsgrößen empfehlen kann, obwohl ich sie natürlich noch gar nicht gesehen habe, und schließlich „Omid Djalili — Live In London“. Woo-hey, Weihnachten kann kommen!

Julia, who is from Summerset

6. Februar 2009 Keine Kommentare
Aus München schreibt mir Murmel Clausen:
Massenmorde sind nicht unbedingt der naheliegendste Sitcom-Stoff; nimmt sich jedoch Julia Davis des Genres an, hält man bald nichts mehr für unmöglich. In ihrer SitcomNighty Night(produziert von Steve Coogans Firma BabyCow) spielt Davis die monströs egomane Friseuse Jill, deren Ehemann Terry (Kevin Eldon) mit Krebs im Krankenhaus liegt. Überzeugt davon, daß Kevin sterben wird, unternimmt sie alles, um ihr Leben abzusichern: Sie gibt sich als trauernde Witwe aus und versucht, ihrer an MS erkrankten und viel zu gutherzigen Nachbarnin Cathy (Rebecca Front, „I’m Alan Partridge“) den Ehemann (Angus Deayton) auszuspannen. Zusätzlich lernt sie über eine Kontaktbörse den psychisch kranken Glen (Mark Gattis) kennen, den sie zu lieben vorgibt, als er ihr erzählt, daß er sehr reich ist.
Neben den großartigen schauspielerischen Leistungen besticht „Nighty Night“ vor allem durch Jills tabulose Perfidität. Julia Davis, das erkennt man schon in der ebenfalls glänzenden Britcom Human Remains, scheint eine Schwäche für durchtriebene weibliche Charaktere zu haben. In sechs Episoden werden dort sechs englische Paare pseudo-dokumentarisch durch ihren Alltag begleitet. Neben Davis (verheiratet übrigens mit dem „Mighty Boosh“-Star Julian Barratt) glänzt dabei Rob Brydon („Gavin And Stacey“) als Co-Star wie -Autor. Ob als spießige Betreiber eines Bed & Breakfasts, die in ihrem Haus einerseits ein sterbendes Familienmitglied, andererseits einen kleinen, privaten  Swingerclub beherbergen — genaugenommen sogar Wand an Wand –, oder als suburban white trash couple, das ein Kind erwartet und die Hochzeit plant: In keiner Folge sind dem menschlichen Elend Grenzen gesetzt. Die Essenz der Serie ist recht einfach: Frau belügt Mann, Mann belügt sich, Frau belügt sich und Mann belügt Frau. Wer in naher Zukunft heiraten möchte, sollte die Finger von „Human Remains“ lassen. Und sich für die gleichen schlappen fünf Pfund was anderes bei Amazon bestellen. Das Marriage Book zum Beispiel.