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Artikel Tagged ‘30 Rock’

Emmy-Nominierungen 2012: Am besten nichts Neues

Die Emmy-Nominierungen sind raus, und insbesondere in puncto Comedy hat die Academy alle auch nur ansatzweise innovativen Shows weiträumig umfahren — auch wenn sich etwa Louis C.K. offenbar selbst keinen Gefallen getan hat.

Die (Nominierungs-)Abräumer des Jahres sind zum größeren Teil seit Jahren geläufig: „Modern Family“ (ABC) ist 14 Mal (!) nominiert, „30 Rock“ (NBC) ganze 13 Mal; neben diesen beiden sind noch der Mainstream-Krempel „Big Bang Theory“ (CBS) von Chuck „Two and a Half Men“ Lorre sowie der Klassiker „Curb Your Enthusiasm“ (HBO) als beste Comedyserien nominiert.

Nicht prominent vertreten unter den Nominierungen ist dagegen die für meine Begriffe phantastisch komische Meta-Sitcom „Community“ (NBC), die eine einzige eher versteckte Nominierung für „Outstanding Writing“ erhalten hat (für die brillante Folge „Remedial Chaos Theory“); das gleichfalls hochkomische „Parks And Recreation“ (NBC) ist ebenfalls lediglich für eher abseitige Auszeichnungen nominiert wie „Outstanding Writing“, „Outstanding Special Class – Short-format Live-Action Entertainment Programs“, „Outstanding Sound Mixing For A Comedy Or Drama Series (Half-Hour) And Animation“ (ja, das gibt es wirklich) und, nun gut, Amy Poehler ist nominiert als „Outstandin Lead Actress In A Comedy Series“.

Louis C.K. hat sich, wenn man dem Blogger und Comedy-Veteran Ken Levine Glauben schenken darf, mit der Auswahl seiner eingereichten Folge „Louie“ (FX) ins Knie geschossen:

There were better, funnier episodes he could have submitted. The first one he offered opens with him waiting at a subway platform. There’s a violinist playing furiously for five minutes and a homeless guy showering by pouring bottled water on himself. This goes on endlessly. Then the subway arrives. We see the refuge of New York City. On a seat there is some disgusting sludge. People stare at it. Louie finally gets us, takes off his jacket, and mopes up the disgusting mess. If you’re a LOUIE fan, I’m fan this was all rollicking. But if you’re not, or you’ve heard good things but were sampling the show for the first time, I think by the seven-minute mark you were done.

Immerhin ist auch Louis C.K. wenigstens zweimal nominiert, für Regie und Drehbuch.

Weitere Überraschung dieses Jahr: „Veep“ (HBO) ist prominent vertreten, obwohl Armando Iannuccis Politsatire um die Vizepräsidentin der USA (gespielt von Julia Louis-Dreyfus, auch als Outstanding Lead Actress In A Comedy Series nominiert) für meine Begriffe nicht so recht funkioniert hat: Dass sich Amerikaner so angiften, wie es für Briten selbstverständlich erscheint, will mir nicht recht einleuchten — zu niedrig erscheinen mir die amerikanischen Hierarchien, als dass auf diesem Weg Komik erzeugt werden könnte, wie es in „The Thick of It“ sehr einleuchtend funktioniert hat.

Viel interessanter als die Comedy-Nominierungen aber sind die für Drama: da rangeln mit „Boardwalk Empire“ (HBO), „Breaking Bad“ (AMC), „Downton Abbey“ (wegen der Ausstrahlung auf PBS trotz britischer Herkunft nominiert), „Games of Thrones“ (HBO), „Homeland“ (Showtime) und „Mad Men“ (AMC) gleich sechs Schwergewichte um die Auszeichnung „Outstanding Drama Series“. Favoriten hier „Mad Men“ mit 17 Nominierungen — und „American Horror Story“ (FX). Letzteres bleibt mir unbegreiflich, denn „American Horror Story“ war wirklich Car Crash TV: So schlecht, dass man nicht wegschauen konnte.

Wer noch mehr wissen möchte: DWDL berichtet ausführlich, und hier gibt es ein .pdf mit allen Nominierungen auf ingesamt 40 Seiten. Viel Spaß.

Endlich Herbst (2): Neue US-Comedys im Schnelldurchlauf

25. September 2010 8 Kommentare

Die Herbstseason der amerikanischen TV-Sender hat eine Menge Comedy zu bieten, aber welche neue Serie taugt wirklich etwas? Genau läßt sich das natürlich erst nach zwei oder drei Folgen sagen, aber hier sind schon mal meine Vermutungen zu…

Better With You

ABC, 22 Min., Sitcom, Multi-Camera, Laugh Track

Worum geht’s? Drei Großstadt-Paare und ihre Beziehungsprobleme: Ein Paar (Ende dreißig) ist seit neun Jahren Jahren glücklich zusammen, ohne verheiratet zu sein, ein Paar (Anfang dreißig) erst sieben Wochen, aber schon bereit, vor den Altar zu treten, das dritte Paar (über sechzig) ist seit 35 Jahren verheiratet und hat sich kaum noch etwas zu sagen. Tatsächlich sehen wir aber eine Familie: die beiden Frauen der jüngeren Paare sind Schwestern, die Alten ihre Eltern.

Und ist das lustig? Ungefähr so wie „Dharma & Greg“: Solide, aber überraschungsfrei, alles leicht übertrieben gespielt und mit einer nervigen Lachspur verstärkt. Ein Restaurantbesuch zu sechst ist der Höhepunkt der ersten Folge: Das jüngere Paar gesteht seine Heiratsabsicht, die von den Eltern zwar ohne Begeisterung, aber auch ohne Entsetzen aufgenommen wird. Zwar ist Casey ein Trottel (ungefähr wie Joey aus „Friends“), aber immerhin gibt es eine Hochzeit — wenn schon die ältere Schwester nicht und nicht heiraten möchte. Ben, Caseys Schwager in spe, versucht dem jüngeren zu helfen, indem er ein Kärtchen mit Konversations-Dos-and-Don’ts vorbereitet („Nicht über die Schönheits-OP ihres Vaters sprechen — vor fünf Jahren hatte er noch Segelohren, und von einem Tag auf den anderen waren sie weg!“) — nützt aber natürlich nichts („I like your ears!“).

Fazit? „Modern Family“ — nur eben unmodern. Eine Sitcom für die konservative Mehrheit der Amis.

Muß man eine zweite Folge davon gucken? Nein.

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Nach dem Klick: Kurzkritiken zu „My Generation“, „Shit My Dad Says“, „Outsourced“, „Raising Hope“ und „Running Wilde“!

Mehr…

In the long run

30. Juni 2010 12 Kommentare

Zwei Texte über US-Sitcoms, die ich einmal gemocht habe, lassen mich dieser Tage annähernd unberührt: Die Meldung, daß Steve Carell „The Office“ nach der nächsten (der siebten) Staffel verlassen wird, und ein Kommentar zu „30 Rock“, der sich darüber beklagt, die Macher der Show vertrauten in letzter Zeit zu sehr darauf, daß die zahlreichen Stargäste die Serie trügen, die ansonsten aber immer noch die beste US-Comedy im britischen Fernsehen sei.

Woran liegt das? Immerhin habe ich die ersten drei Staffeln „Office“ und „30 Rock“ wirklich gerne gesehen. Beiden Serien könnte ich nicht guten Gewissens vorwerfen, sie seien irgendwann „über den Hai gesprungen“. Es war kein qualitativer Absturz, der mich die Fernbedienung hätte weglegen und sagen lassen: Also diesen Scheiß will ich nie mehr sehen. Aber sie haben es auch nicht geschafft, mich bei der Stange zu halten — etwa mit innovativen Storybögen oder tieferen Einblicken in die Charaktere. Wenn eine Sitcom gut ist, muß das ja auch nicht sein. „Frasier“ etwa habe ich, trotz schwächelnder Staffeln, gerne bis zum Ende gesehen, und das waren im Prinzip immer die gleichen Plots. Sie funktionierten immer aufs Neue, weil die Figuren mit ihren Schwächen und angespannten Beziehungen untereinander jede für sich liebenswert waren. Ich habe sie, wie Freunde im wirklichen Leben, immer wieder gerne getroffen. Auch wenn sie immer das gleiche erzählt haben.

Sind Michael Scott und Jim Halpert, Liz Lemon und Tracy Morgan also nicht liebenswert genug? Unterkomplex gar? So daß ich mich an ihnen schlicht sattgesehen habe? Oder, und das ist mein Verdacht, sind die kurzen britischen Staffeln dramaturgisch tragfähiger, weil sie Zuseher nicht auf lange Frist binden müssen und deshalb stärkere Charaktere zeichnen können: so dunkel, zerrissen, abgründig, daß man sie nicht Jahr für Jahr dutzende Male ertragen könnte — aber zwei- oder dreimal sechs halbe Stunden lang eben schon? Ist David Brent also anstrengend, aber unterhaltsam, Michael Scott aber nervig und, in den drei, vier verschiedenen charakterlichen Geschmacksrichtungen, die ihm die „Office“-Autoren über die Zeit auf den Leib geschrieben haben, dann doch — einfach zu langweilig?

Was meint die Leserschaft? Guckt ihr überhaupt noch das US-„Office“ und „30 Rock“?

In the News

20. März 2010 2 Kommentare

Auf „Hippies“, die beinah vergessene dritte Coproduktion der „Father Ted“-Schöpfer Graham Linehan & Arthur Mathews, wies ich bereits vor Jahresfrist hin; nun berichtet der Guardian über die nach wie vor unterschätzte kleine Sitcom mit Simon Pegg, Sally Phillips und Julian Rhind-Tutt. Daß der hübschen Serie über eine Handvoll Blumenkinder, die mit dem Zeitgeist ihres Lebensstils zu kämpfen haben, nur eine Staffel beschieden war, könnte, so spekuliert Bruce Dessau in seinem Blog „Laugh Lines“, damit zusammenhängen, daß „Hippies“ mehr Mathews‘ Kind war und der durchgeknallte Input von Linehan etwas fehlte. Dieses Frühwerk auch Simon Peggs wiederzuentdecken lohnt aber in jedem Fall.

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Daß der neue Pilot „Lizzie and Sarah“ von Jessica Hynes und Julia Davis so finster geworden ist, daß die BBC ihn im sogenannten graveyard slot um 23.45 Uhr versteckt, braucht hierzulande eher niemanden zu interessieren; daß er von Baby Cow produziert und noch bösartiger als „Nighty Night“ sein soll, aber schon: denn diese fiese Sitcom von Julia Davis hat tatsächlich Maßstäbe gesetzt. Mal sehen, ob sie den Witz noch ein bißchen steigern können, den dieser kleine Ausschnitt leider eher andeutet als ausspielt.

Media leider offline

Da aber neben Davis und Hynes auch noch Mark Heap und Kevin Eldon mitspielen, werde ich mal einen Blick riskieren.

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Ein großes Tina Fey-Porträt findet sich im gestrigen Independent; darin berichtet die „30 Rock“-Schöpferin, sie sei vor ihren karrierewirksamen Auftritten als Sarah Palin-Double immer nur als Nana Mouskouri-Doppelgängerin gehandelt worden — eine Ähnlichkeit, die im heutigen Comedy-Business eher wenig hilfreich sei. Außerdem schenkt sie Alec Baldwins Ankündigungen, bei „30 Rock“ hinzuwerfen, keinen Glauben, stellt klar, daß die 300 000 Follower bei Twitter einer falschen Tina Fey aufsitzen, und gibt zu, daß einige der lustigsten Catchphrases der Show ihrer vierjährigen Tochter zu verdanken seien.

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Bei der Sport Relief Night waren gestern abend, ähnlich den Comic Relief-Clips, einige Comedy-Schnipsel zu sehen — unter anderen der nachstehende „Outnumbered“-Clip, den ich aber nur ausgemachten Fans anheimstelle; allen anderen dürfte der Sketch recht zahm vorkommen.

Neogierig auf 2010

5. Januar 2010 9 Kommentare

Aua, aua, das neue Jahr fängt ja mit einem schön beschissenen Wortspiel an. Neugierig bin ich aber tatsächlich auf die Pläne, die ZDFneo für dieses Jahr hat. Hat der Sender, der Fernsehen für Leute macht, die nicht mehr fernsehen, doch nun nach „Taking the Flak“ eine weitere, ebenfalls recht junge BBC-Britcom: „Free Agents“, bei ZDFneo „Free Agents — Zweisam einsam“ (ab übermorgen immer donnerstags um 22.30 Uhr). Immer noch im Angebot hat der Spartenkanal außerdem „30 Rock“ (mittwochs ab 22.30 Uhr in Doppelfolgen) und „Seinfeld“ (wochentags ab 14.30 Uhr ebenfalls im Doppelpack), zwei weitere gute Argumente, dort mal vorbeizuschauen.

Bislang habe ich noch nicht recht viel gesehen dort außer einer Folge „30 Rock“, die mir immerhin solide synchronisiert schien. Daß aber zum einen die Originaltitel der britischen/amerikanischen Serien erhalten geblieben sind und daß vor allem die Comedy-Programmierung auf 22.30 Uhr (Mi. und Do.) offenbar durchgehalten wird und man so verläßlich einfach einschalten kann, um mal zu sehen, was da kommt: das bringt ZDFneo zwei dicke Sympathiepunkte ein. Wenn sich erweisen sollte, daß es sich tatsächlich ein öffentlich-rechtlicher Sender zur Aufgabe gemacht hat, seinem Publikum intelligente britische Sitcoms anzubieten, die die Privaten nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden, und das womöglich sogar mit einer anständigen Synchronisation, dann kriegt ZDFneo auf meiner Fernbedienung einen Ehrenplatz.

(Hier übrigens das Programm dieser Woche als.pdf.)

In the News (6)

4. Oktober 2009 1 Kommentar

„Curb Your Enthusiasm“ wird, nach zwei zunehmend komischen, aber „Seinfeld“-freien Folgen, in der heutigen Folge auf endlose Ankündigungen endlich Taten folgen lassen: Jerry Seinfeld, Jason Alexander, Julia Louis-Dreyfus und Michael Richards werden nach fast elfeinhalb Jahren erstmals wieder gemeinsam vor der Kamera stehen. Und das vor Originalkulissen im Originalstudio, wie sie in einem langen Interview mit Hollywoodinsider verraten:

Michael Richards: „The only thing that was missing was on the back wall of Jerry’s apartment in the hall where you enter from, I had written “Funny” in red paint on the wall. And that wasn’t on the wall. It was missing. But we didn’t need any touch-up. That’s what was so profound. It just all came together pretty easily.“

Matt LeBlanc („Friends“) wird die Hauptrolle in der britisch-amerikanischen Coproduktion „Episodes“ spielen, die im Fernsehmilieu stattfinden wird und den Trend zu amerikanischen Remakes englischer Sitcoms satirisch aufgreifen soll. LeBlanc soll darin die amerikanische Fehlbesetzung eines englischen älteren Gelehrten spielen, über den sich die Produzenten in die Haare kriegen. Es soll aber in erster Linie eine romantische Comedy über Liebe am Arbeitsplatz werden — denn die Produzenten sind miteinander verheiratet. Könnte gut werden, wird „Episodes“ doch von Hat Trick produziert (die neben dem Dauerbrenner „Father Ted“, den ich hier gar nicht oft genug empfehlen kann, allerdings auch das unsägliche „Kröd Mandoon“ versemmelt haben) und von Mark Bussell und Justin Sbresni betreut, die das höchst empfehlenswerte „The Worst Week of My Life“ gemacht und auch seine (allerdings eher mäßige) Umsetzung für den US-Markt betreut haben. Ich persönlich bin ja ein Fan von Fernsehen, das sich mit sich selbst beschäftigt (siehe „Curb“), und empfehle daher hier nochmal fix „Moving Wallpaper“ und „Dead Set“; „30 Rock“ und „Extras“ muß man ja wohl nicht mehr extra erwähnen.

Außerdem meditiert die London Times darüber, what British comedy says about us (ich wage kaum darüber nachzudenken, was deutsche Comedy über uns aussagt), und der Guardian denkt laut darüber nach, ob der „Anhalter“ immer noch lustig ist. Ich tippe ja: Er ist es.